Ausstellung im NRW Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf noch bis 14. Mai 2006
Vivienne Westwood
Prinzessin Punk
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Vivienne Westwood
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Eine der größten Designerinnen unserer Zeit wird in diesen Tagen in Düsseldorf gefeiert. Die Ausstellung, die über 150 Exponate zählt, zeigt die 30-jährige Entwicklung der englischen Designerin.
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Vivienne Westwood haben wir es zu verdanken, dass Mode mehr ist als nur Trend, sondern auch eine Lebenseinstellung. In den 70er Jahren war sie Mitbegründerin des „Punk“. Mit ihrem langjährigen Partner Malcolm McLaren entwickelte sie eine Mode, die den Nerv vieler Menschen traf. Ihre Kleider wurden von den Sex Pistols getragen und ihr Laden namens „Sex“ legendär. Viele Inspirationen bekam sie aus der S&M- und Bikerszene. Die Kleidungsstücke und Schuhe zeichneten sich durch Lack und Leder aus. Viele Schnürtechniken, die aus dem Bereich des Bondage stammten, wurden verwendet. Westwood war die Erste, die Reißverschlüsse und T-Shirt Prints mit provokanten Phrasen und Abbildungen in ihrem kleinen Laden entwickelte und verewigte.
In den 80er Jahren wurde Vivienne Westwood der Punk zu langweilig und sie suchte nach neuen Inspirationen. Sie beschäftigte sich mit Naturvölkern Afrikas und Südamerikas und studierte ihre Kleider in zahlreichen Ausgaben der „National Geographic“. Dabei kamen Kollektionen heraus, die an eine Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Lebens denken lassen. Lange Röcke mit großen bunten Drucken, weite lange Oberteile, die nicht einengen und Schafslederjacken. Das Spiel mit Metall- und Holzknöpfen auf Wolloberteilen zeigt die Vorliebe Westwoods für Details. Anfang der 80er waren ihre Kollektionen oft nicht an ein Geschlecht gebunden, was für damalige Zeit durchaus als provokant angesehen werden konnte. Doch ohne Provokation wäre sie nicht Vivienne Westwood. Mitte bis Ende der 80er arbeitete sie gerne in die Kleider, Oberteile und Röcke kleine Gummiknöpfe in Phallusform ein. Sie entdeckte außerdem ihre Liebe zu dem traditionellen Stoff Harris-Tweed, aus dem sie stark taillierte Kleider und Jacketts ausarbeitete und der bis heute in ihrem Schaffen vorzufinden ist.
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Das Thema der Befreiung der Frau aus den Zwängen der Gesellschaft spricht Westwood oft durch Übertreibung und Provokation an. Ein immer wiederkehrendes Motiv in den Kollektionen der 90er Jahre ist das Korsett. Eng geschnürt und dennoch elastisch wurden ihre Korsagen, die mit großen bunten Prints und viel Dekoration ausgestattet sind, mit 25 cm hohen Absätzen über die Laufstege getragen. Ihr Blick fiel immer wieder auf die historische Ausarbeitung der Kleidungsstücke, sodass auch an den Korsetts eine fortwährend klassische Entwicklung zu beobachten ist. Zu den eng anliegenden Kniebundhosen wurde sie wie so oft durch französische Gemälde des 18.Jht.s inspiriert. Mit den Jahren gab sie sich dieser Orientierung immer mehr hin. Ihrer eigenen Aussage nach versucht Vivienne Westwood durch den Blick in die Geschichte einen Ausblick in die Zukunft zu gewinnen. So wandte sie sich in den Jahren 2000 bis 2004 vermehrt den Epochen des Barock und des Rokoko zu. Wir finden pompöse Kleider, Glamour erzeugt durch Glasstein- und Paillettenverzierungen vor. Doch manche Details ziehen sich wie ein roter Faden durch die Jahre und zeichnen das Besondere ihrer Kleidungsstücke aus. Die Schnürtechniken, die die Kleider und die Korsetts der Taille anpassen, sowie Knöpfe und Drucke finden bis heute einen Platz in den Kollektionen von Vivienne Westwood.
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Diese Ausstellung ist nicht nur für Modeliebhaber spannend. Die Ausstellung zeigt die Welt einer Rebellin, die beschlossen hat, das System von Innen zu verändern. Es ist den Ausstellungsmachern wunderbar gelungen, den Besucher bei der Hand zu nehmen und ihn für die Kleider, die Karriere und die Person von Vivienne Westwood zu begeistern. Die einzelnen Schritte sind thematisch sortiert und zahlreich mit Erklärungen und Catwalk-Videos unterstützt. Ein Muss für jedes Fashion Victim und ein wunderbarer Einblick für jedermann.
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Die Ausstellung ist bis zum 14.5.2006 zu sehen.
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Inna Goudz - red. / 12. März 2006 ID 2290
Weitere Infos siehe auch: http://www.nrw-forum.de/
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