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Rezension


Filmstart: 14. März 2013

Hai-Alarm am Müggelsee (D 2013)

Buch, Regie, Musik: Leander Haußmann & Sven Regener



Welt(en)kosmos in der Pfütze

Hält man es für möglich?!

Deutsche Topp-Stars des Theaters und des Films (Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Uwe Dag Berlin, Benno Fürmann, Detlef Buck, Katharina Thalbach, Jürgen Flimm, Frank Castorf) rotten sich um eine ebenso bekannte und "berüchtigte" Theater/Film-Größe (Leander Haußmann) mit dem - unbestreitbar lebensprallen - Ziel, sich für ein absolutes und gezielt-gewolltes Proll-Projekt dem Einen und dem Anderen [denn auch eine inzwischen in das Topp-Format gefunden habende Musik/Literatur-Größe (Sven Regener) partizipierte von der künstlerischen Anmaßung] geradezu mit willenloser guter Absicht hinzugeben. Und es könnte also durchaus möglich sein, dass der uns mittlerweile vorliegende celluloide Schrott unter dem Titel Hai-Alarm am Müggelsee einen gewissen Kult-Status erreicht - obgleich die allergrößten Zweifel hierbei angebracht sein dürften; in der von mir heute im Berliner Cinemax besuchten Nachmittagsvorstellung - wohl gemerkt: im Kino Nr. 2, was zu den kleinen Räumen des Konzernablegers zählt - suchten gleich drei Besucher (von den insgesamt vielleicht so an die zwanzig Leuten) ungefähr nach einer halben Stunde Spieldauer das Weite, ja und rechnet man das jetzt ganz schnöder Weise etwas hoch, wird wohl der Streifen nicht besonders viele Euro einspielen. Aber man kann und wird sich täuschen müssen; sicherlich!!

Bekannter Maßen leben, wohnen jede Menge (Ost-)Promis am Müggelsee; auch BE-Intendant Claus Peymann (längst vom Wessi hin zum Ossi ummutiert) hätte, was früher mal zu lesen war, ein Hausanwesen dort - mich wunderte, dass Haußmann (der ja oftmals auch bei BE-Peymann inszenieren durfte) nicht auf ihn gekommen war; auch Peymann hätte sicherlich, wie Flimm & Castorf, einen intellektuellen Wortbeitrag beim Griechen in der Bölschestraße - ganz zu Diensten dieses fulminant gemachten Stümper-Filmes - leisten können, theoretisch. Kam mir nebenbei so in den Sinn.

Die Klientel im äußersten Südosten von Berlin hat eine stark-sentimentale Ausprägung; lebt/wohnt man also um den Müggelsee herum - ich weiß, wovon ich rede - , hat man freilich auch einen gewissen bodenständigen Bezug zu Land und Leuten, selbst wenn man - wie ich - erst weit, weit nach der Wende dorthin (Friedrichshagen und Umgebung) aus egal was für privaten Gründen zufälliger Weise zog. Entweder hält man sich aus Allem weitestgehend raus, oder man wird zu Jemandem von ihnen = Friedrichshagen, das bedeutet Ossi-Sein auf immer und auf ewig; ein Besuch der Strandsauna in Rahnsdorf (in der Nähe Friedrichshagens), beispielsweise, rundete das wunderliche "Nationalklischee" aufs Allereindeutigste ab...

Ja und so schlägt der Film gleich zu Beginn einen sehr weltumspannenden und sehr gewagten Bogen - von Hawai und Kuba bis über das Territorium der Ex-DDR nach Friedrichshagen an den Müggelsee!




Der Bademeister: Michael Gwisdek - Foto © X-Filme Creative Pool

Der reiche Mann von Friedrichshagen: Benno Führmann - Foto © X-Filme Creative Pool

Der Bürgermeister: Henry Hübchen - Foto © X-Filme Creative Pool



Vor Dutzenden von Jahren hätten demnach zwei Berliner (Friedrichshagener) Gebrüder einen frisch geschlüpften Mini-Hai in einer Zoohandlung (wahrscheinlich in der Bölschestraße) eingekauft und später, als der Mini-Hai zum Maxi-Hai heranwuchs, in den Müggelsee (damals noch DDR-Gebiet) klammheimlich ausgesetzt.

Dem Bademeister - Zeitsprung: heute/jetzt - wird justament zum Filmbeginn die Hand, die dieser unvermittelt in den Müggelsee hineinhält, abgebissen - - Hai-Alarm wird wenig später ausgerufen.

Hai-Alarm bedeutet aber auch - von Marketing-Aspekten aus betrachtet - , dass es bald wohl mehr Besucher und Touristen in den äußersten Südosten von Berlin verschlagen könnte als es momentan der Fall ist; denn (wie im Realen) dümpelte die Riesen-Immobilie um das Strandbad Müggelsee noch unbeackert, unbebaut so vor sich hin. Obgleich die Investoren schon im Schatten stehen; diese Marketing-Aspekte bringt im Übrigen Anna-Maria Hirsch schlicht denkend und schlicht spielend mitten in die Bürgermeister-Diskussion.

Ein Bölsche-Fest wird zusätzlich zum zweiten Male ausgetragen; viele Menschen kommen wegen dieses Hai-Alarms - freilich legt sich nach ein paar Wochen (die das Bölsche-Fest inzwischen dauert) die Begeisterung, und nach und nach macht sich der Wunsch nach einer Zeit ohne den Hai-Alarm im Volke breit.

Genial gespielt: Die internationale Pressekonferenz - auf der der Friedrichshag'ner Bürgermeister, den der Hübchen mimt, dreisprachig (deutsch, französisch, polnisch) Journalisten souverän paroli bietet - - auch wird jenes sagenumwobene und "unser" DDR-Ende herbeigeführt habendes Original (= die Pressekonferenz Günter Schabowskis im November 1989) herrlichst persifliert. Ein Kracher-Brüller sondergleichen!

Haußmann und Regener treten auch selbst als Mundharmonika - sowie Gitarrenspieler auf; sie haben ein paar nervtötende Friedrichshagen-Lieder komponiert sowie getextet.

Es gibt an der ganzen Scheiße eigentlich nichts weiter auszusetzen.


Bobby King - 19. März 2013
ID 6628
HAI-ALARM AM MÜGGELSEE (D 2013)
Buch, Regie, Musik: Leander Haußmann & Sven Regener
Produzent: Stefan Arndt
Ko-Produzenten: Leander Haußmann, Sven Regener, Charlotte Goltermann, Tina Funk, Matthias Triebel, Gerhard Lidl, Henry Hübchen, Michael Gwisdek und Tom Schilling
Kamera: Jana Marsik
Schnitt: Christoph Brunner
Szenenbild: Theresia Anna Ficus
Beleuchtung: Benjamin Dreythaller
Kostümbild: Ute Paffendorf
Besetzung:
Bürgermeister ... Henry Hübchen
Bademeister ... Michael Gwisdek
Snake Müller ... Uwe Dag Berlin
Vera Baum ... Anna-Maria Hirsch
Fischexperte ... Tom Schilling
Der reiche Mann von Friedrichshagen ... Benno Fürmann
Gabi Müller ... Annika Kuhl
Polizist Müller ... Detlev Buck
Die zynische Irre ... Katharina Thalbach
Horst Jablonski ... Horst Pinnow


Weitere Infos siehe auch: http://www.haialarm-derfilm.de/


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