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Französisches Kino

„Zurück ins

Leben“



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Der Mann hat große Pläne, denn er will Frankreich zu Fuß durchqueren. Das sind 1.300 Kilometer, doch schon bei Kilometer 17 macht er schlapp, weil seine Beine nicht so wollen wie sein Geist. Der misslungene Aufstieg durch den rutschigen Schotter auf einen hohen Berg ist eine Herausforderung, so auch das ganze Unterfangen, denn er will alleine und ohne Handy die „Diagonale der Leere“ durchwandern, mit menschenleeren Gegenden, mit hohen Gebirgen, Flüssen und unwegsamem Gelände. Das ist für einen Gesunden schon gefährlich, weil er im Falle eines Notfalls keine Hilfe bekäme. Doch der schwer angeschlagene Wanderer ist wie besessen von der Idee, und in Rückblenden erfahren wir nach und nach, was geschehen ist.

Der Spielfilm Auf dem Weg unter der Regie von Denis Imbert basiert lose auf der Erzählung Auf versunkenen Wegen des Reiseschriftstellers Sylvain Tesson, der nach einem schweren Unfall die Strecke vom Mittelmeer diagonal bis zur Normandie an der Nordküste zu Fuß zurücklegte. Der Film wechselt zwischen drei Ebenen: der Wanderung, dem Krankenhaus und der Vorgeschichte, wobei das Drehbuch von Diastème und Denis Imbert die ursprüngliche Geschichte weiterentwickelt.

Pierre (Jean Dujardin; s. The Artist und Intrige) war ein Lebemann. Als Reisejournalist war er oft auf unwegsamen Wegen in allen möglichen Ländern unterwegs und hat darüber in seinen erfolgreichen Büchern berichtet. Es war ein riskantes Leben, das er aber im Alkohol ertränkte. Eines Tages stürzt er betrunken von einem Balkon aus acht Metern in die Tiefe und überlebt schwer verletzt. Dabei hat er Glück, dass er nicht querschnittgelähmt ist, aber er sagt, dass er wegen dieser acht Meter um 50 Jahre gealtert wäre. Gegen den Rat von Ärzten, Freunden und Familie macht er sich auf den Weg, sich seine Freiheit und sein Leben zurückzuholen. Die Landschaften sind teilweise karg, einige aber auch atemberaubend schön, und allein dafür lohnt sich der Film schon. Und Dujardin kann hier die Register seines Könnens ziehen, er spielt seine Rolle intensiv, in zurückgenommener Weise und trägt den Film fast allein.

Pierres Kumpan Arnaud (Jonathan Zaccaï) begleitet ihn auf einer Teilstrecke und als Pierre einen epileptischen Anfall bekommt, kann Arnaud ihn zum Arzt bringen. Doch Pierre geht gegen ärztlichen Rat alleine weiter. Er läuft durch verfallene Dörfer, und selbst in einer größeren Ortschaft ist der Niedergang spürbar, denn es gibt keine Apotheke mehr, in der er seine Medikamente nachkaufen kann. Doch er wird immer kräftiger, die Walkingstöcke, auf die er sich zu Anfang stark aufstützen musste, braucht er kaum noch, und die vier Monate an der frischen Luft und die Übernachtungen in freier Natur stärken ihn körperlich.

Seine seelischen Verletzungen holen in allerdings ein. Er hat den frühen Tod seiner Mutter noch nicht verkraftet, und auch seine Tante Hélène (Anny Duperey), die er unterwegs besucht, trauert ihrer Schwester auch noch nach. Seine Mutter hat große Stücke auf ihn gehalten, und ein Teil seiner Motivation mag sein, dass er sie stolz auf sich machen will. Die Mutter ist auch Thema, als ihn seine kleine Schwester Cèline (Izïa Higelin) ein Stück weit begleitet. Von ihr erfährt er, dass sich die Familie immer Sorgen um ihn gemacht hat, da er sich auf seinen Reisen durch weitgehend unbekannte Gegenden immer wieder Gefahren ausgesetzt hat. Der Duft von Freiheit und Abenteuer hatte auch für sie ihren Preis.

In seinem Tagebuch versucht Pierre seine Wanderschaft zu analysieren und zitiert Napoleon, der die Menschen in Herrscher und Beherrschte einteilte. Dieser habe eine dritte Kategorie vergessen, die Fliehenden. Pierre wähnt sich auf der Flucht, und das stimmt sicher, weil er von seiner Umwelt als krank und behindert angesehen wird, was aber keineswegs seinem Selbstbild entspricht. Doch im Grunde genommen ist er auf einer Reise zu sich selbst. Am Ende bleibt aber offen, ob er auch bei sich selbst angekommen ist.



Pierre (Jean Dujardin) wird auf einem Teil des Weges von seinem besten Freund Arnaud (Jonathan Zaccaï) begleitet | © Thomas Goisque - 2021-Radar Films-La Production Dujardin-TF1 Studio-Apollo Films Distribution-France 3 Cinéma-Auvergne Rhône Alpe Cinéma

Helga Fitzner - 30. November 2023
ID 14502
Weitere Infos siehe auch: https://www.x-verleih.de/filme/auf-dem-weg/


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