Eine Ausstellung des Berufsverbands bildender Künstler*innen Hamburg
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Bewertung:
Schon beim Betreten weiß man, das ist eine gute Ausstellung, großzügig platziert durch diesen überdimensionalen weißen Raum mit seiner hohen Decke, die auch große Installationen möglich macht. Es gibt Bilder, eine wachsende Fotowand, Zeichnerisches, Audio-Arbeiten, zu Kunst gewordenes Verpackungsmaterial, wachsendes Weizengras u.a.
Thematisiert wird hier das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur. "Return Code" ist ein Begriff aus der Softwareentwicklung und beschreibt eine kurze Rückmeldung des Computers, ob Systemfehler vorliegen. Ein überreifes Thema, man könnte sagen, immer mehr erfordert immer weniger. Das Thema ist komplex und voller Widersprüche, so sind die Kunstwerke dieser 19 Künstler auch sehr unterschiedlich, kuratorisch interessant gestaltet, weil mit vielen Positionen - und außerdem gut platziert.
Der erste Blick fällt auf die Arbeit von Kim Krebeck, Treibholz von der Natur gegeben, zusammengefasst durch 16,5 km schwarzen Faden. Es war eine Woche Arbeit nötig, 4 Tage allein wurde gesponnen. Nun kann man verweilen auf der Schaukel, die im Innenraum dieses Geflechts angebracht wurde.
Der Kontrast ist das synthetische Verpackungsmaterial, Farbiges Rauschen genannt, von Gabriele Walter, welches sich zusammenfindet aus aller Welt und zu Kunst wird, die hier sich drehend und poetisch einen bewegenden Schatten an die Wand wirft.
Die Welt wird also immer komplexer, und wir brauchen gemeinsame Lösungen.
Doch da erscheint der verantwortungslose Manager namens Mr. Linc, ein gerahmtes Ölbild von Penny Monogiou; sein Thron wackelt, ist eigentlich nur noch ein kaputter Stuhl, und der Heiligenschein kaum mehr zu erkennen, das Goldblatt bröckelt, die Machtposition ist dahin.
Da zeigt Stefan Oppermann Zeichnungen zum Thema Technik und Körper und nennt sie Erfindungen für eine bessere Welt.
Auch zeichnerisch werden Alte Landkarten der Welt von Anne Dingkuhn mystisch erweitert und bekommen beispielsweise durch das Seeungeheuer einer fast verlorenen Zeit oder einen DNA Strang aus der heutigen Wissenschaft andere Bedeutungsebenen. Es werden historische und zeitgenössische Systeme, unerklärliche Phänomene und vermeintliche Logik zusammengebracht. Wir meinen sie kontrollieren zu können, die Natur und die Technik.
Ganz nach dem Motto „Machet Euch die Erde untertan“ so heißt es in der Bibel.
Doch die Welt wird zunehmend komplexer, dabei wird Lebensraum zerstört, und alles soll genetisch optimiert werden. Der Künstler Per Pegelow und die Künstlerin Maren Goldenbaum-Henkel setzen sich mit dem Institut Gatersleben in Leipzig dafür ein, alte Getreidesorten wieder wachsen zu lassen, Saatgut ohne Lizenz. So sehen wir ein kleines Weizengras-Feld, es wird beobachtet, wie es wächst durch einen Projektionsballon.
Das beobachtende Auge.
Wir können die Augen offen halten und so zu Veränderung drängen. Immer wollen wir Sicherheit, gehen diesen Schritt nicht, die Angst ist zu groß, die Menschen verstehen nicht, dass sie es sind, die Zukunft gestalten.
Jaret Bartz hat dazu einen Turm gebaut aus 38 noch nach Elbe riechende rote Ringe der Seenotrettung.
Das erinnert doch irgendwie an den Turmbau zu Babel, zumal er schon am Kippen ist.
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Leider kann ich hier nicht alle Kunstwerke erwähnen, deshalb lohnt es sich, sie vor Ort zu erkunden, zu erleben und sich klar zu machen, dass der Mensch zwar immer nach einfachen Lösungen sucht, die er dann obendrein immer als unrealistisch abtut. Wir können aber verstehen lernen, dass wir auch in bestehende komplexe Systeme eingreifen könnten.
Ein Aspekt von Kunst.
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RETURN CODES im Kunsthaus Hamburg: Mr.Linc von Penny Monogiou, Monotironie II von Kim Krebeck, fragile acting von Jared Bartz (v.l.n.r.) | Foto: Liane Kampeter
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Liane Kampeter - 29. Januar 2020 ID 11963
Weitere Infos siehe auch: https://kunsthaushamburg.de/
Post an Liane Kampeter
https://www.liane-kampeter.de
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