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Ausstellung

Licht und

Schatten-

seiten



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Caravaggio (* 1571 in Mailand) wurde am Anfang der Barock-Epoche geboren, einer Zeit der Prachtentfaltung, in der die katholische Kirche im Zuge der Gegenreformation Prunk und Üppigkeit demonstrierte, um ihre Schäfchen in den eigenen Reihen zu halten. Es gab ein regelrechtes Wettrennen um immer mehr Pomp und Opulenz. Für Künstler war die Auftragslage in der Regel gut, und selbst Caravaggio, der mehrere Male mit dem Gesetz in Konflikt geriet - darunter sogar wegen Totschlags - hatte meistens gut zu tun. Da er schon mit 38 Jahren starb, vermutlich an Malaria, hat er der Nachwelt dadurch etliche Kunstwerke hinterlassen können, die durch ihre Eindrücklichkeit und Formvollendung bis heute nichts an Faszination verloren haben.

So dramatisch wie sein Leben sind auch seine Bilder. Da ein großer Teil der Sujets in dieser Zeit biblischer Natur war, widmete sich Caravaggio auch religiösen Motiven. Die Dramatik, den Realismus und die Erotik, die er in seine Kunst einbrachte, müssten für seine Zeitgenossen atemberaubend gewesen sein. Kein Wunder, dass sich etliche Künstler in ihren Bildern auf ihn beziehen. Genau um diese Wirkungsgeschichte geht es in der Ausstellung Beyond Caravaggio, die derzeit in Dublin zu sehen ist. Es sind vier Werke von ihm selbst ausgestellt und 43 Werke von „Caravaggisti“.

Die Gefangennahme Christi ist eines der hochdramatischen Bilder Caravaggios. Die Bildmitte wird von einer schwarz schimmernden Rüstung eingenommen, die den Blick auf das Ereignis einschränkt. Links mittig ist fast unscheinbar der Kuss des Judas zu erkennen, und links Jesus, der sich mit gefalteten Händen an das Geschehen hingibt. Während rechts ein Mann eine Lampe hochhält, ist links ein Mann zu erkennen, der vor Entsetzen die Arme hebt. Judas wird nicht als schmieriger Verräter dargestellt, sondern als älterer Mann mit schütteren Haaren, der von dem Vorgang überrollt wird. Trotz der ganzen Aktivitäten schafft Caravaggio es, das Licht so zu setzen, dass es auf dem Gesicht Christi liegt, der fast wie ein ruhender Pol in dem Tumult wirkt.



Michelangelo Merisi da Caravaggio: Die Gefangennahme Christi, 1602, Öl auf Leinwand, 133,5 x 169,5 cm | (C) The National Gallery of Ireland, Dublin


Weitere Highlights sind Caravaggios erste Version von Das Abendmahl in Emmaus von 1601, Knabe, der von einer Eidechse gebissen wird von 1593 sowie Knabe, eine Frucht schälend (1593/94).

Zu den Werken der Caravaggisti gehört Saint Sebastian being tended by Saint Irene des Flamen Nicolas Régnier. Hier liegt der von Pfeilen durchbohrte Sebastian bewusstlos auf dem Boden und wird von der völlig in sich ruhenden heiligen Irene und einer weiteren Frau versorgt. - Der Franzose Valentin de Boulogne ist mit Concert with Three Figures (1615/1616) vertreten, in dem er drei Musikanten so geschickt angeordnet hat, dass sie dynamisch wirken. Georges de la Tours Dice Players zeichnet sich weniger durch Dramatik aus, es wirkt eher wie eine Studie, mit Licht und Schatten zu arbeiten. Auch der Italiener Antiveduto Gramatika malte die immer beliebter werdenden nicht-religiösen Motive wie Card Players. Ein Maler, der relativ nahe an die Kunst des Caravaggio herankommt, ist der Spanier Jusepe de Rivera. Sein Bild The Martyrdom auf Saint Bartholomew (1634) kann mit der Dramatik Caravaggios mithalten. Dem heiligen Bartholomäus wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Das Gemälde zeigt aber nicht die Tat selbst, sondern den Horror des Augenblicks direkt davor. Während Bartholomäus seine Augen himmelwärts richtet, wetzt sein Peiniger das Messer, während er seinen Blick nicht von seinem künftigen Opfer lässt.

Die Italienerin Artemisia Gentileschi gilt als bedeutendste Malerin des Barock. Das Exponat Susannah and the Elders ist so intensiv, dass es fast dem Besucher die Schamesröte ins Gesicht treibt. Die unbekleidete Susannah wird von zwei alten Männern beim Baden überrascht. Den Ausdruck der Scham und des Entsetzens kann wohl heute noch jede Frau nachvollziehen. Viele weitere Werke bestätigen schlussendlich aber das Genie Caravaggios, das wohl nicht übertroffen werden kann.

*

Die Ausstellung ist eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen der National Gallery, London, der National Gallery of Ireland und den National Galleries of Scotland , kuratiert von Letizia Treves in Zusammenarbeit mit Adrian Le Harivel und Aidan Weston-Lewis. Sie stellt Bilder von insgesamt 30 Caravaggisti aus, die teilweise aus privaten Sammlungen stammen.
Helga Fitzner - 3. April 2017
ID 9958
Weitere Infos siehe auch: http://www.nationalgallery.ie


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