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Museum im Check

KUNSTHAUS

ZÜRICH

Ein einzigartiges Erlebnis mit einer bizarren Geschichte


Kunsthaus Zürich, Moser-Bau | Foto: Zaubi M. Saubert



Bei einem Besuch in Zürich liegt es auf der Hand einmal zu schauen, was denn diese reiche Stadt an Kunst zu bieten hat. Und da führt am KUNSTHAUS ZÜRICH kein Weg vorbei. Bei der Vielzahl an berühmten Malern und Künstlern aus allen Jahrhunderten, auf die man dort trifft, verschlägt es dem Besucher schlicht die Sprache. Von Albrecht Dürer bis Georg Baselitz ist alles vertreten. Die großformatigen Seerosenteiche von Monet, um nur mal ein Beispiel herauszuheben. Unglaublich! Reiche Stadt, reich an Kunst.

Die Entstehung des Kunsthauses geht bis ins späte 18. Jahrhundert zurück, als ein Kreis aus Künstlern und Kunstliebhabern eine Kunstgesellschaft gründete und erste Bilder dafür stiftete. 1917 gründet sich die „Vereinigung Zürcher Kunstfreunde“, der die Kunstgesellschaft fortan materiell und mit Kunstankäufen erweiterte. 1910 wird das KUNSTHAUS ZÜRICH mit dem Moserbau am heutigen Platz, dem Heimplatz gegenüber dem Schauspielhaus, eingeweiht. Die Räumlichkeiten werden mit dem Müllerbau und dem Bührlesaal über die Jahre immer wieder erweitert. Besonders zu erwähnen ist hierbei die stützenlose Ausstellungshalle des Bührlesaals, die 1958 eröffnet wurde. Ohne die Unterstützung des Waffenproduzenten, Kunstliebhabers und Mäzens Emil G. Bührle wäre die Expansion des Museums nicht in diesem Maße möglich gewesen.

Im Jahr 2002 entstehen Pläne für einen weiteren Erweiterungsbau des Museums, der nach den Plänen von Stararchitekt David Chipperfield 2020 realisiert wurde. Der alte und der neue Gebäudekomplex sind unterirdisch miteinander verbunden und schaffen zusammen das wohl größte Kunstmuseum der Schweiz mit einer einzigartigen Fülle herausragender Werke auf über 11.000 Quadratmetern. Nur in Paris findet der Besucher wohl eine größere Sammlung des Impressionismus überhaupt. Das KUNSTHAUS ZÜRICH ist der größte Museumsbau der Schweiz.

Die ausgestellte Kunst reicht vom Mittelalter und die alten Meister über den Impressionismus, die Klassische Moderne, die Kunst ab 1945 bis zur zeitgenössischen Kunst des 21. Jahrhunderts. Dazu gibt es eine grafische Sammlung und natürlich Schweizer Kunst. Viele private Sammlungen sind in das Kunsthaus integriert, allen voran die Sammlungen von Sabine und Werner Merzlbacher, Hubert Looser und besonders der riesige Bestand aus dem Besitz von Emil G. Bührle.

Dieser Emil G. Bührle, damals wohl der reichste Schweizer, überwies Anfang der 1940er Jahre zweimal etwa zwei Millionen Franken für Erweiterungsbauten an das Kunsthaus. Das direkt gegenüber liegende Schauspielhaus wies im gleichen Zeitraum eine Millionenspende von ihm mit dem Verweis zurück, man nehme kein „Blutgeld“. Der Waffenproduzent aus Leidenschaft hat durch seine Geschäfte mit dem nationalsozialistischen Deutschland etwa zwei Milliarden Franken umgesetzt.



Das Höllentor von Auguste Rodin - neben dem Eingang vom
Kunsthaus Zürich | Foto: Zaubi M. Saubert


Seit 1949 steht neben dem Haupteingang des Moserbaus Das Höllentor von Auguste Rodin [s. Foto oberhalb]; es ist sein berühmtestes Werk. Auf sechs Meter Höhe und vier Metern Breite stellt das gewaltige Bronzeportal eine Skulpturengruppe dar. Diesen vierten Abguss der Bronzeskulptur hatte Herrmann Göring persönlich für das Führermuseum in Linz beauftragt. Dann ging der Krieg verloren, und die Skulptur wurde nie in Paris abgeholt. Die Alliierten ließen sie letztlich Bührle zukommen.

