Amsterdam Alternativ: Körperkult(ur)
Ein Besuch des Amsterdamer Tattoo Museums
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Vor knapp zwei Jahren wurde in Amsterdam das weltweit erste Tattoo Museum eröffnet. In der Stadt, in der einst überwiegend Seefahrer in ihren harten Alltag mittels der bunten Bildchen etwas Farbe brachten , ist nun ein Ort entstanden, an dem der gesellschaftlichen, kulturellen und nunmehr auch historischen Bedeutung der permanenten Körperbemalung Tribut gezollt wird. Die rund 40.000 Ausstellungsobjekte sind nach ihren Herkunftsorten geordnet und geben so einen Einblick in die globale Bedeutung und Tradition des Tätowierens. Sie reichen von den Stammesbemalungen und religiösen Bildern der Maori bis zu den mythologischen Bodysuit-Motiven der Yakuza und zeigen schließlich auch die Seefahrer und "Knastbrüder" der westlichen Welt. Auch die Problematik im deutschen Kulturkreis, seit den Stigmatisierungen der Konzentrationslager Tätowierungen als Körperschmuck zu akzeptieren, wird thematisiert. Neben unzähligen Fotografien und Zeichnungen sind es besonders die Handwerkszeuge sowie die eher skurrilen Schätze der Sammlung, wie beispielsweise konservierte Hautlappen, die dem Besucher sprichwörtlich unter die Haut gehen.
Das Museum zeigt eindrucksvoll, dass Tätowierungen mehr sind als ein Modetrend oder eine Form der Milieumarkierung. Obwohl sich die Gründe für eine Tätowierung je nach Herkunftsort und -zeit unterscheiden mögen, ist das Tätowieren an sich ein globales und kulturell tief verwurzeltes Phänomen, dem man die entsprechende Aufmerksamkeit zukommen lassen sollte. Auch wenn die Tattoo-Anhänger ein bisschen gefeiert werden, steht der Aspekt der Aufklärung doch deutlich im Vordergrund. Aus diesem Grund ist das Museum auch für Nicht-Tätowierte (oder sogar ganz besonders für diese) eine eindrucksvolle Erfahrung.
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(C) Amsterdam Tattoo Museum
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(C) Amsterdam Tattoo Museum
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Eine Möglichkeit, diese Erfahrungen zu verdauen, gibt es übrigens auf der dritten Etage des Museums, auf der sich ein Café befindet. In kaum einem anderen Museum ist die Atmosphäre so familiär und die Sammlung mit so viel Hingabe und Liebe zum Detail zusammengetragen worden. Wenn man durch die großzügigen Räumlichkeiten der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Villa schlendert, ist es kaum zu glauben, welchen Ursprung dieses Museum hat: Angefangen hat es als ein vom Staat gefördertes Hilfsprojekt, das den von der Gesellschaft Benachteiligten, den Kranken und Abhängigen auf die Beine helfen soll. Und was der Initiator und in Tattoo-Kreisen fast legendäre Henk Schiffmacher mit diesem Projekt auf die Beine gestellt hat, ist unglaublich: Museum und Begegnungsstätte, Ort für Lehre und Vergnügen, Kult und Kultur. Das Amsterdam Tattoo Museum macht die Stadt um eine Sehenswürdigkeit reicher.
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Lisa Krawczyk - 1. September 2012 (2) ID 6179
Amsterdam Tattoo Museum
Plantage Middenlaan 62
1018 DH Amsterdam
+31 (0)20-700 9320
Weitere Infos siehe auch: http://www.amsterdamtattoomuseum.com
Post an Lisa Krawczyk
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