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15 Filme von

10 KünstlerInnen




Die Geburtsstunde der Videokunst fand mit einem Happening von Nam June Paik in Wuppertal Anfang der 1960er Jahre statt. Kurz darauf beeindruckte Wolf Vostell in New York mit You. 1968 kamen akustische und visuelle Projekte des Komponisten Mauricio Kagel dazu. Die Erfindung einer tragbaren Videoausrüstung Ende der 1960er Jahre machte es Künstlern möglich, ihren Arbeitsplatz dorthin zu verlegen, wo Kunst gerade stattfand. Joseph Beuys boxte auf einen Bildschirm ein, Paul McCarthy bespuckte die Linse, und William Wegman brachte seinem Hund das Lesen bei: everything goes. 1977 zog die Videokunst in die documenta 6 ein - wieder war Nam June Paik der Vertreter. Heute gehören Videoproduktionen zu den wichtigsten künstlerischen Ausdrucksformen.

Das international Forum Videoart at Midnight entstand durch eine Privatinitiative 2008 und hat sich zur Aufgabe gemacht, zeitgenössische Film-, Video- und Medienkunst in Berlin zu fördern. Die ausgewählten Werke werden jeweils im großen Saal des Kino Babylon in Berlin-Mitte vorgestellt. Vom 24. bis 26. April 2020 präsentierten die Berlinische Galerie und Videoart at Midnight 2020 das dreitägige BERLIN VIDEO ART FESTIVAL. Die Künstler haben alle schon einmal beim Videoart at Midnight Programm mitgemacht. Die Länge der Produktionen ist unterschiedlich und geht von ein paar Minuten bis über eine Stunde. In den vergangenen drei Tagen waren insgesamt 15 Filme von 10 KünstlerInnen jeweils ab 20 Uhr über Livestream vom Wohnzimmer aus zu sehen. Die Kurzfilme sind sozial- oder umweltpolitisch und auf ihre Art konventioneller, als dies bei den Anfängen der Videokunst der Fall war. Bei einigen Beiträgen spielen geschichtsträchtige Orte eine Rolle.

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Der vier-Minuten-Film Rumors of Affluence der kuwaitischen Künstlerin Monira al Quadiri (*1983) erzählt die Korruptionsgeschichte eines Börsencrashs in den 1980er Jahren in ihrem Heimatland. Geboren ist die Künstlerin im Senegal, aufgewachsen in Japan. Zurzeit lebt und arbeitet sie in Berlin.



Monira Al Qadiri, Rumours of Affluence (2012); video still


Filipa César (*1975) ist in Porto geboren und lebt ebenfalls in Berlin. Ihr halbstündiger Beitrag The Embassy entstand 2011 und setzt sich auf der Basis eines alten Fotoalbums aus den 1950er Jahren mit der Erinnerungsgeschichte und kolonialen Vergangenheit Portugals auseinander, in diesem Fall mit der portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau, dem blutigen Befreiungskampf und dem Unabhängigkeitsaktivisten Amilcas Cabral.

Das Künstlerduo Korpys und Löffler befasst sich in ihren Projekten oft mit Digitalisierung, Medienkompetenz und Medienmacht und geht der Entstehung von Fake News nach. Der 40-Minuten-Film Echokammer entstand während des G20-Gipfels in Hamburg. Andree Korpys (*1966) und Markus Löffler (*1963) leben und arbeiten beide in Berlin und Bremen.

Zankende Gorillas, gelangweilter, höflicher Smalltalk, Erniedrigungen, Kontroll- und Respektverlust und die Begriffe "Mensch-Tier", "Höflichkeit", "Macht", "Nähe", "Psychose" sind zu Zutaten zu dem Film Dekonditionierung (2007) der deutschen Künstlerin Antje Majewski (*1968). Hier begeben sich 60 Minuten lang fünf Menschen in einem Landhaus bei Berlin auf eine Gratwanderung zwischen Realität und Spiel. Die fünf SchauspielerInnen improvisieren jeden Tag eine unterschiedliche Rolle, tauschen ihre Persönlichkeit, ihren Status, wechseln Kleider oder Identität und müssen sich immer wieder neu erfinden, um sich mit ihrer jeweils neuen Rolle in der Gruppe zu behaupten. Inspiriert hierzu hat sich die Künstlerin bei Experimenten der dance and art commune Exploding Galaxy / Transmedia Explorations.

