"...dass ja nicht die Anhäufung toter Sammlungen für die Hauptsache zu halten, vielmehr ja nicht zu vergessen ist, dass sie sogar leicht beitragen, den Geist abzustumpfen und herabzuziehen", meinte damals schon Wilhelm v. Humboldt
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Bewertung:
Das Deutsche Historische Museum in Berlin wartet gerade (noch bis 19. April) im Untergeschoss seines PEI-Baus mit einer Sonderausstellung über Wilhelm und Alexander von Humboldt auf.
Die Gebrüder "werden heute als deutsche Kosmopoliten gefeiert. Sie verkörpern die Errungenschaften öffentlicher Bildung, eine neue Sicht auf die Natur und den unvoreingenommenen Blick auf die Kulturen jenseits Europas. Ihre Biografien sind jedoch auch von den Gegensätzen ihrer Zeit geprägt: Dem in der Aufklärung entworfenen Bild der Gleichheit der Menschen stehen die Existenz von Kolonialismus und Sklaverei entgegen. Die Neuentdeckung der Natur geht auch mit ihrer Beherrschung und Zerstörung einher. Internationaler Austausch und Kooperation verhindern nicht die nationale Abgrenzung."
Die ihrem Leben und ihrem Werk gewidmete Ausstellung verortet sie "als Europäer im Kontext ihrer Zeit. Sie blickt auf gesellschaftliche und politische Verhandlungs- und Gestaltungsräume, geht dem Verhältnis von Wissen und Macht nach und beleuchtet, wie Geschichtsbewusstsein, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft die Perspektive auf den Menschen und seine Umwelt verändern. Dabei treten Fragen nach der Aktualität und Bewertung ihrer Haltungen und Handlungen in unserer Gegenwart hervor."
(Quelle: dhm.de)
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Alexander von Humboldt in seinem Arbeitszimmer; Lithografie von Bardtenschlager, nach einem Aquarell von Eduard Hildebrandt, 1874; 34,5 x 45,3 cm | © Deutsches Historisches Museum/ S. Ahlers
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Wilhelm von Humboldt von Sir Thomas Lawrence (1769-1830), London, 1828; Öl auf Leinwand; 133 x 105 cm | Royal Collection Trust © Her Majesty Queen Elizabeth II 2019
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Die Schau gliedert sich in neun Abschnitte, und ihre inhaltliche Palette reicht dabei entsprechend ihrer Überschriftenleisten von "Matrix Deutschland" über "Ausweitung der Denkzonen" oder "Globale Interessen" bis "Mehr Licht".
Es gibt sehr viel (zu viel?) auf Tafeln und in aufgeklappten Büchern und gezeigten Schriftstücken unter Vitrinen zu (er-)lesen, ein paar Dutzend Ausstellungsobjekte zu besichtigen, und hören mag man auch mehr oder weniger bereitwillig - außer dass, nach Bedarf, Museumsgänger unter Kopfhörern per individuellem Guide sich durch die parzellierte Raumgestaltung führen lassen könnten, können sie auch in einer verschämten Ecke Schauspieler und Essayist Hanns Zischler wahrnehmen, wie er dort aus diversen Humboldt-Vorträgen zitiert; also per an die weiße Wand gebeamtem Ton-Video, nicht etwa live.
Wer sich nicht ganz so enthusiastisch und gezielt für die Gebrüder Humboldt und/oder ihre gelebte und gewirkte Zeit interessiert, hat es womöglich etwas schwer in puncto Orientierung; auch scheint uns der Raum relativ zugestellt zu sein, und störend - nicht nur bei der allgemeinen Fortbewegungsabsicht - sind v.a. die aus rein dekorativem Ausschmückungsgelüst herab hängenden Stoff- oder Papierplanen, worauf dann Dies & Das gedruckt wurde; wer wollte wohl womit hier imponieren?
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Ausstellungsansicht Wihelm und Alexander von Humboldt | © Deutsches Historisches Museum/David von Becker
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Von den repräsentativen Hinguckern seien die folgenden noch kurz erwähnt: ein Pferdekopf der Quadriga vom Brandenburger Tor, Prunkstühle des Wiener Kongresses, der Ramsden-Sextant und das Dollond-Teleskop von Alexander von Humboldt (!!), das aus dem Vatikan entliehene Krokodil aus weißem Marmor [s. Foto o.], die große Büste der Antonia Augusta aus dem 1. Jahrhundert oder die ägyptische Sitzstatue der Göttin Sachmet.
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Gisela Herwig - 11. Januar 2020 ID 11924
Weitere Infos siehe auch: https://www.dhm.de/
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