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Französisches Kino

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Bewertung:    



Um die Verheißungen, die meine Überschrift und der Filmtitel vielleicht verursachen, zu relativieren: Wer die Fleischeslust verspürt, stählerne Männerkörper zu sehen, die sich keck aufreckend aus den Wellen erheben, kommt bei dieser französischen Komödie nur sehr bedingt auf seine Kosten. Die Grundidee ist nämlich, dass hier Männer mittleren Alters das Synchronschwimmen erlernen, die wie die meisten Normalos eher mit schlaffer Muskulatur und wucherndem Wams zu kämpfen haben. Kommt Ihnen bekannt vor? Berechtigt, wenn Sie fleißiger Kinogänger sind. Der reale Fall, dass eine nicht mehr ganz junge, schwedische Männergruppe an einem internationalen Wettkampf im Synchronschwimmen teilnahm und damit auch in dieser Nischensportart für Geschlechtergerechtigkeit sorgte, war schon Grundlage für drei (!) Filme: den Dokumentarfilm Der Männerschwimmclub (2010), den schwedischen Spielfilm Männer im Wasser (2008) und die britische Komödie Swimming with Men, die erst im vergangenen Jahr in deutschen Kinos anlief. Das war wohl auch der Grund, dass diese französische Variante mehr als ein Jahr nach ihrem Siegeszug in Frankreich (mehr als vier Millionen Zuschauer) mit gebührendem Abstand erst jetzt vom Verleih Studiocanal in Deutschland herausgebracht wird.

*

Ein Becken voller Männer ist die bisher beste, wenn auch nicht wirklich überzeugende Variante von den unsportlichen Underdogs, die eigentlich keine Chance auf einen Sieg haben, diese aber zu ihrem Vorteil nutzen. Vielleicht gelingt Regisseur Gilles Lellouche, der bisher überwiegend als Schauspieler gearbeitet hat (z.B. Das Leben ist ein Fest, 2017), hierzulande ja ein Achtungserfolg, nachdem die Vorgängerfilme eher unterhalb des Wahrnehmungsradars blieben. Zumindest ist Ein Becken voller Männer ein schöner Gute-Laune-Sommerfilm, an den man aber in Sachen Tiefe keine großen Erwartungen haben sollte. Lellouche bleibt nach einem fulminantem Start eher an der Oberfläche.

Zunächst lernen wir Bertrand (immer eine sichere Bank: Mathieu Amalric) kennen, der eines Tages erkennt, dass er sein tristes Ehe- und Familienleben, in dem er scheinbar nur als Störfaktor vorkommt, nicht wird retten können, wenn er nicht grundsätzlich an sich arbeitet. Depressionen und der soziale Abstieg drohen. Durch Zufall erfährt Bertrand beim Besuch des örtlichen Schwimmbads von einer Gruppe bunt zusammengewürfelter Männer, die auch alle ihr Päckchen zu tragen haben und im Erlernen des Synchronschwimmens Halt und Perspektive suchen. Unter den Wellen muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…

Die schicksalshaften Hintergründe, die dazu geführt haben oder führen, dass die Männer ausgerechnet eine weiblich dominierte Sportart erlernen wollen, kratzen Regisseur und Drehbuchautor Lellouche und sein Ko-Autor Julien Lambroschini meistens nur an. Ansonsten umschiffen sie alle ernsten Themen und spülen die gesellschaftspolitischen Aspekte im Schongang weich. An sich gute Schauspieler wie z.B. Guillaume Canet und Jean-Hugues Anglades (die auch die ansehnlichsten Typen sind) können ihr Talent kaum entfalten und müssen sich mit Skizzen ihrer Charaktere begnügen. Der Belgier Benoit Poelvoorde muss geradezu karikaturenhaft den machomäßigen Businessmann geben, der ökonomisch längst ein Sanierungsfall ist. Lellouche setzt wie schon die Macher des zweiten Teils von M. Claude auf hohes Tempo, das hier wie dort ins Hektische umschlägt. Dafür gerät die Psychologisierung mit sehr gebremstem Schaum, und manchmal denkt man, um bloß das Feld des leichtverdaulich Komödienhaften nicht zu verlassen, schlägt Lellouche einfach ein paar Mal die seichten dramaturgischen Wellen hoch.

Der Film hat zwar jede Menge schräge Typen zu bieten, aber die überzeugendsten Charaktere sind interessanterweise die Frauen des Films, die beiden Trainerinnen: Delphine (Virginie Efira) ist mit den Männern, aber auch ihrem Alkoholproblem überfordert und scheidet bald aus, ohne den ihr anvertrauten Anti-Adonissen substanziell weitergeholfen zu haben. Dafür ist die im Rollstuhl sitzende Amanda (klasse: Leila Bekhti) ein gnadenloser Drill Inspector vor dem Herrn. Ihrem Temperament und der Geduld Bertrands, der die die unbeholfene Esther-Williams-Gedenkmannschaft zum Zusammenhalt ermuntert, verdanken die Männer, dass sie überhaupt beim finalen Wettkampf der Europameisterschaft in Skandinavien antreten dürfen. Was man(n) über die Männer in dieser Story sagen kann, gilt auch für den gesamten Film: Zumindest den Arsch kriegen die allesamt verpeilten Gescheiterten noch mal so richtig hoch. Ein bisschen mehr Saft und Kraft an anderen Stellen wären aber auch noch nötig gewesen, um den Kopf über Wasser zu kriegen.



Ein Becken voller Männer (C) Studiocanal

Max-Peter Heyne - 27. Juni 2019
ID 11531
Weitere Infos siehe auch: http://www.studiocanal.de/kino/ein_becken_voller_maenner


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