Ungebändigt
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Bewertung:
Seit vergangenem Donnerstag sind Alma + Oskar in den Sommer-Kinos zu erkunden - ein vorzüglich gemachter Film über die aufregende Liebes- und vor allem Sexbeziehung zwischen der österreichischen Komponistenwitwe Alma Mahler-Werfel (1879-1964) und ihrem Landsmann Oskar Kokoschka (1886-1980).
Kokoschka (Valentin Postlmayr), der zu Beginn der Filmhandlung ziemlich am Anfang seiner erstaunlichen Karriere als expressionistischer Maler, Grafiker und Schriftsteller steht, war sieben Jahre jünger als sie; aber von Anfang an vermittelt sich (im Film) der Eindruck, dass es mindestens 17 oder mehr Jahre sein müssten, die den (im Film) so scheinbar "Unerfahrenen" von einer der zu ihrer Zeit bewundernswertesten Männerfresserinnen der sich allmählich im Untergang befindenden K.-und-K.-Ära trennen würde. Und so zeigt dann dieser wahrlich aufregende Film in der Regie von Dieter Berner, wer von diesen beiden eigentlich der Herr (die Herrin) im Hause war; auf alle Fälle fielen sie beide übereinander her, und je länger diese aufgeheizte Beziehung andauerte, umso klarer-unklarer ward es, wer wen womit zu dominieren trachtete und ob die anstrengende Liaison letztlich im Guten oder Bösen enden würde. Also alles sowas, was wir Kinogänger mögen und womit wir unser insgeheimes Spannertum nach "Parallelschicksalen", die den unseren in etwa ähnlich waren, wären oder sind, bedienten oder gar befriedigten.
Die absolute Königin in diesem Film: Emily Cox!
Emily-Alma lässt uns Zuschauer und Zuhörer an der schier windsbrautartigen Rasanz ihrer so beispiellosen Emanzipationsgeschichte, die als Quasi-Sekretärin Gustav Mahlers (welche 1911, im Todesjahr des Komponisten, die New Yorker Erstaufführung der von Mahler nochmals überarbeiteten Fünften Sinfonie sachkundig managt) anfängt und sie "umgehend" ans Genital des sie nicht nur als Malvorlage inspirierenden und also mehr und mehr begehrenden Expressionisten (das im wahrsten Sinne dieses Wortes!) presst, teilhaben. Und nebenher sehen und hören wir sie als außereheliche Verlobte und spätere Gattin von Walter Gropius (1883-1969) - Anton von Lucke spielt ihn.
Grundtenor der von Anfang an zum Scheitern verurteilten Dauer-Beziehung zwischen Alma + Oskar scheinen zum einen Kokoschkas maß- und haltlose Eifersüchteleien und zum anderen das prinzipielle Nicht-in-Besitz-nehmen-Wollende der stolzen Titelheldin zu sein - auf diesen zwischenmenschlichen Widerspruch hebt dann der Film durchgängig ab.
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Die Romanautorin Hilde Berger, deren Bestseller Die Windsbraut 2001 schon mal (als Bride of the Wind) verfilmt wurde, hatte jetzt selbst das Drehbuch beigesteuert.
Und:
"Wir machten uns viele Gedanken, wie man Körperlichkeit und vor allem die körperliche Nähe zwischen den beiden inszenieren und erzählen kann", sagte Produzentin Johanna Scherz. Die Filmemacher suchten nicht nur jemanden, der mit den beiden Hauptdarstellern diesbezüglich arbeitete, sondern auch jemanden, der dem im Film gezeigten Theaterstück, Kokoschkas Mörder, Hoffnung der Frauen, eine Form geben könnte. Schließlich kam man auf die Choreografin Doris Uhlich. "Wir waren sehr froh, dass wir Doris für die Vorbereitung und Umsetzung der intimen Szenen zwischen Emily und Valentin und als Choreographin gewinnen konnten. Es war für alle eine gute und schöne Erfahrung. Emily und Valentin haben sich sehr gut verstanden und konnten sich gut aufeinander einlassen", so die Produzentin.
Sehr, sehr sehenswert.
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Emily Cox und Valentin Postlmayr als Alma + Oskar | (C) Film AG, Alamode Film
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Andre Sokolowski - 9. Juli 2023 ID 14282
Weitere Infos siehe auch: https://www.alamodefilm.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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