Kunst aus
Strandgut
RECYCLÉS!
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Bewertung:
Recyclés, Recycling ist das große Thema, dass die beiden bretonischen Künstler Jean-Jacques Petton und Svene miteinander verbindet. Es führt sie zu sehr unterschiedlichen Kunstobjekten. Da sind auf der einen Seite die ausdrucksstarken Holzskulpturen von Petton und auf der anderen die aufwendig dekorierten Puppen von Svene im Vintage-Stil. Die Ausstellung [Recyclés!] erstreckt sich über das gesamte Museum, denn über zusätzliche Ausstellungsräume verfügt das Erdbeermuseum [Musée de la Fraise et du Patrimoine] im kleinen Ort Plougastel-Daoulas nicht. So hat die Exposition ihren eigenen Reiz, denn der Betrachter stößt beim Rundgang immer wieder auf neue Objekte, die ihn verstreut auch an ungewöhnlichen Stellen, wie z.B. am Treppengeländer, erwarten. Diese doppelte Nutzung der Räume verdeutlicht noch einmal das Thema Recycling.
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Das sog. Erdbeermuseum von Plougastel-Daoulas in der Bretagne | (C) Musée de la Fraise et du Patrimoine, Foto: Ellen Norten
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Petton sucht und findet die Basis für seine Kunstwerke an der schier endlosen Küste der Bretagne. Hier herrscht ein immenser Unterschied zwischen Ebbe und Flut, zudem gibt es häufig Stürme, und die vorgelagerten Felseninseln führen zu Schiffsunglücken. Tragische Berühmtheit hat die Havarie der Amoco Cadiz im Jahr 1978 erlangt. Die ölverschmierten Seevögel sind denn auch eines der ernsten Themen, die der Künstler aufgreift. Deren Form steckt in den gefundenen Hölzern, die dünnen Hälse, der langgezogene Schnabel. Petton hat deren Oberfläche in eine fast schwarze Haut verwandelt, glatt und eben bringt sie die beiden zusammengefügten Vögel ausdrucksstark zur Geltung. Auch die Terroropfer, sowie die Skulptur Halte au terrorisme folgen dieser Bearbeitung. Dagegen stehen die fröhlichen Objekte, die der Künstler aus durchgeschnittenen Plastikkanistern und Boyen geschaffen hat, kombiniert mit weiterem Strandgut; Flaschenverschlüsse, Muscheln und Schneckenhäuser zaubern die Gesichter. In einem anderen Kunstwerk stecken Schuhe, von denen wir nicht wissen, wer sie einmal getragen hat, und da sind die Keks- und Kuchenformen, die jeweils 36 kleine Figuren in ihrem unterschiedlichen Sandbett beherbergen; Erstaunen, Trauer oder Freude in den Gesichtern, gebildet durch ringförmige Muscheln.
Diese verwenden beide Künstler, und wer an den Stränden der Bretagne spazieren geht, wird diese Ringe, deren ursprünglich spitz gestaltete Mitte durch die Gewalt von Wasser, Sand und Steinen abhanden kommt, zuhauf finden.
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Fröhliche Objekte von Jean-Jacques Petton | (C) Musée de la Fraise et du Patrimoine, Foto: Ellen Norten
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Svene's Puppe im Vintage-Stil | (C) Musée de la Fraise et du Patrimoine, Foto: Ellen Norten
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Bei Svene dienen sie als Dekoration ihrer Objekte, meist sind es Puppen. Recycling bedeutet für Svene die Suche nach alten Stoffen, Textilfetzen und ähnlichem, die sie auf Märkten sucht und findet. Sie nutzt den Fundus der Region, in der Kostüme ihre Tradition haben, manche der Stoffe sind 200 Jahre alt. Die Liebe von Svene, die auch Tänzerin und Tanzlehrerin ist, steckt im Detail. Aufwendig zieren neben den Muscheln auch Schnecken, Knöpfe und sogar gebrauchte Teebeutel die Figuren. Im Kontrast dazu stehen moderne Materialien, wie etwa die weißen „Scherben“ von Einmaltrinkbechern, die als künstlich gestalteter Untergrund dienen.
Die Objekte von Recyclé! erzählen eine Geschichte, die hier künstlerisch umgesetzt ist.
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Ellen Norten - 10. Juli 2015 ID 8758
Weitere Infos siehe auch: http://www.musee-fraise.net
Post an Dr. Ellen Norten
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