Der
Südsee-
Gauguin
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Bewertung:
Heute, am Sonntag, endet die Sonderausstellung Paul Gauguin – Why Are You Angry? in der Alten Nationalgalerie Berlin. Sie behandelte das Südseeleben und -wirken des französischen Malers und hinterfragte es (was in Bezug der seit geraumer Zeit in nahezu allen deutschen Museen stattfindenden Aufarbeitung imperialer kunst- und menschenfeindlicher Vereinnahmungen "einheimischer" Kunst und Menschen in vom weißen Mann besetzten und beherrschten Ländern nicht verwunderte) nach seiner künstlerischen und privaten Sicht der Dinge.
"Gauguin verließ 1891 die Kunstmetropole Paris, seine Frau und fünf Kinder, um sich auf eine spirituelle und künstlerische Suche nach Französisch-Polynesien zu begeben. Hier lebte er mit einer Unterbrechung bis zu seinem Tod 1903. In dieser Phase entsteht unter anderem eines der Hauptwerke Gauguins aus der Sammlung der Nationalgalerie, das Gemälde Tahitianische Fischerinnen von 1891.
Vor dem Hintergrund historischer Vorbilder und postkolonialer Debatten stellt die Ausstellung den von Gauguin selbst erschaffenen Mythos des 'wilden Künstlers' zur Diskussion. Gauguin griff seinerseits bereits auf einen kolonialen Traum vom irdischen Paradies zurück, der ihm zugleich den Aufbruch zu einer völlig neuartigen Kunst ermöglichte. Paul Gauguin – Why Are You Angry? nähert sich Gauguin aus verschiedenen Perspektiven und eröffnet aktuelle Blicke auch durch Werke zeitgenössischer Künstler*innen wie Angela Tiatia (Neuseeland/Australien), Yuki Kihara (Samoa/Japan) oder Nashashibi/Skaer (Großbritannien) und den tahitianischen Aktivisten und Künstler Henri Hiro (Französisch-Polynesien)."
(Quelle: Alte Nationalgalerie Berlin)
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Paul Gauguin (1848-1903), Parau Api. Gibt´s was Neues?, 1892 | Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister © Albertinum | GNM, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut
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Um Exotik & Erotik - ganz im Sinne des noch immer schwelenden und wenig tot zu kriegenden Klischees des (meistfalls alten) weißen Mannes, was dann seine erektile Vorstellung zur schönen Südsee und den schönen Südseemädchen anbelangte - ging es auch. Eine den eigentlichen Ernst der Dinge froh konterkarierende und fast schon zynisch anmutende Video-Talkshow von Yuki Kiharain [s. Foto unten], wo sie ein paar Südseebilder von Gauguin mit ihren gut gelaunten Gästinnen, die einigen der Südseebildfiguren zum Verwechseln ähnlich schienen, nachstellte, wirkte so wie die Faust aufs Auge und erleichterte es sodurch, dass die eigene Aufmerksamkeitsbereitschaft beim Durchschreiten dieser Ausstellung nicht gänzlich abzusacken drohte.
Es gab nämlich unverhältnismäßig viele Schrifttafeln (besucherunfreundlich gemacht, wenn beispielsweise schwarze Buchstaben auf dunkelblauem oder dunkelrotem Hintergrund gesetzt wurden), die allesamt zwar einen erstklassigen Info-Wert besaßen, aber, was die insgesamte Fülle ihrer maßlosen Belehrungen betraf, einer didaktischen Attacke gleich kamen.
Zum Schluss, falls man so hätte sagen wollen, war der unverstellten Ansicht der Gauguinbilder ein relativ barrierefreier Raum gegeben, falls man all dieses Überbelehrende von sich aus auszublenden willens war.
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Yuki Kihara: First Impressions: Paul Gauguin, 2018; Videostill, HD Video, 16:9, 13 Minuten (Talkshow in 5 Episoden), im Auftrag von Fine Arts Museums of San Francisco und Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen. Mit freundlicher Genehmigung von Yuki Kihara, the Fine Arts Museum of San Francisco, Ny Carlsberg Glyptotek, Copenhagen and Milford Galleries, Dunedin
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Gisela Herwig - 10. Juli 2022 ID 13705
Weitere Infos siehe auch: https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/alte-nationalgalerie/home/
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