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Schweizer Kino

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Bergler



Bewertung:    



Der in Luzern geborene Schweizer Drehbuchautor und Regisseur Michael Koch (40) hat einen großartigen Film mit Land und Leuten in den Schweizer Bergen gedreht. Die Kulisse (Kamera: Armin Dierolf) ist atemberaubend schön. Die in, hinter und vor ihr agierenden Laiendarstellerinnen und -darsteller sind es nicht minder.


"In einem entlegenen Schweizer Alpendorf greift der zugezogene Marco dem Bergbauern Alois unter die Arme, auch beim Stammtisch lernt man den stämmigen Eisteetrinker langsam schätzen. Anna wiederum kommt ursprünglich aus dem Dorf, ihre Tochter stammt aus einer früheren Beziehung. Dass die neue Liaison mit Marco klappen wird, bezweifeln so manche. Marco und Anna nicht, sie heiraten. Ihre Liebe ist behutsam und schön, sie beschwören sie mit einfachen Worten, können sie nicht fassen. Doch bald scheint Marco immer öfter die Kontrolle über seine Impulse zu verlieren…" (Quelle: GRANDFILM)


Was geschieht konkret?

Marco (Simon Wisler) bemerkt bereits zur Hochzeit mit Anna (Michèle Brand), dass irgendwas mit seinem Kopf nicht stimmt. Das junge Ehepaar sucht eine Klinik auf, der Arzt eröffnet ihm die Diagnose, Marco hat einen Gehirntumor. Nach einer OP kehrt er ins Dorf zurück, zunehmend droht er die Kontrolle über sich zu verlieren, erst sein Motorradunfall, dann jenes erschütternde Ereignis, was die beiden Eheleute auseinanderbringt: Nicole (Daniela Barmettler) , die beste Freundin Annas, entdeckt, als sie statt Anna, die in dieser Zeit die Post austrägt, Julia (Elin Zgraggen), deren Tochter zum Schulsport abholt, dass Marco vor ihr onaniert; sie stellt es Anna gegenüber falsch und unwahr dar, indem sie behauptet, dass er das Kind sexuell genötigt haben soll. Die zweite Katastrophe - nach der ersten mit Marcos Gehirntumor - nimmt ihren ungebremsten Lauf, denn Anna trennt sich umgehend von ihm, zeigte ihn, auf Nicoles erbarmungslosen Rat hin, an. Später zieht sie die Anzeige zurück, doch Marco muss ausziehen und sich eine neue Bleibe suchen... Die Krankheit schreitet unaufhörlich voran, und Anna plagen anhaltende Schuldgefühle, schließlich besucht und versorgt sie ihn, auch in Begleitung ihrer Tochter. Letztlich schläft er friedlich ein.

Wie und warum der Filmemacher hierauf kam, erklärt er kurz in einem seiner Interviews:



"Ich hatte am Radio eine Geschichte über eine junge Frau gehört, deren Mann sich wegen eines Tumors stark veränderte und der später daran starb. Etwa zur gleichen Zeit starb meine Cousine, damals im gleichen Alter wie ich, als Folge eines Tumors. Das hat mich sehr beschäftigt. Ich habe angefangen, mich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. So bin ich auf drei unterschiedliche Geschichten von Menschen gestoßen, die ihren Partner in Folge einer Krankheit in jungen Jahren verloren haben. In einer dokumentarischen Recherche habe ich über Jahre hinweg unterschiedliches Material aus Gesprächen und Recherchereisen zusammengetragen und daraus eine Geschichte geschrieben." (Quelle: GRANDFILM)


*

Es gibt beglückend und auch quälend lange Landschafts- und Gesichtseinstellungen, und immer dann, wenn am wenigsten (oder gar nicht) gesprochen wird, erklären sich die zwischenmenschlichen und die Zusammenhänge und/ oder Abhängigkeiten von "Mensch & Natur" beinahe wie von selbst.

Akustisch ist das alles dahingehend von besonderem Reiz, als dass zum einen auf Schwizerdütsch gesprochen und zum anderen einer exzellenten Musikdramaturgie gefolgt wird; so ist z.B. Der Chor Luzern (Einstudierung: Daniela Portmann) nach jedem handlungsmäßig abgeschlossenen Kapitel mit einem gesanglichen (Landschafts-)Auftritt präsent, bei dem er "Im Dorf", "Sintflut", "Abschied" oder "Komm süßer Tod" zum Besten gibt.

Authentischer geht's wahrlich nicht.




Michèle Brand und Simon Wisler in Drei Winter | (C) Hugofilm

Andre Sokolowski - 13. Dezember 2022
ID 13962
Drei Winter (CH/D 2022)
Regie und Drehbuch: Michael Koch
Kamera: Armin Dierolf
Montage: Florian Riegel
Ausstattung und Kostümbild: Sara Giancane
Ton: Tobias Koch
Musik: Tobias Koch und Jannik Giger
Mit: Michèle Brand (Anna), Simon Wisler (Marco), Josef Aschwanden (Alois), Elin Zgraggen (Julia), Daniela Barmettler (Nicole), Daniel Imholz (Fredi) u.a.


Weitere Infos siehe auch: https://grandfilm.de/drei-winter/


https://www.andre-sokolowski.de

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