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Manche Filme sind buchstäblich unbeschreiblich, und der neue Spielfilm des ehemaligen Dokumentarfilmregisseurs und Videokünstlers Robert Bramkamp, Art Girls, gehört definitiv zu solchen aberwitzigen Werken. Ein runder, kohärenter, überzeugender Film, der sich auf eine übersichtliche Dramaturgie stützt, ist Art Girls nicht – und will er auch nicht sein. Ob Bramkamp sein Werk allerdings so zerpuzzelt und uneinheitlich geplant hat, wie es im Endergebnis aussieht, lässt sich ohne Interview mit dem Schöpfer nur spekulieren.

Das größte Argument für den Kinobesuch? -- Man muss den Film schon selber sehen, um eine genaue Vorstellung von Bramkamps Tour-de-Force durch die verschiedene Genres (Satire, Science-Fiction, Mystery, Kunstkino) zu bekommen. In die ohnehin zick-zack-mäßige, fragile Dramaturgie hat Bramkamp so viele Themen hineingestopft, dass es für zehn Filme gereicht hätte.

Hauptsächlich geht es um einen in den Rollstuhl gefesselten Galeristen, der seine Künstlerinnen zu einer Kunst ermutigt, die „direkt“ wirken soll, also ohne den Umweg der Intellektualität direkt ins Blut oder in die Gehirne dringt, auf dass die Menschen endlich durch Kunst eines Besseren belehrt werden. Klingt aberwitzig, und ist es auch. Dann sind da noch die vorwitzige Inga Busch als ambitionierte Künstlerin und die gebürtige Australierin mit Wahlheimat Berlin, Megan Gay, als überkandidelte Managerin des eigenen Lebens als Kunst, zu bestaunen, sowie eine Vielzahl von Randfiguren, die im wirklichen Leben bekannte Gesichter in der Berliner Kunstszene sind. So bleiben aber auch viele Anspielungen auf Insider-Kreise beschränkt.

Viele zentrale Aspekte, vor allem die Verhöhnung der teils aufgeblasenen Kunstszene (speziell Berlins) und ihrer Macher, Galeristen und Käufer, drohen durch zahllose Subplots und visuelle Spielereien aus dem Blick zu geraten. Doch während manche Attacke auf den vermeintlich feinsinnigen, aber letztlich von Egoismen und Großspurigkeiten geprägten Kunstbetrieb recht platt ausfällt, bietet das visuelle Patchwork Bramkamps wenigstens so manchen Exzess. Die spürbare Lust an der anarchischen Bilderproduktion sorgt immer wieder für originelle, ach was: unvergleichliche Momente.

Einsamer Höhepunkt: Ein aus Berliner Gerüstbauten bestehender, stählerner King Kong wird dank künstlicher-künstlerischer Belebung zum Leben erweckt, stampft durch die Berliner Straßen und klettert den berühmten Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz hinauf. Solche herrlich durchgeknallte, ebenso fröhliche wie vermessene Idee war schon lange nicht mehr in einem deutschen Film zu sehen. Der Turm jedenfalls knickt gen Neptunbrunnen um und beschert als dekorativer Riesenwurm der Hauptstadtmitte ein verändertes Wahrzeichen. Dies ist übrigens nur eine der Folgen, die (weibliche) Kunst verursacht, wenn sie direkt wirkt. Was dies letztlich ist, bleibt Science-Fiction und lässt sich beim besten Willen nicht verständlich wiedergeben.

Soviel ist jedenfalls klar: Hinter den wahrgewordenen Surrealitäten steckt die sinistre Unterstützung eines ominösen Biotechnologiekonzerns, der von einem ungleichen Zwillingspaar geleitet wird: Der feinsinnige und der manipulative Bruder ist Peter Lohmeyer in einer Doppelrolle. Seine durchaus charmanten Filmpartnerinnen Inga Busch und Megan Gay sorgen für etwas Erdung in diesem originellen, verspielten, zerfaserten, aber vom Ideenreichtum seines Regisseurs ungebändigten Werk.



Art Girls | (C) EYZ Media
Max-Peter Heyne - 17. April 2015
ID 8579
Weitere Infos siehe auch: http://artgirls.eu


Post an Max-Peter Heyne

Siehe auch:

Reality creates Art von Stefan Bock



 

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