Dandys
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Bewertung:
Mein damals 15jähriger Sohn hatte urplötzlich, und in diesem jungfräulichen Alter wohl zum allerersten Male überhaupt, so einen Hang zum Dandy. Das lag daran, dass sein damaliger Schulbanknachbar, M. hieß er, ein dunkelhaariger und über alle Maßen schöner Pole (den mein Sohn abgöttisch, doch im Stillen, anbetete und verehrte und wahrscheinlich innigst liebte), immer schick & schnafte angezogen war und also - wie ich später selber sehen konnte, weil M. oft bei uns zuhause zu Besuch gewesen war (er und mein Sohn waren schon echte, dicke Freunde) - eine Art von Steilvorlage bot "es" ihm in irgendeiner Weise nachzumachen; lange Rede kurzer Sinn: Ich ließ mich breit schlagen und kaufte ihm die schönsten und die schicksten Sachen, die man sich in diesem Alter auch nur denken konnte, dass er quasi, also dandymäßig, mitzuhalten in der Lage war. Nun gut, das Alles legte sich dann mit der Zeit, und ihre merkwürdige Freundschaft löste sich so eines Tages wie von selber auf. Und dieser Super-Dandy-Zug an meinem Sohn kehrte nicht wieder...
Was und wer konkret ein Dandy wäre - dies zu untersuchen resp. aufzuzeigen macht sich momentan die nett gebaute Am I Dandy?-Ausstellung im Berliner Schwules Museum* zur Aufgabe.
Gleich wenn ich den Parcours beginn', erwarten mich z.B. ein paar manns- bzw. frauhohe Dandy-Pappkameraden, wo ich oben meinen Kopf durchstecken und mich also dandyhafter Weise abknipsen lassen könnte - ist doch nett, oder?
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Extrablatt, zirka 1859 | © Sammlung Sternweiler/Schwules Museum*
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Robert W. Richards, The New York Dandy, 2012; Farbzeichnung auf folienartigem Papier | © Robert W. Richards/Schwules Museum*
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Daniele Tamagni, Lalhande The Young; Fotografie, Brazzaville 2007 | © Daniele Tamagni/Schwules Museum*
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Ja und was noch:
"Indem historische Dandy-Entwürfe eines 'Beau' Brummell oder Oscar Wilde mit aktuellen Erscheinungsformen des Dandytums erstmals zusammengebracht werden, ist es möglich, die Vielfältigkeit dieses Phänomens zu präsentieren. Zu nennen sind hier etwa die 'Femme Dandy' und ihre 'Erfinderin' Coco Chanel, deren neue weibliche Mode Frauen ein Leben ohne Korsett ermöglichte, der Dandy 2.0 in den Männermode-Blogs des Internet und der 'Black Dandy', der gegenwärtig mit den kongolesischen 'Sapeurs' ein grandioses Comeback feiert." (Quelle: schwulesmuseum.de)
Es gibt ein Ankleidezimmer mit Klamotten auf der Stange, bereitstehenden Schuhen, Schminke zum Gebrauchen... Man(n) könnte also sofort an sich selber den/die Dandy ausprobieren.
Auch Rasierzeugs und Krawatten sowie Westen, Fliegen, Schleifen und/oder Manschettenknöpfe sind unter Vitrinen ausgebreitet - alles, was die Dandys damals (oder heute) so gebrauch(t)en.
Und natürlich viele Fotos von so vielen Dandys dieser Welt; versteht sich fast von selbst.
Eine echte Anleitung zum extravaganten Leben.
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Gisela Herwig - 28. Juni 2016 ID 9408
„Am I Dandy?“ Anleitung zum extravaganten Leben
(Schwules Museum* | 24.06.-20.11.2016)
Öffnungszeiten:
So, Mo, Mi, Fr | 14 - 18 h
Sa | 14 - 19 h
Eintrittspreise:
7,50 EUR (4 EUR ermäßigt)
Schwules Museum*
Lützowstraße 73
10785 Berlin
Tel.: +49 (0)30 69 59 90 50
Fax: +49 (0)30 61 20 22 89
Weitere Infos siehe auch: http://www.schwulesmuseum.de
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