Junge
Entdecker-
Messe
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Bewertung:
Hatte die BERLINER LISTE 2016 noch den Platz der größten Kunstmesse in Berlin inne, muss sich die jährlich parallel zur Berlin Art Week laufende BERLINER LISTE 2017 (als Entdeckermesse für zeitgenössische Kunst in ihrer 14. Ausgabe) allerdings damit begnügen, die älteste unter den noch bestehenden Berliner Verkaufsmessen zu sein. Konnte man im letzten Jahr noch 112 Aussteller (so viel wie die berlin art in diesem Jahr) präsentieren, so sind es 2017 nur noch 90, die allerdings aus 34 Ländern und 5 Kontinenten stammen. So international war die BERLINER LISTE laut Messedirektor Jörgen Golz noch nie. Aber auch hier hat die Krise auf dem globalisierten Kunstmarkt zugeschlagen, da braucht es einiges an aufmunternden Worten zur Eröffnung am Donnerstagnachmittag, einen Tag später als sonst. Auch der Umzug in die im Vergleich zum alten Standort Kraftwerk Mitte recht übersichtlichen Hallen im Postbahnhof am Ostbahnhof muss erwähnt werden. Und ähnlich wie die neue art berlin pflegt die BERLINER LISTE schon länger die Kooperation mit Köln und Frankfurt/M.
Die Messe-Verantwortlichen haben zwar ihr Konzept aus verschiedenen Sektionen wie Urban Art, Fotografie, separaten Artist- und klassischen Galeriepräsentationen beibehalten, aber deutlich wahrnehmbare Schnitte vollzogen. Das kann für die Qualität der gezeigten Kunst nur gut sein. Viel Gefälliges und Dekoratives verstellte in den letzten Jahren die Sicht auf wirklich Neues. Den Ruf als junge Entdeckermesse lassen sich die Veranstalter aber dennoch nicht nehmen. Große Namen wird man hier schwerlich finden, dafür aber Kunst in allen Geschmacksrichtungen zu durchaus erschwinglichen Preisen. Als sogenannte „Einstiegsdroge“ hat die BERLINER LISTE eine auf 10 Exemplare limitierte Edition von 10 Kunst-Positionen des Jahrgangs für je 100 Euro herausgegeben.
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Im Erdgeschoss der Halle befinden sich Fotosektion und Urban Art, für der Berliner Künstler Jim Avignon in diesem Jahr eine Soloshow in Zusammenarbeit mit der URBAN SPREE Galerie aufgebaut hat - eine Art visueller Internet-Jahrmarkt aus Street Art und Installationen zum Thema World Wide Web. Wie im letzten Jahr präsentiert daneben die Berliner OPEN WALLS Gallery Sreet Art von ALIAS und eindrucksvolle Portraits von Alevtina Golovin.
In der Foto-Sektion gibt es wieder die noch aus dem letzten Jahr bekannten inszenierten Kunstfotografien des russischen Künstlers Andrey Kezzyn. Neu sind die Eisskulpturen des Leipziger Bildhauers und Fotografen Rainer Jakob, die dieser Undercover wie den hier ausgestellten Heizradiator in der Stadt installiert und das Schmelzen in seinen Fotos dokumentiert. Aus Afghanistan kommt die junge Fotografin Mujaheda Khowajazada, deren schwarz-weiße Frauenportraits durchaus an Shirin Neshat erinnern. Urbane, digital bearbeitete Giclée-Drucke zeigt Jordan Seiler bei Open Walls. Ausladend arrangierte Vanitas-Collagen, Objekte und inszenierte Fotozyklen schafft der auf einem Schloss im brandenburgischen Wrodrow lebende Künstler Sylvester Antony.
In der Galerie-Sektion im Obergeschoss zeigt der Londoner Kunstverlag Square Rock Ltd. Werke der Künstler Dante, Anthony Knapik-Bridenne und Travis Durdon zwischen Pop-Art, Comic und Star Wars. Die Galerie Bazis Contemporary aus Cluj-Napoca präsentiert Werke mehrerer rumänischer KünstlerInnen, darunter interessante Mixed-Media-Objekte und Zeichnungen von Zsolt Berszán. Von den Philippinen kommt die Transwinng® Art Gallery, die wimmelige Acrylmalerei von Ms. Anafe Nemenzo und reliefartige Gesichtsskulpturen von Arnel Garcia mitgebracht hat. Einen interessanten Mix aus Fotografie, Malerei und Objektkunst stellt das Berliner KünstlerInnen-Netzwerk Sieben Todsünden rund um die Kreativ-Agentur „Bees & Butterflies“ aus. Hier fallen vor allem die lebensechten Gesichtsskulpturen der Objektkünstlerin Lisa Büscher zum Thema Völlerei auf.
Die Berliner Artgeschoss Galerie zeigt die surrealen Gemälde von Dmitrij Schurbin und Felix Wunderlich. Expressive Acrylmalerei von Kerstin Wüstenhöfer und fotorealistische Gemälde von Igor Strozzega gibt es bei Artinnovation aus Innsbruck. Fotorealistisch arbeiten auch die Berliner Malerin Anne Vonnemann und der Maler Jean-Pierre Kunkel, dessen Gemälde bei der von der Hamburger Galerie Marion Stoeter hängen. Das Künstlerpaar Chris Hartschuh und Paula Bogatti (Hartschuh-Bogatti) arbeiten für ihre Porträt-Serie Silent Portraits mit Printcollagen auf Leinwand. Betsy Weis stellt ihre eindrucksvollen Naturbilder in traditioneller Schwarz-Weiß-Fotografie her. Die wie alte Farbpostkarten wirkenden Bilder von Ron Weis sind dagegen fotorealistisch in Öl gemalt.
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Gregor Kalus aus der Serie Facetime, Ink on Paper | (C) Gregor Kalus
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Starke Aquarelle von Urs Bumke sind bei der Greifswalder Galerie Alte Bäckerei zu sehen. Der Hamburger Maler Gregor Kalus überzeugt mit Tuschearbeiten und seiner Portraitserie Facetime. Eine witzige Idee sind die übermalten BVG-Fahrscheine von Peer Kriesel. Überhaupt sind bei vielen Künstlern der BERLINER LISTE der Spaß an der Arbeit und der Bezug zu klassischen Vorbildern spürbar. Nicht zuletzt auch beim niederländischen Künstler Victor Sonna, der die Inspirationen für seine futuristischen Metallobjekte aus der Gegenwart, Tradition und klassischen Moderne zieht.
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Stefan Bock - 17. Oktober 2017 ID 10256
Weitere Infos siehe auch: https://discoveryartfair.com/de/fairs/berliner-liste/
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