Faszinosum und
Mysterium
|
|
Bewertung:
Wenn man gegen Ende der Ausstellung Titanic. Eine immersive Reise in einem nachgebauten Rettungsboot sitzt und auf einer riesigen Panoramaleinwand mit einer 360-Grad-Projektion dem Ozeanriesen bei seinem langsamen Untergang zusieht, hat man in der Tat eine Art Reise hinter sich. Denn neben Artefakten in Vitrinen, wird man von Fotoleinwänden und lebensgroßen authentischen Nachbauten in eine Art Sog gezogen. So nah kommt man den Ereignissen selbst bei einer Verfilmung nicht. Auch 113 Jahre danach gibt es immer wieder neue Erkenntnisse über eines der legendärsten Schiffsunglücke in der Geschichte, nachdem die Titanic aufgrund einer Verkettung nahezu unfassbarer Begebenheiten in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 einen Eisberg rammte und sank. Während nach und nach die Lichter ausgehen und das Schiff letztendlich entzwei bricht, haben die Besucher als "Gerettete" in ihrem Boot während der Begehung viel darüber erfahren, wie es soweit kommen konnte.
Im ersten Raum befindet sich ein Modell der Titanic, und einige Fans des Titanic-Films von James Cameron können sich davon überzeugen, dass ein Betreten des Bugs nicht möglich war. Die herrliche Szene, in der Leonardo di Caprio und Kate Winslet sich an die Reling des Bugs lehnen und "fliegen", ist der Fantasie entsprungen. Trotzdem gibt es eine ähnliche Reling als Handy-Hotspot, auf dem man sich entsprechend ablichten lassen kann. Die Dreharbeiten des Films haben vor fast 30 Jahren begonnen, und seitdem hat es viele neue Erkenntnisse gegeben, sodass die Ausstellungsbesucher mittels eines ausführlichen und kostenlosen Audioguides auf den neuesten Stand kommen. Viele Vermutungen konnten schon länger widerlegt werden, denn die Titanic war kein Kreuzfahrtschiff, sondern ein Transatlantik-Linienschiff, und für ein angebliches Wettrennen mit knapp 45 km/h gar nicht schnell genug. Sie hatte in der dritten Klasse auch viele Auswanderer mit einem One-Way-Ticket.
Eine Gangway führt ins Innere des Schiffes, und die Speisesäle der ersten, zweiten und dritten Klasse sind auf großen Foto-Leinwänden zu sehen. Die Bilder und die meisten der 300 Artefakte, wie Geschirr, Besteck und Fliesen, aber auch die von der Unterbringung in den verschiedenen Klassen stammen von den zu 98 Prozent baugleichen Schwesterschiffen Olympic und Britannic. Denn die Rechte für die Objekte von der echten Titanic liegen bei der RMS Titanic Inc., die eigene Ausstellungen kuratiert. Die Titanic war auf ihrer Jungfernfahrt und man hatte vorher keine Zeit, dokumentarische Fotos der Interieurs zu machen. Diese "immersive Reise" will den Untergang der Titanic so hautnah, wie möglich, erlebbar machen. In der Realität waren die dritte Klasse aufgrund der Seuchenschutzgesetzgebung streng von den beiden anderen Klassen getrennt, wobei die Unterbringung und Verpflegung hervorragend waren. Trotzdem sind die Treppe und die Uhr, bei der sich Jack und Rose in Camerons Film treffen, ein weiterer Foto-Hotspot.
Im einem Kesselraum sorgt künstlicher Nebel für den Eindruck von Dampf und Hitze, der bei der Befeuerung entstand, während die Besucher einen simulierten Wassereinbruch erleben, den es an mehreren Stellen gibt. Das Schiff wird seitlich ausgerechnet an einer Nahtstelle von dem Eisberg eingedrückt, die Niete, die die Stahlkonstruktion zusammenhielten, springen ab und das Wasser kann eindringen. Da die Titanic als unsinkbar galt, wurde das Unglück zunächst kaschiert und die Evakuierung in die Rettungsboote als Übung ausgegeben. Da sich viele Passagiere zu nächtlicher Stunde und bei eisiger Kälte nicht dazu bewegen ließen, wurden die Boote ohne maximale Auslastung herabgelassen. Das war fatal, weil nicht genügend Rettungsboote für alle Passagiere vorhanden waren.
Der Funker John Phillips hatte zuvor von der Mesaba eine Eisbergwarnung erhalten, und die in der Nähe befindliche Californian funkte, dass sie ihre Maschinen wegen der Eisberge gestoppt hätte und stellte nach erfolgtem Warnhinweis für die Nacht den Funkverkehr ein. Die Information wird von Phillips ignoriert. Als der Kapitän der Titanic, Edward John Smith, nach dem Aufprall die Einschätzung erhält, dass sein Schiff innerhalb der nächsten 90 Minuten sinken wird, weil zu viele Bereiche überflutet wurden, lässt er Notrufe senden. Auf der Californian wird zwar beobachtet, wie bei der Titanic allmählich die Lichter ausgehen und Signalraketen abgefeuert werden, es erfolgt aber keine Reaktion, weil der Funkverkehr ruhte. Die Carpathia hat auf den Notruf reagiert und macht sich auf den Weg, ist aber zu weit entfernt und muss wegen der Eisberge aufpassen. Als sie endlich an der Unglücksstelle ankommt, ist die Titanic längst gesunken, aber die Carpathia nimmt alle 705 Überlebenden an Bord. Als die Californian am nächsten Morgen eintrifft, gibt es nichts mehr für sie zu tun. 1.495 Passagiere ertranken, darunter 528 Passagiere der dritten Klasse und 687 Crew-Mitglieder, die zahlenmäßig am stärksten vertreten waren, darunter Kapitän Smith und Funker Phillips. Es gibt am Ende durchsichtige Stelen, auf denen zum Gedenken die Namen der Ertrunkenen stehen.
Die Titanic wird die Menschen noch weiter faszinieren und alle ihre Geheimnisse hat sie noch nicht preisgegeben. Wer möchte kann abschließend noch einen 12minütigen virtuellen Durchgang nebst Tauchgang zum Wrack mittels VR-Brille buchen.
|
Vom Rettungsboot aus lässt sich der Untergang auf einer riesigen Leinwand nachverfolgen © ExHub
|
Helga Fitzner - 10. Februar 2025 ID 15144
Veranstalter ist COFO-Entertainment aus Passau unter Mitarbeit des Deutschen Titanic-Vereins von 1997 e.V., namentlich von dessen Vorsitzenden Malte Fiebing-Petersen.
Ausstellung in Köln vom 7. Februar bis mindestens Juni 2025, Verlängerung geplant.
Ausstellung in Hamburg ab 17. April.
Ausstellung in München geplant für 2025.
Weitere Infos siehe auch: https://titanic-experience.com/
Post an Helga Fitzner
Ausstellungen
Kulturspaziergänge
Museen
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
AUSSTELLUNGEN
BIENNALEN | KUNSTMESSEN
INTERVIEWS
KULTURSPAZIERGANG
MUSEEN IM CHECK
PORTRÄTS
WERKBETRACHTUNGEN von Christa Blenk
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|