Über die Alpen, im Schlepptau ein Boot, zur La Biennale de Venezia
Inszeniert von den beiden Aktionskünstlern Wolfgang Aichner und Thomas Huber
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Thomas Huber & Wolfgang Aichner
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Neu ist die Idee der beiden Künstler nicht, denn bereits in der Jungsteinzeit und Bronzezeit wurde Ware über den Alpenhauptkamm transportiert, und auch der legendäre Feldherr Hannibal zog mit Elefanten und einem ganzem Heer über die Alpen bis in den Norden Italiens.
Aber wie viel Enthusiasmus für die Kunst muss man haben, um auf diese verrückte Iddee zu kommen, ein Boot mit einem Gewicht von 150 kg, total unpraktisch, über die Alpen ans Meer zu schleppen.
Die Aktionskünstler Wolfgang Aichner und Thomas Huber hatten diesen Enthusiasmus und die verrückte Idee und transportierten ihr rotes Schiff, extra für die La Biennale kreiert, über die Alpen nach Venedig. Den beiden ging es auch hauptsächlich um das Thema „Das Boot, der Berg und der Glaube“. Es gehört schon ein starker Glaube dazu, dieses Projekt umzusetzen und um an den Naturgegebenheiten in den Alpen nicht zu scheitern.
Am 29. Mai 2011 wurde die künstlerische Aktion auf 1.890 Höhenmeter im Gebirge des Zillertales gestartet. Das wichtigste Utensil für die Wahnsinnstour Richtung Venedig war wahrscheinlich der selbstgebaute Flaschenzug, um das Boot überhaupt weiterbewegen zu können. Dazu kam dann auch noch die ganze Palette von Naturereignissen wie z. B. Wind, Kälte, Regen, Neuschnee, Nassschneebretter, Sonne, scharfe Felskanten, Firnhänge, Granitblöcke, Geröll und Gesteinsmassen. Mit Sicherheit eine beinharte Knochenarbeit, um diesen Fischkutter auf den Berg zu bringen und ihn dann auf der anderen Seite des Alpenhauptkammes wieder hinunterzubefördern.
Als Belohnung gab es dafür durchgeknallte Fotos und Videoaufnahmen, aufgenommen vom Kameramann Mathias.
Ein knallrotes Boot im Hochgebirge, auf zerklüfteten Felswänden, im Neuschnee, welch deplaziertes Inszenario.
Auch Kernseife wurde verwendet, um dem Bootsunterboden eine gewisse Gleitfähigkeit zu verschaffen um den Transport zu erleichtern. Kernseife, das reine Naturprodukt, erprobt für elegantes Gleiten eines Fischkutter im Gebirge. Eine Studie mit neuen Erkenntnissen für die Forschung und Wissenschaft von Naturprodukten!
Manchmal gab es auch Arbeitserleichterung, z. B. wenn das Boot über die Schneefelder oder Firnhänge glitt, ohne Kraftanstrengung. Reparaturen am Boot gehörten zum Alltag. Schäden waren hervorgerufen durch die teilweise schroffe Bergwelt.
Nach ca. zwei Wochen schafften die noch immer hochmotivierten Sturköpfe, jedoch mit einem bereits schlappen Körper, den Nevessattel (3.100m). Ein letztes Mal wurden noch die letzten Kraftreserven mobilisiert, und als Belohnung standen sie wieder vor neuen Problemen: „Wie bringt man das Boot von der Nordseite (70 m Granitwände) heil hinunter?“
Nach 3 Wochen schweißtreibender Arbeit hatten sie es endlich geschafft, die italienische Seite zu erreichen. Ein Südtiroler Künstlerkollege, Alois Steger, leistete ihnen auf den letzten Etappen noch Hilfestellung und am 23. Juni war es dann endlich soweit, das Boot hat die Lagune erreicht.
Aus einer romantischen Bootsfahrt wurde dann leider nichts mehr, den der Fischkutter versank in der Lagune von Venedig aufgrund seiner vielen Beschädigungen,
Obwohl es eine verrückte Idee war, haben Ehrgeiz, Mut und Enthusiasmus das Unmögliche möglich gemacht.
Aber es könnte auch eine Antwort der beiden Künstler auf den frevelhaften Übermut des Menschen, nach immer größerem Erfolg zu strebend, sein.
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GÆG: Thomas Huber & Wolfgang Aichner passage2011 - an actionistic, transalpine drama Photomontage, © the artists/ Courtesy kunst I konzepte
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Christa Linossi - red. 14. Juli 2011 ID 00000005284
Weitere Infos siehe auch: http://www.passage2011.org/DeTrailer.html
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