Ein Ort der
kritischen
Auseinander-
setzung
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Es wird gefeiert. Das dauert auch länger, beginnend mit einer Charity Auktion am 14. September, ging es weiter am 22. September mit dem Senats-Empfang und der Eröffnung der Ausstellung. [Weiteres Programm - siehe HP]
Es wird viel geboten, und der Künstler Wolfgang Tillmans (geb. 1968) bestückt die obere Etage noch bis zum 12. November 2017.
Gut gewählt.
„Vor 8 Jahren war das Jahr 2009. In 8 Jahren wird das Jahr 2025 sein." (Wolfgang Tillmans)
Den KUNSTVEREIN IN HAMBURG gibt es nunmehr seit 1817. Er entstand durch wöchentliche Treffen von hanseatischen Sammlern, Industriellen und dem Bildungsbürgertum - zu ihrer Zeit immer Avantgarde. Sie waren offen für Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus. Mit diesem Elan trugen sie auch 1869 zur Errichtung der Kunsthalle bei.
Um die Jahrhundertwende übergab der Kunstverein der Kunsthalle eines der bedeutendsten Gemälde - Ansicht des Eismeeres von Caspar David Friedrich. Seine Bilder hatten das Thema Verhältnis von Mensch und Natur, und immer gab es eine unmessbare Raumqualität. Entstanden ist das Gemälde um 1824.
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Caspar David Friedrich, Das Eismeer (irrtümlich verwechselt mit Die verunglückte Hoffnung, Die verunglückte Nordpolexpedition) in der Hamburger Kunsthalle | Bildquelle: Wikipedia
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Können wir eigentlich Zeit oder auch Raum erfassen? Wir gehen durch die aktuelle Ausstellung, von Hell zu Dunkel, sehen Fotografien, Projektionen, Video - die Diagonale verschiebt die Wahrnehmung. Es ist das unendlich wirkende Meer in Schieflage. Sind wir Teil des Ganzen? Wie nehmen wir wahr? Sind wir vielleicht allgegenwärtig, omnipräsent gar? Sind wir kollektiv oder individuell?
Wenn wir jenseits von Zeit und Raum sind, dann gibt es weder räumliche Distanzen noch ein Gefühl für Zeit. Wie finde ich mich bloß in dieser Welt zurecht?
Und was ist schon gerade und was logisch?
Tillmans zeigt uns seine verlagerte Wahrnehmung, kippende Bildachsen, Geräusche von woanders her, gesteigerte Desorientierung. Bei ihm bekommen reale Steine durch ihre Anordnung eine Assoziation von Morsezeichen oder Blindenschrift - es ist eine Sprache auch festgehalten in der Fotografie. Und da ist sie nur Darstellung von Wirklichkeit.
Tillmans will Zeuge sein, beobachtet gesellschaftliche Strömungen, hält sie auf irgendeine Art fest.
„Zwischen 2002 und der Besetzung der Hafenstraße in Hamburg, liegen genau so viele Jahre wie zwischen 2002 und heute.“ (Wolfgang Tillmans)
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Wolfgang Tillmans: Zwischen 1943 und 1973 lagen 30 Jahre. 30 Jahre nach 1973 war das Jahr 2003. | Ausstellungsansicht, Foto: Kunstverein in Hamburg
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Man könnte auch sagen, eine Sekunde definiert die Dauer von 9.192.631.770 Schwingungen des Cäsium-Atoms.
Raum und Zeit sind keine absoluten Größen. Sie werden unterschiedlich gemessen und auch wahr genommen. So gerät alles ins Wanken und fordert uns zur Beobachtung.
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Als Redner war Olaf Scholz geladen, der aber dann noch die Wahlen ankurbeln musste.
So sprach Harald Falckenberg (hat angeblich kein Sofa und ist immer auf Achse) die einleitenden Worte und nennt es 200 Jahre Gegenwart. Er selbst hat eine große zeitgenössische Sammlung aufgebaut, und die Ausstellungen in den ehemaligen Phoenix Hallen in Harburg sind immer besonders.
Carsten Brosda, Kultursenator für Kultur und Medien, meint, Kunst habe ihren eigenen Kopf und macht, was sie will. Deshalb befähigt sie auch zur eigenen Wahrnehmung.
Uwe M. Schneede (ehem. Hamburger Kunstverein und Kunsthalle) - sehr amüsant bewarb er die Jahresbeigabe das Buch 200 Jahre Kunstverein.
Bettina Steinbrügge als Gastgeberin und Direktorin - mit vielen neuen Einsichten wunderbar entspannt. Wobei Kunst ausstellen ja nicht immer ganz einfach ist, sondern oft experimentell chaotisch. Und künstlerische Freiheit ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Sie hält weiter an dem Konzept, zeitgenössische Kunst zu verteidigen. So ist sie immer wieder experimentierfreudig. Ihr geht es darum, Zeitgeschehen abzubilden, immer mit dem Blick auf Veränderungsprozesse und politischen Entwicklungen und der Lust am Urteil.
Der Hamburger Kunstverein ist und bleibt also ein Ort der kritischen Auseinandersetzung.
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Kunstverein in Hamburg | Foto (C) Fred Dott
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Liane Kampeter - 26. September 2017 ID 10278
Kunstverein in Hamburg
Klosterwall 23
20095 Hamburg
T +49 40 32 21 57
F +49 40 32 21 59
hamburg@kunstverein.de
Öffnungszeiten:
Di - So (und feiertags) | 12 - 18 h
Öffentliche Führungen:
Do | 17 h
Eintritt:
5 EUR | erm. 3 EUR
Weitere Infos siehe auch: http://www.kunstverein.de
Post an Liane Kampeter
http://www.liane-kampeter.de
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