Zum 250.
Geburtstag
des deutschen
Romantikers
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Bewertung:
Die ALTE NATIONALGALERIE BERLIN zeigt mit Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften die zweite große Ausstellung im laufenden Jubiläums-Jahr des 1774 in Greifswald geborenen Lieblings-Romantikers der Deutschen. Die Hamburger Kunsthalle hatte bereits im Herbst 2023 mit Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit publikumsträchtig vorgelegt. Die begehrten Zeitfenstertickets waren schnell ausverkauft. Nun sind einige der berühmtesten Werke des teuren Jubilars nach Berlin umgezogen und treffen hier auf die nicht minder sehenswerten der Staatlichen Museen zu Berlin. Ergänzt wird die Schau mit über 60 Gemälden und über 50 Zeichnungen durch Leihgaben aus Deutschland, Dänemark und der Schweiz. Wer also die Hamburger Ausstellung versäumt hat, kommt in jedem Fall in Berlin auf seine Kosten. Nur der Wanderer über dem Nebelmeer, die wohl bekannteste Rückenansicht Friedrichs ist in Hamburg geblieben.
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Mönch am Meer von CDF - in der Alten Nationalgalerie Berlin, 2004 | Foto: Stefan Bock
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Dafür gehen hier das berühmteste Berliner Bilderpaar Friedrichs, der Mönch am Meer (1808-1810) und die Abtei im Eichwald (1809-1810), ein stilles Zwiegespräch ein. Im 1. Obergeschoss der Alten Nationalgalerie erinnert die Ausstellung an die Wiederentdeckung des nach seinem Tod 1840 in Dresden in Vergessenheit geratenen Malers durch die legendäre „Deutsche Jahrhundertausstellung“ 1906 mit 93 Gemälden und Zeichnungen in der Nationalgalerie. Die Hälfte davon ist nun auch in der Jubiläums-Schau zu sehen. Darunter Schlüsselwerke wie das Das Eismeer (1823/24) aus Hamburg, Lebensstufen (1834) aus Leipzig, Der einsame Baum (1822) aus Berlin, Hünengrab im Schnee (1807) oder Zwei Männer in Betrachtung des Mondes (1819/20) aus Dresden. Letzteres Gemälde ist sogar in mehreren Varianten vorhanden. Eine Spezialität des Malers, der bestimmte Motive gern mehrfach darstellte, was die Ausstellung mit einigen eindrucksvollen Beispielen im 3. Obergeschoss belegt.
Bildpaare und Wiederholung von Motiven sind nur eine Besonderheit im Schaffen des Romantikers, der viel Zeit in der Natur an der Ostseeküste und später in seiner Wahlheimat Dresden in der Nähe der Sächsischen Schweiz verbrachte. Seine idealisierten Landschaftsbilder schuf er aber meist aus der Erinnerung. Dem Schaffensprozess mit Skizzen, Vor- und Pauszeichnungen von verschiedenen Figurenmotiven geht die Ausstellung in einem Themenbereich detailliert nach. Caspar David Friedrichs Ausbildung in Dänemark und seiner Maltechnik sind ebenfalls zwei Räume gewidmet. Das zeichnerische Studium in der Natur war eine Grundlage von Friedrichs Bildern. Vorbild für die Figur des einsamen Mönchs vor der Naturgewalt des Meers war aber zum Beispiel die Zeichnung eines Apostels von Raffael. Dass sich der um seine 1808 verstorbene Schwester trauernde Maler hier in einer Art existenziell erschütternden Seelenlandschaft selbst dargestellt hat, ist ebenfalls naheliegend.
Casper David Friedrichs Phantasielandschaften wie Das Eismeer verbreiten nach wie vor ihre Faszination. Inspiriert von einer Nordmeerexpedition und Studien von Eisschollen (die man in Hamburg auch zum Gemälde bewundern konnte) hat der Maler eines seiner eindrucksvollsten Naturschauspiele auf die Leinwand gebannt. Aber auch seine Kreidefelsen, Hochgebirgslandschaften wie den Watzmann (1824/25) oder die sehnsuchtsvollen Küsten- und Meeresansichten ziehen einen förmlich in die Tiefe der Bilder hinein. Dazu zeigt die Ausstellung Papierwerke aus der Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts mit Uferlandschaften aus Mecklenburg, viele Pflanzen- und Baumstudien sowie die drei erhaltenen Pinsel-Zeichnungen des Jahreszeitenzyklus von 1803.
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Das Eismeer von CDF - anlässlich der Jubiläumsausstellung Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften in der Alten Nationalgalerie Berlin, 2024 | Foto: Stefan Bock
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Was auch immer den Hype um die Landschaftsgemälde des schwermütigen Romantikers am Laufen hält, nach der durchweg sehenswerten Ausstellung in Berlin geht es Ende August im Dresdner Albertinum und Kupferstichkabinett weiter - „Wo alles begann“, wie es dort heißen wird.
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Stefan Bock - 22. Mai 2024 ID 14758
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/alte-nationalgalerie
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