Die Diktatur der
Einschaltquoten
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Bewertung:
Als Katherine Newbury (Emma Thompson) vor 30 Jahren in das Geschäft der Late-Night-Shows einstieg, war dies eine umkämpfte Männer-Domäne. Sie hatte Erfolg, weil sie sich noch kämpferischer als Männer durchsetzte, doch letztendlich die Show in genau deren Stil umsetzte, ohne ihr eine besondere, weibliche Note zu verleihen. Ihr ganzes Team besteht aus weißen Männern als Gag-Schreiber und Assistenten, deren Namen sie nach vielen Jahren der Zusammenarbeit nicht einmal kennt. Dann bekommt der Sender einen neuen Chef, besser gesagt, eine Chefin (Amy Ryan), die die Show absetzen will, weil die Einschaltquoten seit 10 Jahren zurückgehen. Katherine soll selbst ihren derb-obszönen Nachfolger (Ike Barinholtz) in ihrer Show vorstellen, doch sie schafft es, das erst einmal abzuwenden. Sie will kämpfen und mit neuen Ideen die abgewrackte Sendung erneuern.
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Die kanadische Regisseurin Nisha Ganatra inszenierte die Komödie Late Night – Die Show ihres Lebens nach einem Drehbuch von Mindy Kaling, die tamilisch-bengalischer Abstammung ist und auch die zweite Hauptrolle spielt. Dadurch ist das Multikulti-Thema vorgegeben, denn Kaling kann sich auf eigene Erfahrungen als Farbige und einer der wenigen weiblichen Komiker berufen sowie auf Mitarbeiten in Late-Night-Shows. Dieser Insider-Blick wird von ihr komödiantisch umgesetzt, und sie hat die Rolle der Katherine der Britin Emma Thompson auf den Leib geschrieben und gibt dieser damit die Vorlage für eine herrlich dominante, rücksichtslose und sperrige Late-Night-Talkerin, die in die Jahre gekommen ist. Um ihren Job zu retten, engagiert sie die unerfahrene Molly Patel (von Mindy Kaling selbst gespielt), durch deren Ideen die Show vielfältiger wird und das Personal multikultureller. Das gefällt der narzisstischen Katherine überhaupt nicht, aber da die Einschaltquoten wieder steigen, findet sie sich wohl oder übel mit ihrer neuen Mitarbeiterin ab. Die Show scheint gerettet, bis Katherines Emails gehackt werden und ein handfester Skandal ihre Abdankung notwendig machen würde...
Insgesamt geht der Film trotz guter Einfälle und Gags zu unkritisch mit dem Thema Frauen in Männer-Domänen um, und auch die multikulturellen Aspekte sind zu harmlos inszeniert. Late Night ist sehr konventionell und verliert gegen Ende den Biss. Trotzdem macht es Spaß, den beiden Hauptdarstellerinnen zuzuschauen, die beide großartige Komödiantinnen sind und etliche gute Momente haben. John Lithgow sorgt als Katherines Ehemann für das Quäntchen Tragik, das guten Komödie innewohnt.
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Katherine Newbury (Emma Thompson) auf unfreiwilligem Kuschelkurs mit Molly Patel (Mindy Kaling) | © Entertainment One
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Helga Fitzner - 28. August 2019 ID 11647
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