MUSÉE DE CLUNY
Mittelalter pur in römischen Gewölben
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Das Musée de Cluny in Paris | Foto (C) JN Pettit
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Das Pariser Museum für mittelalterliche Kunst - MUSÉE DE CLUNY - liegt im 5. Arrondissement, mitten im Quartier Latin, in unmittelbarer Nachbarschaft der Boulevards Saint Michel und Saint-Germain. Es zählt mit seiner herausragenden Sammlung zu den Museen in Paris, die man nicht verpassen darf. Das Museum steht am Platz der ehemaligen Thermen von Cluny, die im Jahre 200 gebaut und kurz darauf wieder zerstört wurden. Lediglich das Kaltwasserbad ist erhalten geblieben, und heute in das Museum integriert. Das Frigidarium war der ehemalige Kühlraum der gallo-römischen Thermen von Cluny, die zu den monumentalsten antiken Überresten in Nordeuropa gehören. Mit einer Fläche von etwa 6.000 Quadratmetern waren diese öffentlichen Bäder die größten Galliens. Sie sind um die Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert n.Chr. entstanden.
Im 14. Jahrhundert kaufte ein Abt das, was von der Anlage damals noch übrig war. Im 15. Jahrhundert wurde an dieser Stelle das Hotel de Cluny erbaut. Spätgotik und Renaissance sind die vorherrschenden Stilelemente.
Der Kunstsammler und Archäologe Alexandre Du Sommerard hinterließ im 19. Jahrhundert einen Großteil seiner Sammlung mittelalterlicher Kunstgegenstände. Nach seinem Tod kaufte der französische Staat alles und eröffnete zwei Jahre später das Museum. Der mittelalterliche Garten wurde erst im Jahre 2000 angelegt und für kurze Zeit kann man darin den Lärm auf den Boulevards vergessen.
Das Museum ist nach Themen organisiert und schickt die Besucher ins gar nicht so finstere Mittelalter.
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Die Dame mit dem Einhorn - einer der sechs monumentalen Wandteppiche im Pariser Musée de Cluny | Foto (C) JN Pettit
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Die Hauptattraktion des Museums ist ohne Zweifel ein Wandbehang-Zyklus bestehend aus sechs monumentalen Teppichen: Die Dame mit dem Einhorn [s. Foto oben]. Der Teppich-Zyklus wurde voraussichtlich in den südlichen Niederlanden im 15. Jahrhundert gefertigt. Bei dem Millefleurs-Werk werden auf fünf Teppichen die fünf Sinne beschrieben: Geschmack, Gehör, Gesicht, Geruch, Gefühl, repräsentiert durch ein Dragee, eine Orgel, einen Spiegel, einer Blüte und einer Fahnenlanze. Auf dem sechsten Teppich ist die Inschrift "mein einziges Verlangen" zu lesen. Dabei geht es wahrscheinlich um Verzicht, denn die darauf porträtierte Dame verstaut ihr wertvolles Halsband in einer Schmuckschatulle. Das Einhorn, das auf jedem Teppich in einer anderen Form präsent ist, hat hier den Körper eines Pferdes, aber einen Ziegenbart. Interpretationen gibt es viele. Die christliche Symbolik wird immer wieder durch profane Einwürfe unterbrochen. Die Wandteppiche sind aus Wolle und Seide gewebt. Auftraggeber war angeblich der Präsident des Finanzgerichtshofes in Lyon. Aber es gibt auch andere Theorien. Angeblich hat sich die Dichterin George Sand nach der Betrachtung von diesen Tapisserien auch eine Hypothese zurechtgelegt, und erst durch sie ist der Kunstgelehrte Prosper Mérimée auf die Teppiche aufmerksam geworden. Rainer Maria Rilke hat sich in sinem Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge mit diesen Wandteppichen beschäftigt, und Tracy Chevalier hat einen Roman darüber geschrieben.
Zu den außergewöhnlichen Exponaten gehört auch das sogenannte Basler Antependium aus purem Gold aus dem 11. Jahrhundert. Desweiteres hat das Museum eine Gotenkrone aus dem 7. Jahrhundert und eine Säule aus der Zeit von Kaiser Tiberius. Wunderbare Glasmalereien aus dem 13./14. Jahrhundert aus verschiedenen nordfranzösischen Kirchen, darunter aus der Sainte Chapelle, sind ebenfalls zu bestaunen. Wer sich intensiv mit dem Mittelalter in Europa beschäftigen will, kommt an diesem Museum, das knapp 25.000 Werke besitzt, nicht vorbei.
Nach längeren, gelungenen Umbauarbeiten wurde das MUSÉE DE CLUNY im Mai 2022 wieder eröffnet. Es ist in Frankreich das einzige Nationalmuseum, das sich ausschließlich dem Mittelalter widmet.
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Innenansicht des Musée de Cluny in Paris | Foto (C) JN Pettit
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Christa Blenk - 26. Juni 2024 ID 14817
Das MUSÉE DE CLUNY ist jeden Tag außer montags vom 09.30 bis 18.15 Uhr geöffnet. Schulklassen frequentieren das Museum sehr gerne, deshalb ist die Zeit am frühen Nachmittag besser geeignet für einen ruhigen Aufenthalt dort. Allerdings braucht man große Schlangen an der Kasse nicht zu befürchten. Führungen werden zu unterschiedlichen Themenbereichen angeboten. Außerdem organisiert das Museum in regelmäßigen Abständen Konzerte mit mittelalterlicher Musik. Der Eintritt beträgt 13 Euro. Für Besitzer einer Louvre-Jahreskarte gibt es eine Ermäßigung.
Große Gepäckstücke kann man nichts ins Museum mitnehmen. Der Museumsshop ist sehr gut bestückt.
Das Museum wird seit 2019 von der Kunsthistorikerin Séverine Lepage geleitet.
Weitere Infos siehe auch: https://www.musee-moyenage.fr/en/
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