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Eröffnung der 11. BERLINER LISTE 2014



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Die BERLINER LISTE, älteste Kunstmesse der Hauptstadt, hat (wie jedes Jahr) einen Tag vor den anderen Messen der Hauptstadt am Mittwochabend ihre Pforten geöffnet. Nach wie vor außerhalb des offiziellen Programms der Berliner Art Week bespielt man in diesem Jahr mit den Hallen im Postbahnhof am Ostbahnhof ein deutlich kleineres Areal als in der großen Trafo-Halle des alten Heizkraftwerkes Mitte (MUMA) in der Köpenicker Straße, die in den Jahren zuvor architektonisch eindrucksvoller Standort der Messe war. Messechef Jörgen Golz und Kurator Peter Funken sind trotzdem stolz mit immerhin 112 Positionen aus 24 Ländern die größte Auswahl an Galerien, Projekträumen und Künstlern untern den Berliner Messen präsentieren zu können.

Auf der als Newcomer-Messe gehandelten BERLINER LISTE gibt es auch diesmal im fast schon familiären Galerieambiente auf zwei Floors wieder viel Neues zu entdecken. Die Künstler und Projektgruppen stellen sich hier noch höchst selbst vor. Dabei hat man vor allem die Berliner Kunden mit dem etwas kleineren Geldbeutel aber trotzdem großen Kunstsachverstand im Auge. Die Werke bewegen sich im überschaubaren Rahmen von 100 bis ca. 10.000 Euro.

Aber es muss nicht immer das Unikat sein. Kleinere Serien von Grafiken oder Kunstbücher sind schon ab 40 Euro zu haben. Kunst für Freunde z.B. nennt Anna Käse ihre kleinen, erschwinglichen Radierungen mit ironischen Textbotschaften aus ihrer Druckwerkstatt in Berlin. Sehr vielseitig zeigt sich auch der Maler und Grafiker Peer Kriesel.

Gleich am Anfang wird man aber von der charmanten Ute Brönner in ihrem gallery store FAKE und Echt begrüßt. Die Crossover-Künstlerin erklärt Interessierten ihre Installation One at a Time aus 99 mit Leinwand bespannten Keilrahmen. Die noch leere, sich wandelnde Grundfläche des Malers wird hier durch Dekonstruktion und immer wieder neue Rekonstruktion kurzerhand selbst zum Kunstwerk erhoben. Ihr eigens Kunstwerk sind auch das Künstlerpaar Britta & Ron Helbig (GODsDOGs), die sich in Ganzkörperbemalung neben ihrer Großskulptur Vortex präsentieren, die die Mitte der Galerie Sektion im Obergeschoss einnimmt. Sternstunden der Menschheit, aus verschiedensten Holzresten und Gegenständen zusammengestellt.

Die Malerei ist neben Fotografie und Bildhauerei immer noch die vorherrschende Kunstform auf der BERLINER LISTE. Vor allem im Erdgeschoss trifft man auf die unterschiedlichsten Stile und Formate. Etwa die mit großem Pathos, Sex und Ironie aufgeladenen Großstadtgemälde des italienischen Malers und Fotografen Fioravanti wie Bananatown. Frauenpower in stark idealisierter Form zeigen die im fotorealistischen Stil gemalten Bilder von Kerstin Arnold. Ebenfalls realistische Paarportraits malt Susanne Storch.

Schemenhaft verwischt, unfertig, fast wie einfarbig luzide X-Rays, wirken da die Papierarbeiten der peruanischen Künstlerin Tania Bedriñana. Ebenso zart und zerbrechlich, aber auch lebensfroh im Augenblick sind ihre Kleinskulpturenserien. Ähnlich schön die mystischen Portraits der Berliner Malerin Jaya Suberg. Eher verstörend sind dagegen die Aquarelle von Hunden (rational animals), die der Ukrainers Ievgen Petrov in der Galeriesektion im 1.OG zeigt. Und traumatisch-dämonische Figuren im Renaissancestil malt Joey Schmidt-Muller in Schwarz-Weiß.



