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Werkbetrachtung

Die Schlacht bei Waterloo

von Jan Willem Pieneman



Die kleine Stadt Waterloo liegt 15 Kilometer südlich von Brüssel. Vor über 200 Jahren gehörte dieser Teil von Belgien zum Königsreich der Vereinigten Niederlande. Dort in der Nähe wird der frisch aus dem Exil zurückgekehrte Napoleon Bonaparte (1769-1821) am 18. Juni 1815 seine militärische und politische Karriere beenden und endgültig auf St. Helena verschwinden. Napoleons 72.000 Mann starke Armee steht auf dem schlammigen, unwirtlichen Schlachtfeld 68.000 Briten, angeführt von Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (1769-1852), und 45.000 Preußen, befohlen von Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742-1819), gegenüber. Insgesamt 53.000 Tote, darunter Franzosen und Soldaten der alliierten Armee aus Briten, Niederländern, Belgiern, Hannoveranern und Preußen waren zum Schluss zu bedauern. Der niederländische Künstler Jan Willem Pieneman (1779-1853) malt neun Jahre später das Historienbild Die Schlacht bei Waterloo.

Pieneman malt nicht den strömenden Regen, der an diesem Tag die Umstände noch erschwert, er malt nicht die ungemütliche klamme Kälte, die schweren triefenden Röcke, die eingefetteten nassen Flinten, die verklebten Pulvertüten oder das von Leichen und Verwundeten übersäte Schlachtfeld. Er malt kein blutrünstiges Bild, obwohl die Soldaten schwerste Verletzungen erleiden von Bajonetten, Säbeln oder den weichen Bleikugeln, die große Wunden ins Fleisch reißen, sich nach dem Einschlag verformen oder Gliedmaßen zerschmettern. Er malt auch nicht das Jammern und Klagen der Soldaten, welches über das zerklüftete und morastige Schlachtfeld zieht. Pieneman malt den Sieg vor der Zeit:


Während im Hintergrund, wo sich Napoleon mit seinem Bruder Jerome aufhält, die Schlacht noch im Gange ist und Kanonengrollen, Artillerieblitze und Säbelrascheln den von Rauch geschwängerten, dröhnenden Horizont röten, wird im Vordergrund schon triumphiert, als Wellington die Nachricht erhält, dass die preußischen Truppen, angeführt von Blücher, im Anmarsch sind.

Es passieren verschiedene Szenen gleichzeitig.




Die Schlacht bei Waterloo von Jan Willem Pieneman | Bildquelle: Wikipedia


Chronologisch gesehen beginnt die Geschichte mit der Ankunft des Lieutenant-Colonel Fremantle. Er überbringt die frohe Botschaft, die dem Krieg die entscheidende Wende geben wird. „Ich will Nacht oder Blücher“ , soll Wellington nach ein paar verlorenen Schlachten gerufen haben. Seine alliierte Armee besteht aus vielen jungen aber unerfahrenen Soldaten. Nun ist sein Wunsch in Form der Preußen erhört worden, und er lüftet seinen Hut. Fremantle sitzt auf einem Pferd links im Bild auf der Höhe von Wellington und schwenkt beflügelt seine Kopfbedeckung. Sein Gesicht leuchtet, wie fast alle Gesichter der Sieger erhellt sind. Wellington blickt zwar nicht auf den glücklichen Boten, scheint aber mit seinem Hut zurück zu grüßen. Der Duke blickt auf die andere Seite und informiert seinerseits seine herausgeputzten Generäle mit ihren sauberen Mänteln, den schicken Hüten und den gewichsten Stiefeln, denen man das aufgeweichte Schlachtfeld nicht ansieht. Sie sind schon für die Siegesfeier angezogen. Links außen im Bild steht ein Kriegsgefangener. Es ist der General Cambronne, einer von Napoleons königlicher Garde. In Wirklichkeit wurde er am 18. Juni auf dem Schlachtfeld verletzt und erst am nächsten Tag in Gefangenschaft genommen. Der britische Offizier auf dem Pferd hinter ihm hält jubelnd die erbeutete französische Flagge hoch. Vorne Mitte links liegt zugedeckt der 22jährige verletzte Kronprinz Wilhelm von Oranien. Er hat einen Schulterschuss und wird gerade weggebracht. Er wird überleben und später König werden. Ein schmerzhaftes Siegerleuchten huscht über sein blasses Gesicht, als er erfährt, dass frische Truppen unterwegs sind. Nur einige auf der Erde liegende Soldaten weisen auf die Gefechte hin. Der Tote neben dem verletzten Kronprinzen scheint ein Beschaffungsoffizier zu sein, darauf lässt die Liste schließen, die aus seiner Feldtasche gefallen ist. Rechts außen der schwer verletzte britische Leutnant De Lancey. Seine vom Tod gezeichneten Augen strahlen zum letzten Mal, als er von der Ankunft der Preußen erfährt. Er kann nun in Siegerlaune sterben. Pieneman legt großen Wert auf individualisierte Gesichtszüge seiner Protagonisten. Die Generäle oder Offiziere tragen elegante Dreispitze, schwere Raupenhelme oder unbequeme Kolpaks aus Fell. Die strategisch im Bild gut verteilten roten Jacken der Offiziere lodern sich wie blutige Feuerherde in die Augen der Betrachter. Die obere Hälfte des Gemäldes ist eine undurchdringliche Rauchschwaden-Sinfonie in Turner-Nuancen. Das Leid auf dem Schlachtfeld kann man nur erahnen. Wellington hat später verlauten lassen, dass eine gewonnene Schlacht fast genauso grausam sei, wie eine verlorene.
Christa Blenk - 29. Mai 2022
ID 13645
Waterloo beendete die Herrschaft der 100 Tage nach Napoleons Rückkehr aus Elba. Die napoleonischen Feldzüge brachten insgesamt 3,5 Millionen Europäern den Tod. Für das Gemälde haben dem Künstler Wellington selber und andere überlebende Generäle oder Offiziere Modell gesessen. Im Londoner Hyde Park hat man dazu extra einen Pavillon aufstellen lassen. Wellington fand das Gemälde anschließend „magnificent“ und hat einige Zeichnungen von Pieneman gekauft.

Jan Willem Pieneman (1779-1853) war ein niederländischer Maler aus Amsterdam, bekannt für seine Historiengemälde. Die Schlacht bei Waterloo entsteht 1824, ist mit 567 x 823 cm sein größtes Werk und hängt im Rijksmuseum Amsterdam.

Heute ist der im Jahre 1826 künstlich aufgeschüttete Löwenhügel bei Waterloo (Butte du Lion) eine Touristenattraktion.


Wikipedia-Link zur Schlacht bei Waterloo


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