Noch bis 3. Juli 2011, MdM Salzburg - Museum der Moderne
IMMENDORFF / LÜPERTZ
Aus der Sammlung MAP
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MdM Salzburg zeigt erstmalig aus der Sammlung MAP einen Querschnitt aus dem Schaffen der Künstler Immendorff und Lüpertz. Schwerpunkt ihrer Themen war die deutsche Zeit- und Kulturgeschichte - die von ihnen jedoch in unterschiedlicher Weise und malerischer Radikalität behandelt wurde.
Der interessantere Künstler unter den beiden ist für mich Immendorf, ein exzentrischer Lebemann mit vielen Frauen- und Drogengeschichten. 1945 in Bleckede, in der Nähe von Lüneburg geboren, begann Immendorf 1963 mit einem Studium der Bühnenkunst bei Theo Otto an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf und wurde 1964 in die Klasse von Joseph Beuys aufgenommen. Er hat sich immer wieder intensiv mit der Teilung Deutschlands und deren Auswirkung auf Kunst und Gesellschaft auseinandergesetzt. Das wird in manchen Arbeiten, die hier gezeigt werden, verdeutlicht - wie z. B. die Bronzeskulptur Wiedervereinigung 1989
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Jörg Immendorf Wiedervereinigung - Foto: Christa Linossi
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Beim ersten Hinblick sieht es wie ein vergrößertes Nadelöhr aus. Was drückt jedoch der Künstler damit aus? Es stellt die Wiedervereinigung 1989-1990 zwischen Ost– und Westdeutschland dar. Aber die Wiedervereinigung hatte auch Spuren hinterlassen, und diese sind in dieser Skulptur als Spalt (Nadelöhr) interpretiert.
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Immendorff war auch immer wieder in den Klatschspalten zu finden, die er bewusst nicht gemieden hatte. Auch in der Glamourwelt des Boulevards fühlte er sich sehr wohl - wie in seinen grellbunten Gemälden, wo er sich auch oft selbst porträtierte. Er machte auch keinen Hehl daraus, als er wegen Kokainbesitzes verhaftet wurde. Für ihn war es die Droge, die ihm vielleicht über seine unheilbare Krankheit hinweghalf. 1997 wurde die Krankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) bei ihm diagnostiziert.
Das Gemälde Fortuna, welches 2004 entstand, deutet bereits auf sein schicksalhaftes Dasein hin. Fortuna auf Kugeln gebunden und mit zwei Krücken gehend, versucht zwangsweise die Balance zwischen Tod und Leben zu halten. Es ist ein verzweifelter Kampf durch Raum und Zeit. Der Körper, weiblich dargestellt, und zur linken Seite ein in Schwarz und Gelb getauchter „Wurm“. Hier könnte es sich auch um die Krankheit ALS handeln.
Fortuna wurde auch in Bronze patiniert oder vergoldet dargestellt. Interessant die vergoldete Fortuna, deren Gesicht sich auf dem Rücken befindet und gegen den Himmel blickt. An der Vorderseite fällt das Haar wallend herunter.
Immendorff setzte sich auch mit dem immer wiederkehrenden Motiv „Affen“, welche bereits in der Antike und Renaissance verwendete Künstlermetaphern waren, sehr auseinander. Er wendet sich ironisch subversiv gegen die Darstellung der Künstlerrolle als rein dogmatisches „Nachäffen“ der Natur.
Wie z. B. die Skulptur Maleraffe in Bronze vergoldet, wo der Affe die New York Times liest mit dem Zitat: „Den New Yorkern in aller Welt strecken wir uns dem Seelenvogel entgegen“.
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Jörg Immendorf Malerstamm Andre, Bronze, vergoldet - Foto: Christa Linossi
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Immendorff starb am 28. Mai 2007 in Düsseldorf.
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Christa Linossi - red. 16. Mai 2011 ID 00000005206
Weitere Infos siehe auch: http://www.museumdermoderne.at/
E-Mail an: christa.linossi@kultura-extra.de
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