Flötenkonzert Friedrichs des
Großen in Sanssouci
von Adolph Menzel
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Adolph Menzel (1815-1905) hat das Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci 1852 gemalt, 100 Jahre nachdem das Konzert stattgefunden hat. Menzel entflieht so für einen Moment der aufziehenden Industrialisierung und dem Nachhall der Revolution von 1848, begibt sich in eine gepuderte Perücken-Idylle mit Kerzenlicht und malt die Welt von Watteau, einem der Lieblingsmaler des Königs.
Protokollarisch war die Gästeliste an diesem musikalischen Abend, an dem der König selber den Part des Solisten übernommen hatte, nicht. Weder Minister noch andere Staatsmänner waren anwesend. Es sieht eher wie ein Konzert für Freunde aus, obwohl sie nicht Alle wegen der Musik gekommen waren. Man weiß nicht, was der König gespielt hat, vielleicht eine von ihm selbst komponierte Flötensonate. Das würde den abschätzigen und leicht überheblichen Blick von Carl Philipp Emanuel Bach erklären, der ihn am Cembalo begleitet. Der Bach-Sohn war von des Königs Musik nicht unbedingt angetan, obwohl er 28 Jahre in dessen Diensten stand. Der König selber, der jeden Tag mindestens zwei Stunden übte, mochte hingegen keine Barockmusik und begeisterte sich für die melodiösere Vorklassik.
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Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci von Adolph Menzel | Bildquelle: Wikimedia
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Großartige Charakterstudien hat Menzel hier betrieben. Unter der Lupe betrachtet, sieht man jedem einzelnen Gast Stimmung und Laune an. Menzel hat praktisch alle Gäste in einer seiner vielen Vorstudien für das Bild identifiziert. Das warme, weichzeichnende und idealisierte Rokoko-Kerzenlicht und die schönen Kleider der Frauen mögen vielleicht über den Geruch hinwegtäuschen, aber den jeweiligen Aufmerksamkeitsgrad hat Menzel nicht vertuschen wollen. Allen hat er nicht geschmeichelt. Der König als intellektueller Feingeist und konzentrierter Flötensolist steht in der Mitte und hat den Blick auf das von Kerzen beleuchtete Notenpult gerichtet, welches das Bild in zwei Teile teilt. Die Musiker rechts suchen Blickkontakt mit ihm, was der hohe Notenständer aber praktisch verhindert. Der König trägt die im Rokoko übliche Zopfperücke und Stulpenstiefel. Sein blauer, preußischer Rock ist geöffnet, so hat er mehr Bewegungsfreiheit beim Spiel. Am Cembalo, wie schon erwähnt, kein Geringerer als Carl Philipp Emanuel Bach. Links von ihm im dunklen Rock und mit Violine Franz Brenda. Der Flötenlehrer Joachim Quantz lehnt in Reichweite an der rechten Wand und blickt angespannt zu Boden. Die Klatschpresse hätte über den beleibten, eitlen Pfau mit der altmodischen Perücke ganz links viel zu sagen gehabt. Es ist Graf Gustav Adolf von Gottler, ein opportunistischer Lebemann, ehemaliger preußischer Gesandter in Wien und ein Günstling des Königs, aber ansonsten eher unbeliebt. Hinter ihm der einzig wahre Melomane an diesem Abend, der verzückt zuhörende Schriftsteller Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld. Nicht von der Musik hingerissen ist der Mathematiker, Geograf und Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften Pierre-Louis Moreau de Mauperthuis. Menzel stellt ihn hinter den König, damit er ihm diesen gelangweilten Blick zur Decke malen kann. Auf dem roten Sofa in der Mitte sitzt ganz alleine die Lieblingsschwester des Königs, Wilhelmine von Bayreuth. Sie neigt ihren Kopf leicht zur Seite und scheint ihren Gedanken nachzuhängen. Begeisterung vermisst man bei ihr auch. Auf dem Divan rechts von ihr Amalie von Preußen, die sich mit einer Hofdame unterhält, und dahinter erkennt man den Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun. Die ältere Dame hinter dem Notenständer auf der rechten Seite ist die Gräfin Camas und stehend rechts zurückgesetzt Egmont von Chasôt. Die Männer müssen übrigens alle stehen, solange der König nicht sitzt, und der muss ja spielen. Die Frau des Königs selber ist nicht unter den vier Damen. Das wundert auch nicht, denn sie hat das Schloss Sanssouci nie betreten und wollte weder von seiner Musik noch von ihm etwas wissen. Ausschlaggebend für das Bild war angeblich der imposante Kronleuchter. Menzel hat ihm eine Hauptrolle zugedacht und ihn im Spiegel gleich nochmals gemalt. Die meisten Fresken oder Bilder in dem reich bemalten Konzertzimmer hat Antoine Pesne gemalt, seines Zeichens Hofmaler in Preußen und späterer Direktor der Berliner Kunstakademie. Friedrich holte den Franzosen 1710 nach Berlin und erhoffte sich Bilder, wie Watteau sie gemalt hat. Pesne aber entschied sich für allegorisch-mythologische Deckenfresken oder Motive aus Ovids Metamorphosen.
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Christa Blenk - 29. September 2020 ID 12497
Der nur 1,50 Meter kleine Adolph Menzel war ein großartiger Beobachter und immer mit Stift und Block unterwegs. Er hat für das Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci ausgiebig recherchiert und Ortsstudien gemacht. Zu seinem umfangreichen Nachlass gehören auch 6.000 Zeichnungen und 77 Skizzenbücher.
Die Nationalgalerie hat das Bild im Jahre 1886 von einem Berliner Bankier gekauft. Es misst 142 x 205 cm und hängt immer noch dort.
Wikimedia-Link zum Bild von Adolph Menzel
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