Forever young?
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Bewertung:
Über Youth Topia, den schweizerisch-deutschen Debütfilm von Dennis Stormer (33) ist zu berichten.
Der Regisseur und Drehbuchautor - Produzentin Marisa Meier schrieb übrigens mit am Script - gründete einstmals eine Improvisationstheatergruppe, kreierte Installationen und Performances, arbeitete als Filmkritiker für NEGAtief und drehte nach und nach seine ersten Kurzfilme. Schließlich studierte er Filmregie in New York und an der renommierten Filmakademie Baden-Württemberg, wo er vor vier Jahren seinen Abschluss machte.
Seinen Film Youth Topia hatte er als Transmediaprojekt entworfen, d.h. dass es phasenweise mit Social-Media-Videos, die die mitwirkenden Schauspielerinnen und Schauspieler vor oder während des Filmdrehs dilettierten, durchwachsen oder gespickt ist - das wirkt nervig, ist jedoch in seiner visuellen Penetranz von ihm durchaus gewollt und trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass es zudem von einer glaubwürdigen Authentizität bestimmt zu seien scheint.
Der Plot geht etwa so:
"Wanja hängt mit ihrer Clique ab. Jeden Tag, den ganzen Tag. Gemeinsam rebellieren sie gegen eine Gesellschaft, die Menschen streng in Jugendliche und Erwachsene unterteilt, und übertragen ihre provokanten Aktionen per Livestream in die Welt. Doch eines Tages erhält Wanja das Angebot, erwachsen zu werden: Ein Algorithmus hat sie für einen Job in einem Architekturbüro auserkoren. Entschlossen, die Privilegien dieser Position auszunutzen, nimmt sie das Angebot an und katapultiert sich damit in eine völlig andere Alltagsrealität. Der perfekte Job geht mit der perfekten Wohnung einher; Ordnung und Ästhetik dominieren ihr neues Leben. Mit jedem Tag in dieser Welt schlägt ihre amüsierte Neugier in Zweifel um und Sehnsucht nach ihrem alten Leben keimt auf." (Quelle: filmportal.de)
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Lou Haltinner und Saladin Dellers in Youth Topia | (C) UCM.ONE
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Die relativ einfach gestrickte Handlung setzt voraus, dass es in dieser (Fantasie-) Welt, deren Äußeres in etwa auf eine ländliche Gegend in einem Schweizer Kanton schließen lässt, entweder "nur" Erwachsene oder "nur" postpubertäre Jugendliche (bei uns in Deutschland wäre das erfahrungsgemäß die Generation von ca. 18 bis 25+) gibt und ein in seiner mysteriösen Herkunft nicht näher bestimmter sog. Algorithmus darüber entscheidet, wer zu welcher Gruppe zählte. Dabei kann es dann schon mal zu einer derart absurden Gedankenspirale kommen, dass beispielsweise der Vater der Tochter, weil der unerlaubterweise Alkohol an Jugendliche ausgeschenkt hatte, von der Gruppe der Erwachsenen in die Gruppe der Jugendlichen zurückgestuft und seine Tochter urplötzlich zu seinem Vormund bestimmt wird - alles im Sinne jenes merkwürdigen Algorithmus, wo's halt nur zwei rechnerische Varianten hierfür gibt; muss man erst einmal reichlich Muße dafür aufbringen, um all das richtig mitzudenken...
Protagonistin Wanja (Lisa von Blarer) spielt die besagte Tochter ihres Vaters Johann (Nikolaus Rosat), und nach ihrem so abrupten Wechsel von der Jugendlichen- in die Erwachsenenwelt [s. Plot oben] entfernte und entfernt sie sich von ihrer ehemaligen Clique (Elsa Langnäse, Lou Haltinner, Saladin Dellers, Jürg Plüss), die sie jetzt als erwachsene Kreativassistentin eines renommierten und piekfeinen Architekturbüros, deren Chefin (Regula Imboden) sie hiermit beauftragte, in einem neu zu errichtenden "Haus der ewigen Jugend" alternativ unterbringen soll - der Clique passt das freilich überhaupt nicht, und so will sie weiter in der alten Scheune hausen, wo auch früher Wanja mit ihr gehaust und in ihr 'rumgehangen hatte.
Lange Rede kurzer Sinn: Die Scheune soll abgerissen werden, und kurz vorher schlägt sich Wanja wieder auf die Seite der Clique, steckt dann alle anderen um sie herum mit an, und folglich wollen alle anderen um sie herum sich mit der Clique rück-verjugendlichen; derart endet dann dieser arg schräge Film.
Als gesellschaftliches Zukunftsmodell halt, von seiner theoretisch-geistigen Dimension her, reinstes Pipi-Kacka, aber irgendwie schon sehenswert.
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Bobby King - 17. August 2023 ID 14338
https://www.visionkino.de/filmtipps/filmtipp/youth-topia/
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