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Das HUMBOLDT FORUM IM BERLINER SCHLOSS eröffnete vor einem Jahr - ein Grund dort endlich auch mal kurz vorbeizuschauen, um das Haus an sich und (zugegeben:) erst mal nur per Eildurchlauf in Augenschein zu nehmen.
Die Errichtung - nach nicht nur asbestbedingtem Abriss des einstmals auf seinem Grund und Boden gestanden habenden Palastes der Republik - währte von 2012 bis 2020, ein für Berliner Verhältnisse relativ rascher Bauverlauf.
Als Architekt wurde der Italiener Franco Stella bestellt, er war v.a. für das "Innenleben" des als Hauptwerk des norddeutschen Barocks geltenden Berliner Schlosses und v.a. die zur Spree hin zeigende Ostfassade zuständig.
Dem Bauprojekt gingen sehr kontroverse Diskussionen voraus. Ihr Hauptkritikpunkt war dann meistens, ob oder warum ein (sagen wir jetzt mal satirisch:) disneylandartiger Nachbau einer überdimensionierten alten Hohenzollernbude unbedingt und also unverzichtbar sein sollte; als ob es in der Hauptstadt keine wichtigeren Bauvorhaben geben würde. Ja und nicht genug damit, dass es jetzt quasi 2 mal diesen legendären Schlossbalkon, auf dem Karl Liebknecht am 9. November 1918 die neue deutsche Republik ausrief, als Nachbildung zu sehen gibt (die erste ziert das Ex-Staatsratsgebäude um die Ecke), hätte man sich wahrlich auf was gänzlich Anderes, was viel Moderneres, Spektakuläreres und Zeitgemäßeres für diesen so geschichtsträchtigen Platz verständigen müssen. Aber weil halt die Gesamtstruktur des selbst vom Bundestag mehrheitlich abgesegneten Großunterfangens effizient und clever funktionierte oder (besser noch:) zu funktionieren schien, wurde das alles planmäßig und ohne größere Skandale durchgezogen. "Die modernistischen Gebäudeteile wurden mit 572 Millionen Euro überwiegend durch Bundesmittel finanziert, die historischen Gebäudeteile durch 105 Millionen Euro private Spenden. Das gesamte Projekt geht auf private Initiativen und vor allem auf das Engagement des Fördervereins Berliner Schloss unter Wilhelm von Boddien zurück", vermerkt das Wikipedia-Onlinelexikon.
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Ost- und Nordfassade | (C) Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss Foto: GIULIANI I VON GIESE
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Die Größe dieses dreietagigen Gebäudes (inkl. Schlosskeller und Dachterrasse) und die Möglichkeiten in ihm auszustellen, zu veranstalten, zu repräsentieren - 30.000 Quadratmeter gilt es in dem Zusammenhang zu "füllen" - scheinen unausschöpflich; und unsere Erstbegehung, die uns lediglich zur etwaigen Orientierung und Erkundung des Gesamtgeländes dienen sollte, tat sich auf zwei Highlights fokussieren, die dann sozusagen auf direktem Weg zu ihnen lagen. Vom Foyer aus steuert man gezielter- oder ungezieltermaßen zu der einen oder andern Ausstellung, welche gerade läuft.
Derzeit, zum Beispiel, ist es Songlines: Sieben Schwestern erschaffen Ausstralien, wo "von den Aktivitäten der Ahn*innenwesen, die auf ihren Reisen das Land erschufen", erzählt wird - konkret von "sieben Frauen, die sich klug und listenreich einem männlichen Verfolger mit magischen Fähigkeiten entziehen und auf ihrer Flucht drei Wüsten durchqueren". Das ist visuell sehr suggestiv gemacht mit 300 Gemälden und Objekten, sechs Großinstallationen (mit lebensgroßen Videos) sowie zahlreichen Filmen, Fotos und Multistationen (v.a. dem multimedialen Kuppelraum von sechs Metern Durchmesser und Höhe, der zur visuellen Reise zu den Schauplätzen besagter Sieben Schwestern einlädt).
Ein absolutes Muss wäre dann auch die Dauerausstellung BERLIN GLOBAL, mit sage und schreibe 4 Quadratkilometern Präsentationsfläche gewiss die größte Schau des Hauses. "Die einzelnen Themenräume der Ausstellung erzählen von Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung. Aspekte, die sich auch in anderen Metropolen finden lassen, doch in dieser Kombination exemplarisch für die Stadt Berlin sind. Abwechslungsreich und immer wieder überraschend führen raumgreifende Installationen und atmosphärische Inszenierungen in unterschiedliche Themenwelten, in denen sich die Vielfalt Berlins widerspiegelt." (Quelle: humboldtforum.org)
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Baile Berlin von Norbert Bisky (2020) - hängt leihweise in der Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humnboldt-Forum; Leihgabe Sammlung Hammer & Grüss | Foto: KE
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Als kostenfreie Dauerangebote werden zudem präsentiert:
- die Eröffnungsschau Nach der Natur,
- eine Neupräsentation der Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst,
- die Besichtigung des Schlosskellers mit den historischen Mauerresten des Berliner Schlosses,
- das Raumerlebnis Skulpturensaal mit Schlossfragmenten und -fassaden meistteils von Andreas Schlüter (1634-1714),
- das 27 Meter breite Videopanorama mit der filmisch-musealen Vermittlung aller hier einstmals gestanden habenden Gebäude oder Machtzentren,
- die Ausstellung Einblicke. DIe Brüder Humboldt,
- der Hörraum Klänge der Welt
sowie (im gesamten Gebäude verteilt)
- diverse Spuren mit Zeugnissen aus dem Schloss und dem Palast der Republik.
Ein Café (im 1. Obergeschoss), ein Bistro (im Erdgeschoss), ein Restaurant (auf der Dachterrasse) sowie zwei Shops (an der Passage und am Portal 3) tragen selbstredend auch zum Längerbleiben bei.
Wie freilich auch der Schlüterhof [s. Foto unten].
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Noch sind nicht alle Freianlagen oder Grünflächen rund um das HUMBOLDT FORUM fertig. Doch man ahnt bereits, wie schön es draußen ausseh'n wird und zum Verweilen an der frischen Luft einlädt, sobald dann auch die allerletzten Bauarbeiten abgeschlossen sein werden.
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Schlüterhof | (C) Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: David von Becker
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Andre Sokolowski - 31. Juli 2022 ID 13734
HUMBOLDT FORUM
Schloßplatz
1017 Berlin
Tel.: +49 30 99 211 89 898
info(at)humboldtforum.org
Öffnungszeiten
Mo - Do, So | 10 - 20 h
Fr, Sa | 10 - 22 h
Di | geschlossen
Eintrittspreise
12 EUR | 6 EUR (erm.)
Weitere Infos siehe auch: https://www.humboldtforum.org/
https://www.andre-sokolowski.de
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