Köln in
ständigem
Umbruch
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BodenSchätze – Archäologie in Köln ist die vorerst letzte Sonderausstellung im Römisch-Germanischen Museum (RGM), das einer dringenden Generalsanierung bedarf und ab 2019 an seinem alten Platz geschlossen sein wird. Vor dem Umzug ins Belgische Haus (Nähe Neumarkt) haben der Direktor Marcus Trier und seine Stellvertreterin Friederike Naumann-Steckner noch mal aus dem Vollen geschöpft und präsentieren noch bis zum 31. Dezember 2018 einige der kostbarsten Schätze, die der Kölner Boden bislang zu bieten hat. Das Interimsquartier ist groß genug für eine reduzierte Dauerausstellung, doch kann es nicht mit der einzigartigen Lage des RGM konkurrieren, das direkt am Bahnhof und neben dem Kölner Dom gelegen ist. Tag und Nacht versuchen dort Passanten, einen Blick auf das berühmte Dionysus-Mosaik zu werfen, das durch eine Scheibe von außen zu bewundern ist. Das Mosaik ist das zentrale Exponat des im Jahr 1974 fertiggestellten Gebäudes der Architekten Heinz Röcke und Klaus Renner. Der Bau war damals innovativ und beispielgebend, und in den vergangenen 44 Jahren haben 20 Millionen Menschen das RGM besucht. Ab 2019 wird es nun fit für die Zukunft gemacht, und vorher erlaubt es uns noch einen „Streifzug durch die Kölner Unterwelt“, wie Trier es während der Pressekonferenz formulierte.
So wurde erst im Februar 2018 ein frei stehendes Porträtmedaillon (um 40 n.Chr.) in der Severinstrasse ausgegraben, das zum Maskottchen der o.g. Ausstellung avancierte:
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Porträtmedaillon (um 40 n.Chr.) | Foto (C) Helga Fitzner
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Eine jungsteinzeitliche Ausgrabungsstätte in Köln-Lindenthal dokumentiert die erste vollständig ausgegrabene Siedlung sesshaft gewordener Menschen, die Ackerbau und Viehzucht trieben. Sie verdrängten allmählich die nomadisch lebenden Jäger und Sammler, die noch eine Weile parallel existierten. Die Züchtung von Pflanzen und die Domestizierung von Tieren waren Merkmale dieser „Neolithischen Revolution“, die unsere Lebensweise bis in die heutige Zeit beeinflusst. Keramiken und der Nachbau eines Holzhauses zeugen von dieser Kultur.
Das Flottenkastell Alteburg war der bedeutendste Stützpunkt der Rheinflotte und liegt im Stadtteil Marienburg direkt am Rhein. Es gibt viele Exponate, die das militärische und zivile Leben illustrieren. Werkzeuge, Gewichte von Webstühlen für Segeltuch, Grabbeigaben, darunter welche, die den Verstorbenen als Arzt ausweisen, Tuffkugeln als Schleudermaterial und andere kleine Militärgeräte sowie fantastische Wandmalereien erwecken diese Zeit zum Leben. Bald soll das Kastell auch zum UNESCO-Weltkulturerbe „Niedergermanischer Limes“ gehören.
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Die Grabbeigaben aus dem 2. Jahrhundert weisen den Verstorbenen als Arzt aus | Foto (C) Helga Fitzner
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Dazu gesellen sich Neufunde aus verschiedenen Ausgrabungen. Bei der Umgestaltung des Antoniterquartiers Nähe Schildergasse wurden Grundrisse eines Gebäudes mit Nischen entdeckt, deren Figuren in der Ausstellung zu finden sind. Untersuchungen ergaben, dass es sich um eine Bibliothek gehandelt haben muss. Ein Komplex von Töpferöfen führte zu neuen Erkenntnissen und in der frührömischen Zeit muss sich die heutige Schildergasse am Rand der Siedlung befunden haben, denn mit Feuer wurde wegen der Brandgefahr nicht in der Ortsmitte gearbeitet. Zahllose Scherben sind als Arbeitsabfälle ausgestellt. Keramik war ein kostbares Gut, so dass einige der Gefäße Reparaturspuren aufweisen. Etliche sind aber auch noch sehr gut erhalten.
