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Kunstmesse

Viel zeitgenössischer Malerei, Grafik, Plastik und Fotografie im mittleren Preissegment



Bewertung:    



Im nunmehr vierten Jahren ihres Bestehens hat sich die 2014 von Berliner Galeristen Kristian Jarmuschek gegründete POSITIONS Berlin Art Fair zum festen Bestandteil der Berlin Art Week entwickelt. Mehr als eine bloße Satellitenmesse zur vorherigen art berlin contemporary und jetzigen art berlin versteht sich die POSITIONS als Messe für Newcomer genauso wie für Galerien mit langjähriger Ausstellungstradition. Man will mit Wiedererkennungswert und neuen Perspektiven auf die Kunst sowohl etablierte Sammler als auch ein junges kunstinteressiertes Publikum erreichen. Vom letztjährigen Veranstaltungsort dem Postbahnhof ist die POSITIONS in die 6.500 qm große Halle der Arena Berlin zurückgekehrt. Hier zeigen in diesem Jahr 84 ausgewählte internationale Galerien aus 15 Ländern ihre prägnanten künstlerischen Positionen der zeitgenössischen und modernen Kunst.

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Schon immer war die POSITION ein guter Ort für die verschiedensten Arten von Malerei und Grafikkunst. In diesem Jahr ist das besonders augenfällig. Zu entdecken gibt es u.a. die entfernt an Francis Bacon erinnernden verswischten Öl-Portraits auf MDF-Platte von Justine Otto, die vom Hamburger Polarraum vertreten wird. Großformatige Acrylportraits von Lars Teichmann präsentiert Lachmann Art aus Konstanz. Jarmuschek+Partner zeigen Moritz Schleime mit einer Serie kleinformatigen Ölbilder, mit denen der Cornelia Schleie-Sohn motivisch tief in der Kunstgeschichte fischt. Die Berliner Galerie Gerken hat ihren neuen Malerstar Dieter Mammel mitgebracht. Schon beim Galerie Weekend im Frühjahr beeindruckten seine verrätselten, meist einfarbig gehaltenen Gemälde aus einem Tusche-Acryl-Mix. Bei der Galerie Robert Drees aus Hannover fällt ein großes Frauen-Portrait von Hanna Nitsch aus Tusche und Grafitstift auf Papier ins Auge. Die Berliner Galerie Burster hat mit Katharina Albers, Alex Feuerstein und Wolfgang Ganter gleich drei Positionen Malerei im Angebot. Flankiert werden sie von Plastiken des Japaners Hirofumi Fujivara.

International wird es auch mit farbigen Kreidearbeiten des 1992 an AIDS gestorbenen US-amerikanischen Künstlers Patrick Angus, der neben deutschen Malergrößen wie Rainer Fetting und Jochen Hein bei der Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs zu finden ist. Eine Art griechischen Neo Rau zeigen mit Tassos Missouras die Athener Kaplanon Galleries. Sebastian Meschenmooser zeigt bei der Frankfurter Galerie Greulich seine Ölgemälde gestrandeter Gulliver-Astronauten. Bei so viel gegenständlicher Malerei haben es abstrakte Positionen häufig schwer. Die Kreuzberger Galerie Sievi präsentiert da mit Darko Lesjak und Oliver Messas gleich zwei ganz interessante Künstler. Bei der Berliner Galerie aquabitArt hängen die monochromen Tuschearbeiten der Brasilianerin Paula Klien. Chinesische Tuschemalereien des südkoreanischen Malers Jong-Taek Woo zeigt auch die Nürnberger Bode Galerie. Sie werden von den Kopfbronzen des Bildhauers Dietrich Klinge ergänzt.




