Sonne, Meer, Landschaft
Etel Adnan. BERGE SCHREIBEN
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Etel Adnan, San Gimignano 2, 2013; Schwarzes Harz, Alabaster, Metall Galleria Continua, San Gimignano/Beijing/Les Moulins; Ausstellungsansicht Etel Adnan. Berge schreiben, 2014; Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar
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Bewertung:
Berge schreiben - was will Etel Adnan dem Betrachter mit diesem Titel vermitteln? „Ich male den Berg, um den Menschen ein Bild zu machen“, meint die Künstlerin.
Der Mount Tamalpais ist ein Berg in Marin County (nahe der Stadt San Francisco, Kalifornien) und eine der wichtigsten Quellen ihrer Inspiration. Dieser Berg steht Pate für ihre Auslotung kontrastreicher Farben und Grenzen zur Abstraktion ihrer Arbeiten.
Und wer ist Etel Adnan?
Sie ist kein „Hype“, aber seit ihrer beeindruckenden Präsentation auf der documenta 13 (2012 in Kassel) ist sie in aller Munde und wird nun weltweit in Ausstellungen gezeigt.
Sie ist eine libanesische Schriftstellerin, Malerin und Journalistin und wurde 1925 in Beirut als Tochter einer Griechin und eines Syrers, der Offizier in der Osmanischen Armee in Smyrna gewesen war, geboren. Sie wuchs zweisprachig (griechisch und türkisch) in einer arabisch sprechenden Umwelt auf. Im Libanon besuchte sie eine katholische französische Mädchenschule. 1949 übersiedelte sie nach Paris, wo sie 1950 ein Literatur- und Philosophiestudium an der Sorbonne begann. Derzeit lebt und arbeitet Etel Adnan in Sausalito (einer Stadt im Marin County im US-Bundesstaat Kalifornien) sowie in Paris.
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Das Museum der Moderne präsentiert nun als erstes Museum in Österreich eine Ausstellung mit über 140 Werken und Leporellos der international renommierten Künstlerin.
Ihre ausgestellten Werke sind Kleinformate (34 x 43,7cm), zum Großteil Öl auf Leinwand, und haben keine Titel. Die Arbeiten benötigen auch keinen Titel, in ihren Werken geht es immer wieder um Sonne, Meer, Berge und Landschaft in einer abstrakten Flächenform (Anlehnung an Paul Klee), die ausdrucksstark in der Farbe sind. Bei ihren Arbeiten verwendet sie sehr selten einen Pinsel, sondern sie arbeitet mit einer Spachtel. Aufgrund dieser Technik kann sie sehr schnell arbeiten und produziert am laufenden Band.
Die neuesten Arbeiten (2014) – immer wieder ist der Berg präsent - , die als Aquarelle und Tusche auf Papier entstanden waren, sind ebenso ausdrucksstark wie die Arbeiten vorangegeangener Jahre.
Eine dieser neuen Arbeiten ist besonders beeindruckend: Im Hintergrund der Berg, aquarelliert in seiner unterschiedlichen Farbgebung, und die Sonne als Fläche in Rot. Im Vordergrund ist ein Blumentopf sichtbar. Soll es überhaupt einen Blumentopf darstellen? Wenn ja, warum? Was bedeutet der Blumentopf?
Bedeutet es, ich habe in meinem Atelier, auf meinem Fenster einen Blumentopf stehen, der mich mit der Natur und dem Berg vernetzt, der eine Verbindung aufbaut?
Im Gegensatz zu den Leporellos wurden die neueren Arbeiten mit Titeln versehen. Leporellos nehmen in ihrem künstlerischen Werk einen besonderen Stellenwert ein. Hier vereint die Künstlerin Schrift, Text und Zeichnung. Immer wieder präsent: der Berg Mount Tamalpai, den sie tagtäglich von ihrem Arbeitszimmer aus beobachten kann. Ihre Arbeiten, auf Japan-Papier gefertigt, sind den traditionellen Emakimonos angelehnt. Emakimono kombiniert Text und Bilder und wird auf einer Handrolle gezeichnet, gemalt oder gedruckt. Der Ursprung des Emakimono reicht bis zur Heian-Zeit in Japan zurück. Etel Adnans Arbeiten werden jedoch auf Papierstreifen gezeichnet, gemalt und dann ziehharmonikaartig zusammengelegt, und so entsteht das Leporello oder Faltbuch.
Die Künstlerin wird auch häufig als Weltliteratin bezeichnet, und zu ihren wichtigsten Büchern zählen Sitt Marie-Rose, Arabische Apokalypse und Reise zum Mount Tamalpais. Eine breitgefächerte Künstlerin, die mit Text/Schrift, Zeichnung genauso kommuniziert wie mit dem Film, womit facettenreiche Arbeiten entstehen.
Die Ausstellung wurde strukturiert und großzügig in den Räumlichkeiten aufgebaut. Ein breites Publikum wird sich angesprochen fühlen. Sie ist sehr sehenswert.
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Etel Adnan; Vordergrund: The Mountain, 2014 (Aquarell und Tusche auf Papier), 10-teilig; Courtesy Galerie Claude Lemand, Paris; Ausstellungsansicht Etel Adnan. Berge schreiben, 2014; Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar
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Christa Linossi - 19. November 2014 ID 8258
Weitere Infos siehe auch: http://www.museumdermoderne.at/de/ausstellungen/aktuell/details/mdm/etel-adan/
Post an Christa Linossi
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