Silent ist ein Kurzfilm des Künstlerinnen-Duo Pauline Boudry & Renate Lorenz. Die Musikerin Aéria Negrot steht rauchend vor mehreren Mikrofonen am Berliner Oranienplatz und interpretiert aus der Partitur 4’33 von John Cage. Kommunikationsmöglich- und Unmöglichkeiten spielen auch hier eine tragende Rolle.

Aus Serbien kommt die Künstlerin Katarina Zdjelar (*1979). In Ihrem 3 ½-Minuten-Video lässt sie unterschiedliche Menschen miteinander, mutlos und lethargisch-zweifelnd die humanitäre Botschaft von John Lennons „Everythin Is gonna Be“ singen. Ganz im Zeitgeist sind die Sänger auf Distanz und sehen sich nicht, aber allright scheint nichts zu sein. Das Wort bleibt einem Sänger zum Schluss im Mund stecken. Der Film ist 2008 entstanden.



Katarina Zdjelar, still image from the video Everything Is Gonna Be, 2008, 3'35" Courtesy the artist and SpazioA


2018 hat das Künstlerduo Bettina Nürnberg & Dirk Peuke den Kurzfilm Franzosensand gedreht. Darin geht ein Schüler dem historischen Thema über ein Propaganda-Landgewinnungsprojekt der Nazis im Wattenmeer, auf der Hallig Franzosensand, nach. Das eingeblendete, historische Archivmaterial zeigt den Bau Anfang der 1930er Jahre und die offizielle Einweihung des Adolf-Hitler-Koogs durch Hitler selber im August 1935.

¿Sabe usted algo de la isla Friendship? (Do you know about Friendship Island?) fragt der Künstler Shingo Yoshida. Eine poetisch-philosophische Reise an den mysteriösen Ort Guaitecas (Chile), der auf keiner Landkarte eingezeichnet ist und an dem es außerirdisches Leben geben soll, so geht der Rumor. Der Film zeigt die Hin- und Rückfahrt auf die Insel und die mühsame Installation einer alten Radioantenne, um Signale zu empfangen. Auf dem unbequemen Weg durch das Dschungelgestrüpp kommt der Mann an einem Friedhof vorbei, was auf früheres Leben auf der Insel schließen lässt. Der Film dauert 33 Minuten und entstand 2012.

Shahram Entekhabi ist ein iranischer Videokünstler, der immer wieder mit spektakulären Aktionen für Aufruhr sorgt. Breakfast with Dinosaurs (2018) dauert gut 50 Minuten und beschreibt anhand von Gesprächen mit Taxifahrern oder mit einem Dinosauriermann das Leben in der Megapolis Teheran und der iranischen Gesellschaft. Das was man sieht und ahnt oder weiß, aber nicht sehen kann.

Das webcast Serienevent von Hiwa K Cooking with Mama starte 2006 in Mainz. Der Film zeigt wie internationale Schüler der Kunstakademie in Mainz mit Hiwa in 20 Minuten gefüllte Weinblätter zubereiten. Via Skype gibt ihm seine Mutter im Irak Rezepte und Tipps. Sie legt viel Wert darauf, dass er alles korrekt weiter gibt. Ein sympathisches Koch- und Übersetzungschaos vom Kurdischen in andere Sprachen und viel Spaß für die Beteiligten.



Hiwa K, Cooking with Mama, 2006, video still, courtesy the artist and KOW Berlin / Madrid


Christa Blenk - 27. April 2020
ID 12194
Weitere Infos siehe auch: https://berlinischegalerie.de/


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