Michael Pröpper, Astray, Acryl auf Leinwand, 140x100cm, 2014 | (C) Berliner Liste

Atelier Cross Art, J.Jackie Baier, Petra Flurr, Schwarzweiss-Print auf Hahnemühlepapier, 30x40cm, 2013 | (C) Berliner Liste

Wadim Radowski, Davids Sling,Inkjet Print Leinwand, 200x140cm, 2013 | (C) Berliner Liste


Immer wieder blicken einem neben dem Maskenmann Anonymos der Occupy-Bewegung prominente Gesichter aus Politik, Film und Mode an. Die russische Malerin Kochubey hängt ein Bild des wohl zurzeit meist gehassten Mannes Wladimir Putin neben das ewig lächelnde Portrait des Dalei Lama. Passend dazu eine moderne Gebetsmühle aus Lebensmittelbüchsen und Getränkeflaschen von Michael Pröpper. Mit einer umfassenden Portraitserie großer Berühmtheiten für das heimische Wohnzimmer warten die Guerrero Galeria d’art aus Barcelona und die Galerie von Albert Baake aus Potsdam auf, der auch bekannte Künstler wie Elvira Bach und Udo Lindenberg im Programm hat. Persönlichkeiten unserer Geschichte erraten kann man in der Serie aus Kleinformaten in Öl Tausend Deutsche Portraits von Todd Severson.


Bei den fotografischen Arbeiten besticht vor allem der Niederländer Niki Feijen mit seinen großformatigen Fotos von historischer Architektur und verlassenen Gebäuden in ihrer morbiden Schönheit. Die Vergänglichkeit und das Weiterleben nach dem Tod thematisiert Fotograf Kang Hee-sung in seiner schwarz-weißen Serie Around, in der ein Mann einen Sarg mit sich führt. Wie poppige Mangas wirken da die farbigen Portraits des Belgiers Harry Fait bei ArtMagna. Die Kreuzberger Galerie Atelier Cross ART zeigt Underground-Fotografie aus der Fetischszene mit passender Performance.

Hatte der in Berlin lebende russische Künstler Wadim Rakowski im letzten Jahr in einer sarkastischen Selbstportraitserie The thrown out money das hinausgeworfene Geld thematisiert, zeigt er diesmal in seinen fotografischen Collagen eine Serie von Remakes nach biblischen Gemälden des italienischen Barockmalers Carravaggio. Wieder stellt sich Rakowski selbst in den Mittelpunkt seiner Arbeiten. Es geht um den Künstler und das Modell, die tragische Existenz in phantastischer Beleuchtung, sowie König David als immer währende Führerfigur.

Ein weiterer alter Bekannter ist Edvardas Raceicius, der litauische Holzbildhauer aus Greifswald, mit seinen kleinen Holz-Figuren, die die menschliche Verbindung mit der Natur in einen direkten Bezug zum lebenden Werkstoff stellen. Peer Oliver Nau arbeitet seine originellen Skulpturen ebenfalls aus rohem Holz. Außergewöhnliche Skulpturen gibt es auch von Johanna Frohberg beim STELLA project zu sehen, und Annie Jungers stellt surreale Bronzeskulpturen aus. Aus dem Rahmen fallen die da reliefartigen Silberarbeiten des Berliners Michael Lade, kunstkammerartige Bildinstallation, wie er es selbst nennt. Aus Glas sind die faszinierenden Käferskulpturen von Dr. Boris Shpeizman aus Israel.

Slava Ostapchenkos Arbeiten lassen sich nur schwer einordnen. Er taped seine Bilder mit farbigem Packband auf Glas, gestaltet damit Wände, oder lässt sie als Rauminstallationen von der Decke hängen. Goldene Zeiten verheißt Isabella Viktoria Sedeka mit ihren Arbeiten aus Schlagmetallen und Ölfarben, und verteilt kleine Goldpunkte, die man sich nach einem anregenden Rundgang als schillerndes Andenken ganz umsonst mit nach Hause nehmen kann.


Stefan Bock - 19. September 2014
ID 8108
11. BERLINER LISTE (Postbahnhof am Ostbahnhof, 18.-21.09.2014)
Messe für zeitgenössische Malerei, Skulpturen, Zeichnungen, Grafik, Installationen, Video-Kunst, Performance


Öffnungszeiten:
Täglich von 13 bis 21 Uhr
Letzter Tag von 13 bis 19 Uhr

Eintrittspreise:
Tageskarte: 15 EUR
Tageskarte ermäßigt: 12 EUR
Kinder unter 12 Jahren: Eintritt frei

Der Zugang zur Messe ist barrierefrei

Postbahnhof am Ostbahnhof
Straße der Pariser Kommune 8
10243 Berlin


Weitere Infos siehe auch: http://berliner-liste.org/


Post an Stefan Bock

blog.theater-nachtgedanken.de




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