Royales
Intermezzo
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Bewertung:
Das hat es länger nicht mehr gegeben: ein Film, bei dem man fast durchgehend lachen oder sich wenigstens amüsieren kann. Wunderbar gezeichnete Figuren, witzige Dialoge, ein quirliges Ensemble, ein bisschen Drama, Liebe, Leidenschaft und prachtvolle Bilder laden zu einer Reise in die Vergangenheit vor rund 90 Jahren in England ein. Downton Abbey ist der Sitz von Lord Grantham (Hugh Bonneville) und seiner Frau Cora (Elizabeth McGovern), die dort ein hochherrschaftliches Haus führen. Im Jahr 1927 befindet sich England im Umbruch, das Empire hat den größten Teil der irischen Insel verloren, und der Adel macht sich Gedanken, ob die Monarchie nicht überholt sei. Aber da ist das Gesinde monarchistischer gesinnt als die Adeligen, denn schließlich hängt ihre Arbeit davon ab - und ganz ehrlich? Ohne ihr fürsorgliches und fähiges Personal kämen die Herrschaften gar nicht zurecht.
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Der Kinofilm Downton Abbey ist inhaltlich nach der sechsten und letzten Staffel der erfolgreichen Fernsehserie angesiedelt, die zwischen 2011 und 2015 ein Riesenerfolg war und von der Handlung her im Jahr 1925 endete. Zwei der maßgeblichen Kreativen der Serie sind auch für den Film verantwortlich. Der amerikanische Regisseur Michael Engler hat schon bei einigen der Fernsehfolgen Regie geführt, und der Autor Julian Fellowes schrieb neben einigen Folgen jetzt das herrliche Filmdrehbuch. Dieser hat als Baron einen Sitz im britischen Oberhaus: Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford. Er ist aber auch Filmschauspieler und hat sich vor allem als Drehbuchautor einen Namen gemacht, u.a. als er 2002 für Gosford Park den Oscar für das beste Originaldrehbuch erhielt. Er schildert die Marotten der Herrschaft genauso ironisch und liebevoll wie die der Dienerschaft, und es ist ganz klar, er schreibt aus eigener Erfahrung heraus und karikiert die Klassenunterschiede auf wundervolle Weise.
Neben alten Bekannten aus der Serie tauchen auch neue Figuren auf, so dass der Kinofilm auch ohne Kenntnis der Vorläufer verständlich ist. Alles dreht sich um den anstehenden Besuch von König George V. und Königin Mary, die auf einer Reise durch ihr Königreich eine Nacht und einen Tag auf Downton Abbey verbringen wollen. Das Gesinde ist völlig aus dem Häuschen, es wird geputzt, geschrubbt und vorbereitet. Es verspricht der Höhepunkt aller ihrer Leben zu werden, bis sie erfahren, dass seine Majestät sein eigenes Personal mitbringt. Sie brauchen also weder zu kochen noch zu bedienen, erfahren sie vom arroganten Butler und dem französischen Chefkoch des Königs, doch sie proben den Aufstand und überlegen, wie sie verhindern können, dass sie derart ausgeschlossen werden.
Im Mittelpunkt der Dynastie steht die verwitwete Ur-Ahnin Violet Grantham (Maggie Smith), die ständig grantelt und Ränke schmiedet. Ihr hat Fellowes einige der witzigsten und treffsichersten Zeilen auf den Leib geschrieben. Smith ist eine Ikone, sie wurde 1934 geboren und begann mit der Schauspielerei, während sie in Oxford studierte. Sie gehörte zu den erlesenen SchauspielerInnen, die Laurence Olivier in den 1960er Jahren für das neu gegründete Royal National Theater auswählte. 1969 erhielt sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin in dem Film Die besten Jahre der Miß Brodie. Sie ist seit Anfang ihrer Karriere immer präsent gewesen, sei es auf der Bühne, im Fernsehen oder im Kino. 1978 spielte sie in der Verfilmung von Agatha Christie Tod auf dem Nil mit, 1985 in Zimmer mit Aussicht unter Regie von James Ivory, 1992/3 in Sister Act 1 und 2, ab 2001 in den Harry-Potter-Verfilmungen als Lehrerin McGonagall, 2015 Lady In the Van und 2018 Tea With the Dames, um nur einige der Kinoerfolge zu nennen. Zusammen mit einem durchweg guten Ensemble, einer authentischen Ausstattung und herrlichen Kostümen entfaltet sich die turbulente Geschichte um den Besuch des Königspaars.
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Das Ensemble von Downton Abbey: Maggie Smith (li.vorn), Hugh Bonneville, Imelda Staunton, Jim Carter, Kate Phillips, Laura Carmichael u.a. | © Universal Pictures
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Helga Fitzner - 19. September 2019 ID 11688
Weitere Infos siehe auch: https://upig.de/micro/downton-abbey
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