Europäisches Judentum im Film
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Hohle
Parolen
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Bewertung:
JoJo Rabbit ist eine bittersüße Parodie auf die nationalsozialistische Ideologie und wurde vom neuseeländischen Regisseur Taika Waititi inszeniert. Die Tage des Dritten Reiches sind gezählt, doch für den kleinen Johannes Betzler (Roman Griffin Davis) erfüllt sich ein lang gehegter Traum: Er darf endlich in die Hitler-Jugend eintreten. Sein erster Tag wird ein Desaster, denn er ist nicht in der Lage, als Mutprobe einen Hasen zu töten. Auch sein erster Versuch mit scharfer Munition geht schief, und er verletzt sich selbst. Die Kinder nennen ihn daraufhin JoJo Rabbit, was man mit Johannes Hasenfuß übersetzen könnte. Doch er wurde so stark indoktriniert, dass alles an seinem Überlegenheitswahn und seiner Führertreue abprallt. Er ist stolz darauf, ein Nazi zu sein, und schließlich ist sein imaginärer Freund niemand Geringeres als Adolf Hitler (Taika Waititi) selbst.
JoJos Mutter Rosie (Scarlett Johansson) ist alleinerziehend, kann aber auf ihren verblendeten Sohn nicht einwirken, denn er verhält sich ja exakt so, wie das Regime es vorschreibt. Eines Tages entdeckt JoJo, dass seine Mutter eine jugendliche Jüdin im Haus versteckt und ist entsetzt. Wenn er sie und seine Mutter verrät, weiß er aber nicht, was aus ihm werden würde. Also wartet er erst einmal ab. Außerdem ist Elsa (Thomasin McKenzie) ein verständiges und hübsches Mädchen, und je häufiger die beiden miteinander sprechen, um so mehr bröckelt die Wirkung seiner Gehirnwäsche. Auch kommt ihm sein strenger Ausbilder Hauptmann Klenzendorf (Sam Rockwell) immer seltsamer vor, der sich ihm gegenüber ziemlich väterlich verhält, obwohl er JoJos Geheimnis entdeckt haben könnte.
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Taika Waititi hat das Drehbuch nach dem Roman Caging Skies von Christine Leunen verfasst, es aber zu einer Slapstick-Komödie umgeschrieben. Da wird im Übermaß der Hitler-Gruß eingesetzt, bis er völlig nervt. Selbst der bezaubernde kleine Roman Griffin Davis verliert allmählich den Faktor „süß“ angesichts seiner Borniertheit und zweifelsfreien Gläubigkeit an den Nationalsozialismus. Das renkt sich aber wieder ein, je näher sich JoJo und Elsa kommen und je klarer der kleine Kerl die Lage versteht. Dann überschlagen sich die Ereignisse...
Waititi schildert sehr eindrücklich die Empfänglichkeit von Kindern für Parolen und entlarvt geschickt deren Hohlheit. Seine Darstellung von Hitler ist keineswegs entmenschlichend, im Gegenteil ist sein Hitler nicht gerade ein kluger oder mutiger Charakter, irgendwie gar nicht monströs. Es herrscht aber Krieg, und die Bedrohung ist sehr real.
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Der kleine Johannes (Roman Griffin Davis) mit seinem imaginären Freund Adolf Hitler (Taika Waititi) und seiner alleinerziehenden Mutter Rosie (Scarlett Johansson) | © Twentieth Century Fox/Walt Disney
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Waititi hat indigene neuseeländische Vorfahren und stammt teilweise von den Maori ab. Neben irischen hat er aber auch jüdisch-russische Wurzeln, und sein Großvater war Soldat im Zweiten Weltkrieg. Auch Neuseeland wird von Rechtsradikalismus nicht verschont, im März 2019 gab es einen Anschlag auf eine Moschee in Christchurch mit über 50 Toten.
„Als ich aufwuchs, erlebte ich als jüdischer Māori ein gewisses Maß an Vorurteilen. Deshalb soll JOJO RABBIT auch als Mahnung dienen, unsere Kinder, besonders in der heutigen Zeit, zu Toleranz zu erziehen - und auch uns selbst daran erinnern, dass in dieser Welt der Hass keinen Platz hat. Kinder werden ohne Hass geboren, sie werden zum Hass abgerichtet. Ich hoffe, dass der Humor in JOJO RABBIT dabei hilft, eine neue Generation zu interessieren; es ist wichtig, neue und originelle Wege zu finden, um die schreckliche Geschichte des Zweiten Weltkriegs immer und immer wieder auch der jüngeren Generation nahe zu bringen, damit unsere Kinder zuhören und daraus lernen, und sich gemeinsam daran machen, diese Welt in einen besseren Ort zu verwandeln.
Auf dass die Dummheit endet und durch Liebe ersetzt wird.“
Waititi hat mit seinem Film die Diskussion wieder entfacht, ob man die Schrecken des Zweiten Weltskriegs und die Shoah mit Slapstick schildern kann. Das haben aber schon Charlie Chaplin mit Der große Diktator von 1940, Ernst Lubitsch mit Sein oder Nichtsein von 1942 oder Mel Brooks mit Frühling für Hitler erfolgreich getan. Am Ende von JoJo Rabbit besteht eine gute Prognose, dass aus dem kleinen Johannes kein großer Nazi wird, sondern ein Mensch. Neben vielen anderen Nominierungen ist der Film in sechs Kategorien für den Oscar nominiert.
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Helga Fitzner - 22. Januar 2020 ID 11950
Weitere Infos siehe auch: http://www.fox.de/jojo-rabbit
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