Einiges beim Esoterikmelodram I Origins - Im Auge des Ursprungs ging dann doch ins Auge
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Bewertung:
Schon in seinem Debütspielfilm von 2010, Another Earth, verband der US-Independent-Autorenfilmer Mike Cahill auf verblüffend originelle Weise die Genres des Melodramas mit Science-Fiction. Auch in seinem zweiten Werk ist die Liebesgeschichte mit einem Exkurs in andere Gefilde verknüpft, der diesmal aber sehr viel deutlicher ins Esoterische tendiert. Wenn der aktuelle deutsche Dokumentarfilm Spirit Berlin schon in seiner Konzeption quasi der Anfängerkurs für Menschen ist, die außerhalb der sichtbaren, konkreten Welt nach Antworten auf existentielle Fragen suchen, dann ist I Origins für Fortgeschrittene. Mike Cahill betonte bei den Festivals in München und Karlovy Vary, dass sein neuer Film noch besser als der erste sei, de facto aber muss man leider konstatieren, dass es trotz des sehr originellen Ansatzes der Story an jener dramaturgischen und atmosphärischen Geschlossenheit mangelt, die Another Earth ausgezeichnete und trotz aller Kühle und Konstruiertheit so überzeugend hatte wirken lassen.
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I Origins - Im Auge des Ursprungs | (C) 20th Century Fox
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Das Wortspiel im Titel deutet bereits an, dass es um den Ursprung und die Wirkung des Sehorgans geht. Der junge, aufstrebende Molekularbiologe Ian (gespielt vom schnuffig-charismatischen Michael Pitt) widmet seine Forschungen ganz der Konstruktion jener evolutionären Entwicklungskette, die zum hochsensiblen, leistungsfähigen menschlichen Auge geführt hat. Eines Tages begegnet er auf einer New Yorker Party der sich geheimnisvoll gebenden Sofi (das Model Astrid Bergès-Frisbey), die sich maskiert hat und von der Ian zunächst nur die wunderschönen Augen erkennen kann. Sofi lässt ihn aber nur so halb an sich ran, was Ian so richtig heiß macht, aber er verliert sie – aus den Augen. Durch Zufall sieht er Sofi mitten im New Yorker U-Bahn-Getümmel wieder – was bereits die erste Schwachstelle der Story ist, in der es schlichtweg von zu vielen schicksalshaften Zufällen wimmelt. Die Liebesgeschichte zwischen Sofi und Ian ist innig und leidenschaftlich, bis die junge Frau eines Tages mit dem hässlichen Metier ihres Freundes konfrontiert wird: Sie erlebt ihren Schatz im Kittel zwischen Würmern und anderen Kleintieren, deren Sinnesorgane Ian zu Forschungszwecken manipuliert.
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I Origins - Im Auge des Ursprungs | (C) 20th Century Fox
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Diese Szene gehört zu den stärksten des Films, denn sie illustriert, wie eine plötzliche Desillusionierung auch die stärkste Zuneigung manchmal ins Wanken bringen und einem den Partner fremd werden lassen kann. Vor allem aber mündet die Distanz, die sich zwischen Ian und Sofi auftut, indirekt in eine viel größere Katastrophe, die der wunderschönen Sofi das Leben kostet. Ian droht zu verzweifeln und zu verwahrlosen, findet aber Trost bei der ebenfalls rational orientierten Forschungsassistentin Karen (die ätherische, aber famos spielende Brit Marling, die in Another Earth die Hauptrolle hatte). Die beiden bekommen ein Kind, alles scheint sich wieder zum Guten zu wenden. Bis sich bei einer Routineuntersuchung herausstellt, dass es die so selten wirkenden Augen seines Neugeborenen laut Auskunft einer medizinischen Datenbank noch einmal gibt. Und zwar ohne erkennbaren verwandtschaftlichen Bezug. Ian und seine Frau dringen tiefer in die Datenbanken ein und müssen feststellen, dass ihr rein rationaler Erklärungsversuch wenig Aufschluss bietet, es sei denn, man glaubt an Ironie der Schöpfung, Karma und Wiedergeburt.
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I Origins - Im Auge des Ursprungs | (C) 20th Century Fox
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Mike Cahill, der aus einer Familie von Wissenschaftlern stammt, betonte, dass die Hauptfigur Ian sein Alter Ego sei, er als Künstlernatur zugleich aber fest davon überzeugt sein, dass „es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die sich allein mit Vernunft nicht erklären lassen“. So ehrenwert sein Dramatisierungsversuch dieser Überzeugung mit I Origins ist, muss man schon etliche Hühneraugen zusätzlich zudrücken, um die Wendungen der Story noch goutieren zu können. Dennoch ist Cahills Originalität und Kühnheit zu würdigen, die neugierig macht, wie der sympathische US-Indie-Filmer in seinen nächsten Projekten den Zwiespalt zwischen Rationalität und (Aber-)Glauben, zwischen Denken und Fühlen thematisieren wird.
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Max-Peter Heyne - 28. September 2014 ID 8130
Weitere Infos siehe auch: http://www.ioriginsmovie.com
Post an Max-Peter Heyne
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