Musée
Charles
Milcendeau
mitten im Marais
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Bildquelle: musee-milcendeau.fr
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Das MUSÉE CHARLES MICENDEAU befindet sich in der Nähe der Kleinstadt Soullans in der Vendée, und zwar in einem ehemaligen Sumpfgebiet, dem Marais. Es sieht dort auch heute immer noch so aus wie auf Milcendeaus Gemälden, die um 1900 entstanden. Die Straßen durch das Marais sind so schmal, dass man bei Gegenverkehr anhalten oder zur Seite fahren muss. Sie führen mitten durch saftige Weiden, die von kleinen Kanälen, den Étiers, bewässert werden, aus denen Froschkonzerte die Reiher und Rebhühner erfreuen. Links und rechts liegen oder stehen glückliche Kühe auf grünen Wiesen. Ansonsten werden Getreide und Kartoffeln angebaut. Eine idyllisch-poetische Pastorale. Von Soullans zum Atlantik sind es ungefähr 20 Kilometer.
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Das Musée Charles Milcendeau mit seinem Gebäudekomplex | Foto (C) Christa Blenk
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Genau hier, im Herzen des bretonischen Marais Vendéen, lebte und arbeitete der Künstler Charles Milcendeau (1872-1919), wenn er nicht gerade auf Reisen in Spanien war. Er hatte nach dem Tod seines Vaters und dank eines kleinen Erbes 1905 das bescheidene Anwesen Le Bois-Durand erworben. Die Domaine liegt noch immer einsam in der Landschaft, umgeben nur von Bäumen und natürlichen Grünflächen. Vor 40 Jahren ist aus dem Gebäude-Komplex das MUSÉE CHARLES MILCENDEAU entstanden, in dem heute 80 seiner Werke, darunter einige Hauptwerke wie Le Marais bleu, das Portrait de l’actrice Polaire (das 1902 im Salon in Paris ausgestellt wurde) oder Couple au parapluie sowie sein bekanntestes Autoportrait mit roter Baskenmütze von 1917 gezeigt werden. Das Museum ist in Milcendeaus ehemaligem, aber nun umgebauten Atelier untergebracht. Auch sein winziges Wohnhaus direkt daneben besticht mit unerwarteten Wandmalereien im Mudejarstil, die auf der einen Seite an Matisse erinnern und auf der anderen, zusammen mit den Spitzbögen über der Tür und den Glasmalereien, eine Hommage an Spanien, genauer gesagt an Ledesma in Kastillien, sind. Heute ist das Haus des Malers ein historisches Denkmal.
Ein Wunsch Milcendeaus wäre es gewesen, aus Le Bois-Durand eine Art Schule von Barbizon in der Vendée zu machen und Landschaftsmaler mit der Maxime des unmittelbaren Zugangs zur Natur um sich zu gruppieren. Dort, wo sein Haus lag, mitten in der Natur, hätte er die besten Voraussetzungen dafür gehabt. Es kam aber dann nicht mehr soweit. Gesundheitlich angeschlagen verstarb Charles Milcendeau 1919 im Alter von 47 Jahren in Le Bois-Durand.
Charles Milcendeau kam als Schüler zu Gustave Moreau nach Paris, nachdem ihm der Unterricht in Nantes nicht mehr reichte. In Paris freundete er sich mit Georges Rouault, Henri Matisse und dem Belgier Henri Evenepoel an. Letzterer machte ihn mit dem spanischen Maler Francisco Iturrino bekannt, und durch ihn lernte Milcendeau die mittelalterlich, spanische Stadt Ledesma kennen, die heute immer noch Partnerstadt von Soullans ist. Die abenteuerliche Spanienromantik der Franzosen um die Jahrhundertwende kann man ebenfalls in seinen Bildern aus der Zeit wiederfinden.
Künstlerisch am aktivsten war er in der Zeit der Belle Epoque zwischen 1890 und 1914. Am Ende seines nur kurzen Lebens widmete er sich immer mehr der Landschaftsmalerei. Milcendeau schloss sich keiner der aktuellen Tendenzen wie Impressionismus, Expressionismus, Fauvismus oder Kubismus an. Vergleichbar wäre er mit Wilhelm Leibl, dem deutschen Vertreter des Realismus. Milcendeaus realistische Kunst widmete sich parallel von allen angesagten Stilen dem Leben in der Vendée. Er malte den Alltag im Sumpfgebiet beinahe wie ein Ethnologe, die sturen Bauern, den Alkoholmissbrauch, den Heringsverkäufer, die Wasserträgerin oder die Mutter Pageot. Aber auch die vielzähligen Überschwemmungen im ehemaligen Sumpfgebiet sind in Gemälden wie La Bourrine bleu dokumentiert.
Ein Großteil seiner Werke befindet sich heute in Privatsammlungen. Das Museum in Fontenay-le-Comte (Vendée) hat einige Werke von ihm sowie das Musée d’Orsay in Paris.
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Musée Charles Milcendeau - Wohnhaus mit Wandmalerei Foto (C) Christa Blenk
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Christa Blenk - 22. Mai 2023 ID 14211
Das MUSÉE CHARLES MILCENDEAU ist ein kleines, bezauberndes und wirklich gut gemachtes Museum, das diesen vor allem lokal bekannten Künstler sehr gut ins Licht setzt und dem Besucher die Philosophie des Marais‘ nahebringt. Das Museum ist den Winter über geschlossen. Über die Öffnungszeiten sollte man sich vor dem Besuch informieren. Der Eintritt kostet fünf Euro. Im Museumsladen gibt es auch einen umfangreichen Katalog über sein Gesamtwerk.
Weitere Infos siehe auch: https://www.musee-milcendeau.fr
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