Fünfundsiebzig Dingliches
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Bewertung:
Jüngst geriet ich spontan und völlig unvorbereitet in die Ausstellung Isa Genzken 75/75 - dabei wollte ich ja eigentlich "nur" die Neue Nationalgalerie, die die letzten Jahren unter Federführung David Chipperfields sehr aufwändig saniert wurde, für mich erkunden; seit der Schließung in 2015 war ich nicht mehr dort.
Ich musste also nachträglich ein bisschen recherchieren, wer das war, dem diese Ausstellung gewidmet wurde:
"Isa Genzken (* 27. November 1948 in Bad Oldesloe) ist eine deutsche Künstlerin mit internationalem Renommée; sie lebt und arbeitet in Berlin.
Von 1969 bis 1971 studierte Genzken Malerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Almir Mavignier, 1972 Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Köln und bis 1973 Fotografie und Grafik an der Hochschule der Künste in Berlin und schließlich bis 1977 an der Kunstakademie Düsseldorf. 1982 heiratete sie den Maler Gerhard Richter, dessen Studentin sie in seiner Meisterklasse in Düsseldorf gewesen war. Die Ehe wurde 1993 geschieden. Eine Skulptur von 1983 trägt den Titel Meister Gerhard, ein Titel, der (vordergründig) an den ersten Kölner Dombaumeister erinnern soll, aber auch an ihren damaligen Ehemann denken lässt.
Isa Genzken hat in über dreißig Jahren ein vielseitiges und komplexes Œuvre geschaffen, welches Skulpturen, Installationen, Filme, Fotografien, Malereien, Arbeiten auf Papier und Künstlerbücher umfasst. Signifikant für ihre Arbeit ist die Auswahl und Kombination so unterschiedlicher Materialien wie Holz, Gips, Epoxydharze, Beton, aber auch Kunststoffe und alltägliche Gebrauchsgegenstände und Konsumgüter.
Als frühe Einflüsse gelten Minimalismus und Konzeptkunst, sie ließ sich aber nie auf ein einheitliches Konzept ein und griff beispielsweise bei ihrer Rose, erstmals 1993 in Baden-Baden, und 1997 in Leipzig den Realismus auf und vergrößerte die Blume ins Gigantische. Vor der Jahrtausendwende orientierte sie sich um und arbeitet seither vielfach mit Objets trouvés."
(Quelle: Wikipedia)
Aha, vermutete ich unbedarft, sie ist womöglich auch so weltbekannt, weil sie 11 Jahre lang auch mal die Frau von Gerhard Richter war - diese Vermutung ist natürlich Quatsch und nichts als Hausfrauenlatein, das geb' ich zu; aber man macht sich halt als Frau so ab und zu Gedanken. Meine Neugier auf dieses Private ließ mich daher nicht mehr los, ich suchte also weiter... Nach der Scheidung wäre sie, so wie ich las, dem Alkoholismus verfallen; und dann kamen folglich diese Nachwirkungen. "Ich habe die vergangenen zehn Jahre teilweise in der Psychiatrie verbracht. Seit einem halben Jahr darf ich leben, wie ich möchte." Das gab sie dem Tagesspiegel in 2016 preis. Und: "Ich wollte aus Köln weg, weil ich geschieden und sehr unglücklich darüber war. Hab angefangen zu saufen und zu saufen, habe mich sehr unangemessen benommen – wegen dieses Unglücks mit meinem Mann!" O Gott, was für ein grauenhaftes Schicksal! Nein, ich wollte das jetzt nicht noch weiter wissen; das, was ich bis dahin las, reichte mir völlig aus.
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Und was gab's nun in ihrer aktuellen Ausstellung, die voller schöner Dinglichkeiten war, zu sehen, was mir ganz besonders auf- oder gefiel?
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Isa Genzken 75/75 in der Neuen Nationalgalerie - ihre "Pink Rose" vor dem Haupteingang des Gebäudes | Foto: KE
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Die Riesenrose beispielsweise [s.o.] - irgendwie kam die mir von woher bekannt vor; ja und wieder recherchierte ich.
Stimmt, diese Pink Rose kannte ich bereits vom Eingangsbereich zur Glashalle der Leipziger Messe, denn da steht so'n 8 Meter hohes rosa Röslein - so große Rosen-Installationen hätte sie angeblich also schon vorher gefertigt oder fertigen lassen.
Pink Rose erklärte ich hiermit zu meinem Lieblingsobjekt der Ausstellung!
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Dann gab es fünf oder sechs Schaufensterpuppen zu sehen, denen die Künstlerin recht abenteuerliche Kostümierungen verpasste - eine von ihnen, die allerdings (wie die meisten Objekte in ihrer Ausstellung) titellos war, hatte ich in der Seitenansicht abfotografiert [s.u.]
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Isa Genzken 75/75 in der Neuen Nationalgalerie - "Untitled", 2012 | Foto: KE
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Witzig waren auch die drei Nofretete-Büsten, eine trug eine Sonnenbrille, eine andere eine Atemschutzmaske, und vor der dritten lagen drei schwarze Kleiderbügel.
Und dann konnten viele andere Installationen besichtigt und enträtselt werden.
So auch die mit Schauspieler betitelte liegende (Schaufensterpuppen-)Figur [s.u.], auf die ich mir jedoch - wie auf die meisten anderen Installationen - keinen Reim machen konnte; ich blieb völlig ratlos vor dem allen stehen.
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Isa Genzken 75/75 in der Neuen Nationalgalerie - "Schauspieler", 2013 | Foto: KE
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"Die Arbeiten sollen eher als bewegte Bilder denn als Skulpturen fungieren, man sieht aus jedem Blickwinkel ein neues Bild. Nichts ist starr oder zweidimensional, sondern filmisch." wird Isa Genzken von smb.museum aus einem Interview des Jahres 2016 zitiert.
Ist das vielleicht der Schlüssel, um ihre gezeigten Exponate - immerhin 75 an der Zahl - zu deuten resp. zu verstehen?
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Gisela Herwig - 24. Juli 2023 ID 14303
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/neue-nationalgalerie/
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