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Ausstellung

Ein weißes

Schaf



Timm Ulrichs, Zwei schwarze Schafe, 2016/17; 48 Schafsfiguren auf MDF-Platte, 45 x 65 cm, Kunstmuseum Ahlen, Dauerleihgabe Theodor F. Leifeld-Stiftung, Foto: Wolfgang Braden, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024

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In keinem Abschnitt der jüngeren Geschichte, in Deutschland, aber auch darüber hinaus, waren sich Kunst und Politik, Witz und Anarchie so nahe wie in den Jahren der Studentenrevolte. Fritz Teufel und Dieter Kunzelmann in Berlin, Peter Ernst Eiffe in Hamburg, und auf der anderen Seite jene eigentlichen Künstler, die sich mit sehr unterschiedlichen Mitteln und Haltungen zur Politik äußerten, oft ebenfalls satirisch und dem Geist des damals lebendigen Happening verpflichtet, allen voran Timm Ulrichs, Jahrgang 1940, der sich selbst zum Kunstwerk erklärte. Es ist, regelmäßigen Ausstellungen zum Trotz, still um ihn geworden, aber, ja, ja, er lebt noch und hat jetzt eine Schau entworfen, die die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen unter dem Titel Nichts als Theater in Kooperation mit dem Timm Urichs eng verbundenen Kunstmuseum Ahlen, das auch einen schönen Katalog bereitstellt, ausgerichtet hat und die noch bis zum 6. Oktober zu sehen ist. Dass er für die Lohnschreiber weniger interessant ist als, sagen wir, Taylor Swift oder Lena Meyer-Landrut, besagt eher etwas über den Zustand der Medien als über die Qualität des Künstlers. Warum das so ist, beantwortet Timm Ulrichs nebenbei in seinem Werk.

Mit seiner Skurrilität erinnert Timm Ulrichs an den vierzehn Jahre jüngeren Österreicher Erwin Wurm. Beide entledigen Alltagsgegenstände durch Verzerrungen ihrer Funktion, verleihen ihnen also, was für Kunst überhaupt bestimmend ist: Nutzlosigkeit. Genau das aber, der Widerstand gegen eine Geld einbringende Brauchbarkeit, ist in unserer Welt hochpolitisch.

Da ist der Holzstuhl mit den eingeknickten Beinen, schon ein hinreichend komischer Anblick, aber komischer noch durch den Titel: Der erste sitzende Stuhl (nach langem Stehen sich zur Ruhe setzend). Der Kalauer gehört zum Repertoire von Ulrichs’ Kunstmitteln. Er posiert mit Sonnenbrille, Stock und Blindenarmbinde zur Aufschrift Ich kann keine Kunst mehr sehen!. Ein Merkspruch lautet: Denken Sie immer daran, mich zu vergessen! Timm Ulrichs. Es deutet auf einen Künstler, der nicht durch falsche Bescheidenheit auffällt, sondern sich bevorzugt zum Thema macht.

Eine Miniskulptur mit dem Titel Zwei schwarze Schafe [s. auf dem Plakatmotiv o.re.] zeigt 23 weiße Spielzeugschafe in Reih und Glied und in deren Mitte ein schwarzes Schaf. So weit eine Illustration der bekannten Redewendung. Daneben aber steht inmitten von 23 schwarzen Schafen ein weißes. Wenn das nicht politisch wäre – was dann?

Übrigens: Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos. Das geht also auch, wenn man es nur will.
Thomas Rothschild – 28. Juli 2024
ID 14850
Mehr Infos unter http://galerie.bietigheim-bissingen.de


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