Dieter Mammel, The Messenger (Western Storm), 2017; Tusche auf Leinwand, 150 x 300 cm | (C) Galerie Gerken



Hanna Nitsch, Rema est # 1 | (C) Galerie Robert Drees



Patrick Angus, Rainbow flag Pool table, 1987; Kreide auf Papier, 22.6 x 30.5 cm | (C) The Estate of Patrick Angus


Einen interessanten Bildträger benutzt der bei der Berliner Galerie Born ausgestellte französische Maler Daniel Schlier. Seine zum Teil recht ironischen Bildmotive mit dem europäischen Stier oder röhrendem Hirschen arbeitet der gebürtige Elsässer mit Öl und Blattgold auf unterschiedlich gemusterte Marmorplatten. Regelrecht poppig wird es bei der Wiener Galerie Ernst Hilger, die neben dem Altmeister Hermann Nitsch, Papierarbeiten des isländischen Pop-Art- und Comic-Künstlers Erró, einen Doppel-Che-Guevara auf Papier von Bernard Rancilllac und kleinformatige Acrylmalereien von Andreas Leikauf anbietet. Interessant sind auch die großköpfigen Portraits der Niederländerin Tamara Muller bei der Galerie Bart aus Amsterdam. Große Gesichter schauen einen auch aus den Glaskugeln von Martin C. Herbst bei der kanadischen Christopher Cutts Gallery an. Mat Brown zeigt dort surreale, farbige Tuschearbeiten auf Papier.

Geschnitten, geklebt und collagiert wird von Marion Eichmann bei Tammen & Partner sowie von Fritz Bornstück bei der Galerie Greulich. Wer es traditionell und etabliert mag, ist bei beim Kölner Kunsthandel Osper richtig. Hier hängen Malergrößen wie Markus Lüpertz mit ein paar großformatigen Papierarbeiten und Klaus Fußmann mit Blumenaquarellen. Die beiden deustchen Malerfürsten werden auch hier von Bronzen des Bildhauers Hannes Helmke gut ergänzt. Die Berliner Galerie Poll hat mit dem Dresdner Volker Stelzmann eine Ex-DDR-Malergröße im Angebot. Realistische Malerei in verschieden Facetten gibt es auch bei Westphal Berlin mit CD Aschaffenburg oder bei der Nürnberger Galerie Von&Von mit Konstantin Schroeder und Kathrin Rank bei. Gräfe Art.Concept zeigt die pastösen Acryl-Gemälde des polnischen Malers Leszek Skurski.

Neben der Malerei ist die Plastik ebenfalls stark auf der POSITONS vertreten. Von der BERLINER LISTE hierher gewechselt ist der Holzbildhauer Edvardas Racevicius. Seine mit dem Werkstoff Holz verwachsenen Figuren sind bei der Galerie Peters-Barenbrock aus Ahrenshoop zu sehen. Aus Eiche sind die alltägliche Codes, Tabellen und Kurvendiagramme darstellenden Holzreliefs von Mathias Hornung bei der Reutlinger Galerie Reinhold Maas. Interessant sind auch die vielschichtigen Gruppenausstellungen bei Brennicke Fine Art und der mianki.Gallery. Dort überzeugen vor allem die Malerinnen Anna Bittersohl und Franziska Maderthaner sowie die fragilen Plastiken der Bildhauerin Tina Heuter und Laubbilder, für die der Künstler Michael Schuster Fotografien zur Grundlage nimmt. Schmalfuss Berlin zeigt Epoxidharz-Plastiken von Oliver Czernetta und die überdimensionalen schwarzen Streichholzköpfe von Wolfgang Stiller.

Eine gute Mischung aus Fotografie, Grafik und Plastik haben auch die Hamburger Galerie Cometer | Persiehl und Heine sowie die Frankfurter Galerie Hübner & Hübner im Angebot. Hier faszinieren vor allem die Platin Palladium Prints von Gregor Törzs und die Plastiken von Carole Feuermann. Starke Fotoarbeiten gibt es von Anna Bresoli bei der Projekteria (Art Gallery) aus Barcelona und von bei der Schweizer Brouwer Edition von Dierk Maass und bei der Warschauer Galeria Apteka Sztuki die eindrucksvollen schwarz-weißen Gesichtslandschaften des Kubaners Stéphane Noël. Ein echter Hingucker ist nicht zuletzt auch die digital montierte und aus Jacquardstoff gearbeitete Großtapisserie Stadt der Frauen von Magret Eicher bei der Berliner Galerie Horst Dietrich.

Stefan Bock - 18. September 2017
ID 10258
Weitere Infos siehe auch: http://positions.de/


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