Kunst im Kontext von geistiger Behinderung
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euward, der europäische Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung, wird alle zwei bis vier Jahre verliehen. Er richtet sich an Kunstschaffende, deren Behinderung eine Rolle bei ihren jeweiligen Projekten und Kunstwerken spielt. Die Augustinum Stiftung, die den Preis im Jahre 2000 zum ersten Mal verliehen hat, will damit Kunst von Außenseitern eine professionelle Plattform bieten.
Die Namen der diesjährigen Preisträger des 8. euward - Felix Brenner, Andreas Maus und Kar Hang Mui - wurden vor ein paar Tagen bekannt gegeben. Die Preisverleihung findet am 29. April 2021 im Haus der Kunst in München statt.
Der Schweizer Felix Brenner (*1955) hat eine Drogenvergangenheit hinter sich und früher regelmäßig sein Werk im Drogenrausch vernichtet. Das ist aber schon lange her. Mittlerweile hat Brenner seine großformatigen Farb-Lithografien oder Bildinstallationen schon in mehreren Ausstellungen gezeigt und ist in der alternativen Kunstszene kein Unbekannter. Die Fusion von Natur und Kunst spielt in seinen Zeichnungen eine bedeutende Rolle. Aus der "Zeit der Drogen" stammt seine Befassung mit der Ethnobotanik. Seine Pflanzenmotive enthalten halluzinogene Werkstoffe. Brenner verkündet seine Ideen von einer Welt, "in der Raum zum Existieren bleibt" auch in literarischen Hörspielen und produziert Videos auf MixCloud.
Aus Köln kommt der zweite Preisträger Andreas Maus (*1964). Als "eine Befreiung der inneren Wut durch das Zeichnen" erzählt er von menschlichen Abgründen und füllt mit Bleistift oder Kugelschreiber Tage- und Notizbücher bis an den Rand mit Linien, Kreisen oder Quadraten. So entstehen Muster für Frauenkleider oder lange Strich-Mauern. Maus erzählt Geschichten aus der jüngeren deutschen Vergangenheit, über Krieg und Folter. Seine Protagonisten sind z.B. Anne Frank, die Olympischen Spiele oder ein wütender Fußballtrainer. Es gibt keine Ausnahmen ist ein kritischer, politischer und emotionaler Text, den er geschrieben und eingesprochen hat und in dem er die "zähe Entwicklung" in Deutschland thematisiert.
Kar Hang Mui ist der Jüngste der drei Gewinner des diesjährigen euward. Er hat "die Fähigkeit, einen neuen Kosmos aufzumachen", meint jedenfalls die ehemalige stellvertretende Direktorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung. Kar Hang Mui ist 1989 im holländischen Goes als Kind von Migranten aus Hongkong geboren und arbeitet im Galerie Atelier de Kaai in Goes. Seine Reise-Erinnerungen aus Hongkong gehen eine Fusion mit seinem Leben in Holland ein. In seiner Welt begegnen sich Abstraktion und Figuration, und er verbindet farbintensive Skyline-Architektur mit zitronengelben Schmetterlingen, braunen, reetgedeckten Polder-Häusern neben lilafarbenen Bäumen, auf denen Singvögel sitzen. Seine Farbflächen sind fröhlich und intensiv. Der Künstler arbeitet vor allem mit Farbstiften.
Bei den Arbeiten dieser drei Künstler [s.o.] bleibt natürlich der Gedanke an die Art Brut oder Outsider Art nicht aus, denn auch hier geht es um autodidaktische Kunst von Laien oder Menschen mit einer psychischen Erkrankung, geistigen Behinderung oder von gesellschaftlich unangepassten Personen. Der Begriff "Art Brut" geht auf die naive Ästhetik von Jean Dubuffet zurück.
341 Teilnehmer/innen aus 22 Ländern hatten für den 8. euward ihre Bewerbungen eingereicht.
Die Preisträger erhalten neben der öffentlichen Präsentation ihrer Werke auch Geldpreise und einen Katalog im Gesamtwert von rund 19.000 Euro. Gezeigt werden die Arbeiten vom 30. April bis 27. Juni 2021 im Haus der Kunst in München.
Die Kuratoren der Ausstellung sind Klaus Mecherlein (euward) und Sabine Brantl (Haus der Kunst).
Christa Blenk - 21. April 2021 ID 12871
https://www.euward.de/ausstellung/
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