Kühle Blonde
wärmt die
Herzen
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Bewertung:
Die Fortsetzung des Erfolgsfilms Die Eiskönigin – Völlig unverfroren aus dem Hause Disney bietet erneut eine vergleichsweise anspruchsvolle Story in nördlichen Gefilden, die Rückkehr der Eisschwestern Elsa und Anna und ihrer drolligen Gefährten, des schüchternen Kristoff und des Schneemanns Olaf, und vor allem eine handvolle meisterliche Songs, die das Animationsabenteuer eigentlich zu einem Musical machen. Doch der Charme, Witz und die Fabulierlaune des ersten Teils kann nur ansatzweise erreicht werden. Die Schwächen des Drehbuchs (von Ko-Regisseurin Jennifer Lee), das sich buchstäblich auf dünnem Eis bewegt, treten umso mehr zu Tage, wenn man nicht nur den ersten Teil, sondern auch den Disney-Film Vaiana von 2017 zum Vergleich heranzieht.
Die Geschichte der vom Schicksal auserkorenen, südpazifischen Häuptlingstochter Vaiana ist der von Elsa von Arendelle nämlich sehr ähnlich, wirkt aber überzeugender, weil weniger konstruiert: Vaiana wird ebenso wie die eigentlich glücklich im hohen Norden der Erde lebende Elsa durch geheimnisvolle Kräfte, die in der Natur wirken, magisch angezogen. Beide Frauen sind angehende oder bereits etablierte Herrscherinnen von Regionen, die zwar lebenswert sind, aber aufgrund der mystischen Kräfte nicht zur Ruhe kommen und auf denen ein Fluch zu liegen scheint, der die beschauliche Balance der Lebensverhältnisse jederzeit ins Wanken bringen kann. Beide Frauen drängt es zur Klärung der Geheimnisse, wobei sie im entscheidenden Moment auf ihre treuen Begleiter verzichten und nur ihren individuellen Stärken vertrauen – was sich als ebenso gefährlich wie fahrlässig erweist.
Doch wo Vaiana tatsächlich handfeste Probleme zu lösen hatte, weil das Inselreich ihres Stammes zu veröden und die Bewohner zu verhungern drohten, trägt Elsa nur ein merkwürdiges Gefühl in sich. Ein existentieller Konflikt wird in Die Eiskönigin 2 lediglich behauptet, aber nicht ausbuchstabiert. Die Zauberkräfte Elsas sind kein Grund mehr, dass sie als Person angefeindet wird und in Gefahr gerät, sondern helfen ihr in vielen, buchstäblich brenzligen Situationen. Denn auch ein putziger feuerspeiender Minidrache, der jeden Hüpfer in einen Kugelblitz verwandelt, gehört zu jenen magischen Wesen, die im Zauberwald Arendelles zu Hause sind. Ein weitaus schwierigeres Hindernis auf dem Weg in das verborgene Reich der Elemente ist die unberechenbar sich auftürmende, eiskalte Meeresgischt, die Elsa an einem Ufer entgegenschlägt. Doch die übernatürlichen Kräfte, alles um sie herum in Eis verwandeln zu können, hilft Elsa, die Fluten zu bändigen und mittels eines Pferds aus Wasser über die Wellen hinweg zu reiten.
Ja, Elsas Zauberkräfte und die gelegentlichen Zwistigkeiten mit Schwester Anna stellen in Teil 2 keine Risiken für die gesellschaftliche Akzeptanz der Königin dar. Stattdessen muss ein lange zurückliegender, aber weiter dräuender Konflikt, der sich einst zwischen Kolonialherren und Eingeborenen des Nordreiches ereignet hat, als dunkle Bedrohung für das Wohl und Wehe der Nordkapbewohner herhalten. Politisch korrekt, aber zeitlich und örtlich – und damit auch dramaturgisch – weit weg von der Idylle Arendelles mit seinem Schloss, das in Teil 1 von den großäugigen Eisfeen Elsa und Anna erobert wurde.
Die unterhaltsamsten Faktoren sind wieder die munteren Sprüche von Schneemann Olaf, der nur vorübergehend Flocken lassen muss, und Kristoff, dessen andauernden Versuche, seiner Angehimmelten Komplimente zu machen, doch nur Missverständnisse produzieren. Mit diesem vorprogrammierten Scheitern an Paar-Kommunikation kann sich jede/r Zuschauer/in identifizieren – was immer man von einem magischen Zauberreich der Elemente und einer übers Wasser reitenden Königin halten mag. Die Animationen, die Farbgebung und die Songs sind wieder beeindruckend. Die Musicaleinlagen sind zumindest in der englischen Originalfassung so großartig komponiert, dass sie sich schon fast vom animierten Geschehen loslösen und zu einem eigenständigen Werk werden.
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Die Eiskönigin 2 | (C) Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
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Max-Peter Heyne - 21. November 2019 ID 11836
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