Vom Klang der Farben
Text Dr. Barbara Aust
Kristina Brandrup, Türkisblau, Shamayim (aus: Seven Seas – Seven Skies) Acryl, Papier, Sand, Glas auf Leinwand, 2002
|
Die Künstlerin Kristina Brandrup versteht die Geschichte der Menschheit als Geschichte ihrer Beziehung zum Wasser, die von immer neuen Entwicklungsprozessen geprägt ist. Die symbolische Bedeutung des Wassers umfasst in der Kulturgeschichte ein breites Spektrum: als des Ursprung des Lebens, des Todes und der Wiedergeburt, als Mittel und Symbol der Reinigung und Heilung, als Bild des Kreislaufs und der Vergänglichkeit, als Symbol des menschlichen Lebens, als Sinnbild der Seele bis hin zum nassen Element als Bild der Liebe, als Brunnen der Weisheit und Quell der schöpferischen Tätigkeit.
In ihrer Installation „Seven Seas – Seven Skies“ thematisiert Kristina Brandrup in einem 14-teiligen Bilderzyklus die ästhetischen, mythologischen und symbolischen Qualitäten des Wassers und des Himmels sowie seine Bedeutung als Ursprung und Lebenselixier für den Menschen. Die Darstellung der sieben Himmel und sieben Meere gelingt Kristina Brandrup in abstrakter Formensprache von monochromer Farbigkeit. In ihrer eigenen Wirksamkeit und als materielle Substanz bekommt die Farbe eine immer stärkere Bedeutung. Bereits Alberti hatte in seinem Traktat über die Malerei „Della Pittura“ die vier Grundfarben („veri colori“) den vier Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Luft) gleichgesetzt und der Luft der Farbe Blau zugeordnet. Mit ihren Wasser- und Wolkenstudien in Ultramarin, Violet, Cyanblau, Türkis, Kobalt- und Nachtblau steht Kristina Brandrup ganz in der kunsthistorischen Tradition der Entdeckung des Himmels als Sinnbild des Transzendenten.
Auch die 6-teilige Arbeit „Chinese Paperscapes“ verabschiedet die an Motiv und Gehalt fixierten Bindungen der künstlerischen Mittel und emanzipiert Farbe und Form. Die Landschaften in Acrylfarbe und collagiertem Papier auf Bütten sind nach einer Reise an das südchinesische Meer entstanden und reflektieren unterschiedliche Stimmungen wie Morgenrot, Abend, Nebel oder Gewitter. Die inneren Prinzipien des Bildes lösen sich hier von Darstellungs- und Erkenntnisinteressen, werden autonom und dringen so tiefer in das Wesen der Dinge vor, als jede noch so auf detailgetreue Wiedergabe achtende Abbildung. Die eindringlichen Farbtöne, die Kristina Brandrup intuitiv auf die Leinwand setzt machen das Unsichtbare, also die sinnliche Erfahrung, sichtbar.
Die Beobachtung der Natur und Entwicklung einer eigenständigen Naturrezeption gelingt Kristina Brandrup nicht nur stilistisch, sondern auch technisch durch die Implementierung von Sand, Muscheln, Marmormehl, Lava oder Asche in den Bildkörper. Die Qualität der Arbeiten liegt gerade darin, dass sie monochrom, abstrakt und malerisch zugleich sind. Das Spielerische, das ganz und gar nicht Dogmatische, verdeutlichen die ausgewählten Farbnuancen im lebendigen Wechsel von Balance und Rhythmus.
|
Dr. Barbara Aust 2004
Die 1966 in Hamburg geborene Künstlerin, lebt und arbeitet in Wolfsburg und wird seit 2000 durch die Galerie Rom Art in Braunschweig vertreten.
Siehe auch: Biographie
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
AUSSTELLUNGEN
BIENNALEN | KUNSTMESSEN
INTERVIEWS
KULTURSPAZIERGANG
MUSEEN IM CHECK
PORTRÄTS
WERKBETRACHTUNGEN von Christa Blenk
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|