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Keramiken aus der Töpferwerkstatt im Antoniterquartier | Foto (C) Helga Fitzner
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Goldmünzen mit dem Konterfei des fränkischen Königs Theudebert sorgten im 6. Jahrhundert n. Chr. für einen Skandal, denn die Autoritäten in Byzanz hatten das eigenmächtige Prägen von Münzen verboten. - Auf der anderen Rheinseite in Deutz wurden die Reste einer spätrömischen Trutzburg erschlossen und auch der Bau des mittlerweile vollendeten Rheinboulevards in Deutz förderte eine Vielzahl von Fundstücken zu Tage.
Marcus Trier hob noch mal hervor, dass das RGM für 400 Quadratkilometer Stadtgebiet zuständig ist und wichtige Grundlagenarbeit leistet. Es bewahrt die Funde, die gereinigt, beschriftet, dokumentiert, archiviert und im besten Fall ausgestellt werden. „Die Facetten unserer Stadtgeschichte werden durch diese Puzzleteile erfahrbar“, erklärte Trier, „und die Stärke des Hauses ist es, Geschichten zu erzählen“. Es ist weit mehr als ein archäologisches Museum, dahinter steckt das Amt für Archäologische Denkmalpflege des Kölner Stadtgebietes und hat damit als „Archiv des materiellen Erbes der Vorgeschichte und der römischen wie auch der fränkischen Epochen“ seine Bedeutung.
Natürlich hat es schon Ausgrabungen und Funde vor 1974 gegeben, die an verschiedenen Stätten aufbewahrt wurden, auch jetzt noch gibt es sechs Außendepots mit 10 bis 12 Millionen Objekten. Die Stadt Köln ist sich ihrer Bedeutung als einzige Millionenstadt in Deutschland bewusst, die auf 2000 Jahre Stadtgeschichte zurückblicken und Belege vorweisen kann aus 100.000 Jahren Geschichte der Menschheit im Rheinland. Oft werden Bauvorhaben verzögert, weil erst das entdeckte archäologische Kulturgut gesichert werden muss, aber es lohnt sich. Trier hob besonders die gute archäologische Grundsituation vor, die es dem RGM mittlerweile erlaubt, „ein Lebensbild des frühmittelalterlichen Kölns zu erstellen. Das wäre vor 30 Jahren noch nicht möglich gewesen.“ Das RGM wird also auch im Interimsquartier seine Arbeit fortsetzen. Die Gewichtung der jetzigen Sonderausstellung gibt schon einen Hinweis auf die Schwerpunktthemen des künftigen Museums, mit dessen Neueröffnung aber erst in sieben bis acht Jahren gerechnet wird.
[Das Buch zur Ausstellung ist im Bachem Verlag erschienen.
Zusätzlich ist „RGM – Römisch-Germanisches Museum“, eine fotografische Bestandsaufnahme von Maurice Cox erschienen.]
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Helga Fitzner - 24. Juli 2018 ID 10815
RÖMISCH-GERMANISCHES MUSEUM
Roncalliplatz 4
50667 Köln
Tel.: 0221-221/2 44 38 und 221/2 45 90
Fax: 0221-221/2 40 30
E-Mail: roemisch-germanisches-museum@stadt-koeln.de
Öffnungszeiten:
Di - So | 10 - 17 h
jeden ersten Do im Monat | 10 - 22 h
Eintrittspreise:
9 Euro | erm. 5 Euro
Freier Eintritt in die Ständige Sammlung für Kölner Kinder, Schülerinnen und Schüler unter 18 Jahre (incl. 2 Begleitpersonen je Schulklasse), KölnPass-InhaberInnen, ICOM-Mitglieder, Geburtstagskinder mit Wohnsitz Köln am Tag ihres Geburtstages, 1 Begleitperson von Personen mit B-Ausweis.
Infos zum Römisch-Germanischen Museum Köln
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