Die Loggia der Psyche
in der römischen Villa
des Agostino Chigi - gemalt
von Raffael (1483-1520)
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Psyche ist die jüngste von drei Prinzessinnen. Sie ist wunderschön und unnahbar. Jeder Mann wird von ihr geblendet, aber keiner hat den Mut sich ihr zu nähern. Das macht einsam und schafft Neider. Venus, bis dahin die schönste Frau im Universum, ist beunruhigt. Sie sieht ihre Stellung gefährdet und schickt ihren Sohn Amor aus, um Psyche aus dem Weg zu räumen. Ihr perfekt durchdachter Racheplan läuft schief, als sich Amor in die Schöne verliebt und sie mit Hilfe vom Windgott Zephyr in einen Zaubergarten bringen lässt. Jede Nacht kommt er zu ihr. Das Glück der beiden ist perfekt. Wäre da nicht die Neugierde auf der einen Seite und der Neid der Schwestern auf der anderen! Psyche verletzt die einzige Regel in diesem Paradies, nämlich ihren Bettgenossen Amor nie zu Gesicht bekommen zu dürfen. Der nächste Akt ist ein viel gemalter, denn er glüht vor Erotik. Es ist der Moment, wenn ein heißer Tropfen der Öllampe schwülstig auf Amors nackte Brust rieselt, dieser schmerzerfüllt erwacht, ziemlich wütend wird und zu seiner Mutter flüchtet.
In Rom hat sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts der wohlhabende Bankier und Kunstliebhaber Agostino Chigi /1466-1520) aus Siena die Villa Farnesina von Baldassare Peruzzi (1481-1536) am Lungotevere erbauen lassen. Italienische Renaissance pur, in der Architektur und Malerei perfekt miteinander fusionieren. Und kein geringerer als Raffael (1483-1520) hat sich dort mit seinen Schülern und anderen Kunstgrößen der Renaissance ausgetobt. Der Amor-und Psyche-Geschichte widmet er eine ganze Loggia. Inspiriert hat er sich vor allem bei Apuleius, der in seinem Roman Der Goldene Esel die Liebesgeschichte von Amor und Psyche ausführlich als Untergeschichte von einer alten Frau erzählen lässt.
Heute betritt man Die Loggia der Psyche von der Südseite...
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Eines der Amor-und-Psyche-Gemälde der Loggia der Psyche in der römischen Villa des Agostino Chigi | Bildquelle: Wikipedia
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20 Meter breit, sieben Meter tief und mehr als acht Meter hoch ist diese große Halle, die ursprünglich der Eingang der Villa war. In diesem Bereich haben nur Raffael und seine Schüler gemalt. Chigi, der Auftraggeber, hatte hier Hintergedanken und vergleicht seine Hochzeit mit Francesca Ordeaschi mit dem persönlichen Aufstieg in den Götterhimmel. Jede Szene ist mit Girlanden und Blumenschlangen von der nächsten getrennt und erzählt eine Episode der Psyche-Fabel. Bis zum langersehnte Happyend von Amor und Psyche muss die vertragsbrüchige, aber durchaus lernfähige Psyche viele Proben bestehen, denn so einen Götterhimmel bekommt man nicht umsonst.
Raffael beginnt seinen Gemäldezyklus mit der Vorgeschichte:
Im ersten Bild macht Venus ihren Sohn Amor auf die wunderschöne und unvergleichliche Nebenbuhlerin aufmerksam und befielt ihm, sie in das unansehbarste Geschöpf auf Erden zu verwandeln. Der Pfeil des Knaben, der sonst heiße Liebe hervorruft, soll hier zweckentfremdet werden.
Der nächste Bogenzwickel repräsentiert Amor und die drei Grazien im Gespräch.
In der dritten Szene beklagt sich Venus bei Ceres und Juno, dass ihr göttlicher Sohn Amor eine Liebesverbindung zur sterblichen Psyche unterhält und ihren Auftrag nicht ausgeführt hat.
In den nächsten zwei Gemälden fährt Venus mit ihrem Taubengespann zu Jupiter, um mit ihm über eine angebrachte Strafe für Psyche zu reden. Zu diesem Zeitpunkt hat Venus noch keine Ahnung, wo Amor seine Geliebte versteckt.
Im nächsten Bogenzwickel kommt der Bote Merkur zum Einsatz. Er soll der Menschheit verkünden, dass Venus demjenigen, der ihr hilft, Psyche ausfindet zu machen, sieben Küsse schenkt.
An dieser Stelle macht Raffael einen großen Sprung.
In der darauf folgenden Szene scheint Psyche ihrem Wunsch näher zu kommen, denn Amoretten bringen sie auf den Olymp. Sie hat von Proserpina ein ewige Schönheit garantierendes Elixier bekommen und offeriert es demütig ihrer zukünftigen Schwiegermutter, die freudig überrascht und defensiv die Arme hebt. Der Kuss, den Jupiter in der nächsten Szene Amor gibt, zeigt, dass Psyches Verfolgung eingestellt und sie nun als rechtliche Braut gehandelt wird. Jetzt kommt Merkur ins Spiel. Er darf Psyche diese frohe Botschaft überbringen.
In den anschließenden Szene tummeln sich Putten mit den Attributen von Pluto und Minerva. Raffael hat in der Mitte groß die Beratungsszene der Götter gemalt. Merkur übergibt Psyche den Becher der Unsterblichkeit. Das Hochzeits-Banquett findet im Kreise der Götter und Göttinnen statt. Horen schweben über der Götterwelt und verstreuen Blumen und Düfte. Ganymedes, mit dem Rücken zum Betrachter, reicht Jupiter einen Kelch. Girlanden und Früchte sind geschickt als Trennelemente eingesetzt. Hier hat auch Giovanni da Udine (1483-1520) mitgearbeitet.
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Diese Fresken sind nur ein kleiner Teil der Preziosen, die in der Villa Farnesina zu sehen sind. Hervorzuheben ist noch die Loggia der Galatea, östlich von Amor und Psyche. Neben Raffael kommt hier auch Sebastiano del Piombo (1485-1547) eine bedeutende Rolle zu.
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Christa Blenk - 27. Oktober 2024 ID 14985
Raffael hat sich oft nur um die Gesichter gekümmert, seine Schüler haben den Rest erledigt. Aber es ist unbedingt ein Meisterwerk, auch von der Farbgebung her.
1579 gelangte die Villa in den Besitz der Farnese Dynastie und wurde nur noch ab und an für Gäste bereit gestellt. 1735 ging der Bau erbschaftsmäßig an Karl IV., König der beiden Sizilien, über und wurde Diplomatenresidenz unter anderem für den spanischen Botschafter in Neapel. 1927 erwarb der italienische Staat die Villa und heute ist es ein Museum und einer der schönsten Orte in Rom. Ein großer Garten um die Villa herum sorgt für himmlische Ruhe.
Wikipedia-Link zu Raffaels Amor und Psyche
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