*

Mit dem 2021 eröffneten, 206 Millionen Franken teuren Erweiterungsbau des Museums wurde die Ausstellungsfläche fast verdoppelt. Über den Investitionsanteil der Stadt Zürich, 88 Millionen Franken, stimmten die Bürger der Stadt ab. Fragestellung war, ob man die „weltbekannte Privatsammlung von Emil G. Bührle“ dauerhaft zeigen wolle. Die Bürger wollten, ohne dass sie wussten, dass für viele von Bührles Werken keine Provenienzforschung vorlag.

Provenienzforschung? Will heißen, dass viele Werke aus ehemals jüdischem Besitz, mit und ohne Beteiligung der Nazis, erworben wurden, deren Erwerb und ihre Herkunft unklar ist. Inzwischen wird dies nachgeholt und in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Konkret geht es aktuell wohl um etwa 130 Werke, für die keine ausreichende Provenienzforschung vorliegt. Auch im Museum selber widmet sich ein großer Bereich dem Thema Raubkunst, und der Museumsbesucher wird in die Diskussion mit einbezogen.

Das KUNSTHAUS ZÜRICH mit seinem Gebäudeensemble dominiert den Heimplatz. Blickfang ist die futuristische Videoinstallation Tastende Lichter von Pipilotti Rist in der Mitte des Platzes. So schlicht sachlich die Museumsgebäude von außen daherkommen, so präsentieren sich die Räumlichkeiten im Inneren mit immer wieder neuen großartigen Perspektiven und Ausblicken und einer ungeahnten Größe. Beim Wechsel zwischen den Sälen tun sich dem Auge oft überraschende Ein- oder Ausblicke auf. Dies gilt besonders im Chipperfield Bau.

Was den Besucher in der "normalen" Sammlung erwartet? Die Namen der berühmtesten Maler und Objektkünstler, die einen erwarten, aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Wir haben alles gesehen, wovon wir schon einmal gehört hatten und noch vieles vieles mehr. Das wir keinen Dali gesehen haben, lag eindeutig an uns. Man lässt sich einfach treiben oder geht nach Plan vor, egal, man wird einfach hineingezogen in die künstlerische Pracht aus etwa 800 Jahren Schaffenszeit, die den Betrachter umschließt in den Räumen und Sälen.



Einer der Ausstellungssäle im Kunsthaus Zürich | Foto: Zaubi M. Saubert


Irgendwann auf dem Weg durch die heiligen Hallen werden die Beine langsam immer schwerer und der Kopf immer voller mit Eindrücken, sodass sicherlich mal etwas übersehen wird. Vor Ort im Auge des Betrachters, und in der Erinnerung.

Für eine Pause im Museumsmarathon bietet sich der Miro-Garten im Erdgeschoss an. Hier kann sich der ermattete Besucher auch draußen vor einer von Joan Miro gestalteten Wand erfrischen oder eine Kleinigkeit essen, bevor er sich frisch gestärkt wieder in die Ausstellungen stürzt. Aber selbst dann wird er das gesamte Museum nicht schaffen. Um diese Menge an einzigartiger Kunst, die hier geboten wird, für sich selber aufzunehmen, sollten mindestens zwei Besuchstage eingeplant werden. Vielleicht ein Mittwoch, da ist der Eintritt in die Sammlung gratis.

Das KUNSTHAUS ZÜRICH ein einzigartiges Erlebnis mit einer bizarren Geschichte.

Zaubi M. Saubert - 11. September 2024
ID 14911
KUNSTHAUS ZÜRICH
Heimplatz
CH-8001 Zürich

+41 44 253 84 84

Öffnungszeiten
Di – Mi, Fr – So | 10–18 h
Do | 10 –20 h
Mo | geschlossen

Tickets
24 CHF | 17 CHF erm.
Mi | Eintritt frei (in die Sammlung, außer zu den Ausstellungen)


Weitere Infos siehe auch: https://www.kunsthaus.ch/


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