Jolie & Callas
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Bewertung:
Der chilenische Filmregisseur Pablo Lerrain schloss im vorigen Jahr (2024) seine überaus erfolgreiche Trilogie über Frauen der Weltgeschichte - nach Jackie: Die First Lady (2016) und Spencer (2021) - mit Maria ab.
Nachdem er sich also mit den soziokulturellen als wie psychosomatischen Außen- und Innenleben zunächst von Jackie Kennedy (1929-1994) und Prinzessin Diana (1961-1997) filmisch auseinandersetzte, gesellte sich jetzt Maria Callas (1923-1977), die zu ihrer Zeit "assoluteste" Primadonna, die es weltweit gab, hinzu:
"Maria ist 53 und hat seit viereinhalb Jahren nicht mehr öffentlich gesungen. Die Gerüchte um ein Comeback der berühmten Opernsängerin mehren sich. Sie hat begonnen, wieder Gesangsunterricht zu nehmen. Sie will wieder mit einer Stimme singen, die so erhaben ist, so rein und so durchdringend, wie einst. Sie ist sich allerdings unsicher, ob ihr das gelingt. Nachdem sie ihr Leben dem Publikum auf der ganzen Welt gewidmet hat, sehnt sich Maria aber auch nach ihrer eigenen Stimme und Identität." (Quelle: Wikipedia)
Drehbuchautor Steven Knight hat für den Film eine kurios gut funktionierende Rahmenhandlung gesetzt, die mit dem (Tabletten-)Tod der Callas in ihrer Pariser Wohnung, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens mit ihrer Haushälterin Bruna (Alba Rohrwacher), ihrem Diener Ferruccio (Pierfrancesco Favino) und zwei Zwergpudeln verbrachte, beginnt und endet. Ihr extremer Drogenkonsum führte neben ihrem Nieren- und Herzleiden v.a. dazu, dass sie mehr und mehr vor sich hin und in sich rein halluzinierte; und in der eingestandnermaßen genial gestrickten Filmgeschichte macht sich das dann dahingehend bemerkbar, dass sie ihre inneren Vorstellungen und Visionen "real" nach außen lebt, mit andern Worten ausgedrückt: Die Filmemacher bauten ihr das entsprechende Setting und stellten ihr entsprechende Lebens- und Leidgefährten aus früheren Tagen - aber auch einen fiktiven Interviewer (Kodi Smit-McPhee), dem die Callas den (Tabletten-)Namen Mandrax gibt - "real" zur Seite.
Allen voran spielt ganz selbstverständlich der milliardenschwere griechische Reeder Aristoteles Onassis (Haluk Bilginer) die die Callas emotional am folgenschwersten beeinflusst und zerstört habende Hauptrolle, und zwar noch viel realer als "real". Ein paar ihrer Paarszenen, zumeist auf irgendwelchen Reichen-Partys oder einfach nur auf seiner Luxus-Yacht, werden in Schwarz-Weiß (Kamera: Edward Lachman) nachgestellt, dazwischen immer mal zitierte historische Originalaufnahmen. Und wir, die Filmzuschauer, erfahren, dass diese Beziehung toxisch und gefährlich für die Callas gewesen sein muss; angeblich hätte er ihr untersagen wollen weiterzusingen, und angeblich wollte sie sich nicht von ihm kontrollieren lassen, ja und angeblich hätte er sie geschwängert, doch das Kind wäre nicht geboren worden, oder es war letztendlich doch nur ein Gerücht, und die Callas wollte halt von Anfang an niemals ein Kind o.s.ä. Jedenfalls bekundeten beide, am Sterbebett Onassis', ihre obzwar unheilvolle aber umso tiefer erlebte Liebe, das Beste sowie Schlechteste, was ihnen, und v.a. ihr, zugleich passierte. C'est la vie.
In dieser einen Woche vor Callas' Tod lässt die Halluzinierende ihr Leben also noch einmal Revue passieren - in Ausschnitten freilich nur.
Und Angelina Jolie geht voll in ihrer Callas-Rolle auf - sie hätte hierfür extra Gesangsunterricht genommen; und so sieht man ihr gerührt die ehrgeizigen Singversuche an... Natürlich ist sie viel zu hübsch; die echte Callas war, also im herkömmlichen Sinne, nicht besonders schön und hatte schon rein äußerlich dieses verstörend Unnahbare, dieses fast schon Harte, was sich umkehrschlüssig auch in ihrer Stimme melancholisch und fast manisch niederschlug. Das alles machte ihre gesangliche Gesamtausstrahlung glaubwürdig und wahr, deswegen war und ist sie resp. ihre Stimme so berühmt.
Jolie verleiht nun "ihrer" Callas mehr von sich selber (also von Jolie), als man hätte ahnen wollen. Sie versucht sie gottlob nicht zu imitieren, sie (sagen wir so:) interpretiert ihr Filmvorbild, ja und das macht sie gut.
Es werden unentwegt Musikzitate aus den Opern, die die Callas einstmals sang, meistens original zitiert. Oftmals verkitscht sich die Musikauswahl, wenn beispielsweise das Desdemona-Gebet aus Otello instrumental neu arrangiert und als arg weichgespielte Filmhintergrundmusik in unsre Ohren plätschert; das nervt dann schon.
Doch sehenswert ist's - und in erster Linie wegen der Jolie als Callas - allemal.
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Angelina Jolie als Maria | (C) STUDIOCANAL/ Pablo Larraín
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Andre Sokolowski - 6. Februar 2025 ID 15136
https://filme.studiocanal.de/movie/maria-18
https://www.andre-sokolowski.de
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