Rachel Joyce - Die unwahrschienliche Pilgerreise des Harold Fry
RomanFischer Krüger Verlag 2012 ISBN 9783810510792
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Ein außergewöhnlich schönes Buch, welches nach der letzten Seite immer noch nachhallt. Alles dreht sich um Harold Fry, seines Zeichens pensionierter Brauereimitarbeiter, welcher eines Tages einen Brief von seiner alten Arbeitskollegin Queenie erhält. Er erfährt, dass seine Freundin an Krebs leidet und sich in einem Hospiz in Schottland befindet. Er notiert schnell ein paar Zeilen und macht sich auf den Weg zum Briefkasten. Dies ist der Beginn seiner ungeplanten Pilgerreise.
Er läuft am ersten Briefkasten vorbei, dann am zweiten, am Postamt usw. Er läuft einfach und fühlt sich zum ersten Mal seit seiner 6monatigen Pensionierung wieder gebraucht und frei. Harold beschließt die über 1000 km zu Queenie nach Schottland zu laufen, da er der Überzeugung ist, dass ihr dieser Einsatz helfen wird zu leben.
»Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben.«
Unterwegs begegnet der zurückgezogene Mittsechziger den unterschiedlichsten Menschen, er hört sich deren Geschichten an und trägt seine eigenen Beweggründe der Reise weiter. Währenddessen durchlebt seine Frau Maureen daheim ein Auf und Ab der Gefühle, von Wut und Ärger über das waghalsige Unternehmen ihres Mannes bishin zu Einsamkeit, Abhängigkeit und Stolz. Auch Harold erinnert sich während seiner Reise immer wieder episodenhaft an seine Vergangenheit, an das erste Treffen mit Maureen, an seinen Sohn David, an Queenie. Langsam spinnt sich die Geschichte, nicht zuletzt dank der vilen Erinnerungen, zu einem dichten Netz über das bewegende Leben des Pilgers. Die Handlung kippt, als sich die ersten „Jünger“ anschließen und Harold aus seiner inneren Zufriedenheit herausholen. Er macht sich Sorgen um die Leute, die ihn für mehr oder minder lange Etappen begleiten und unternimmt nicht nur einmal den Versuch, diesem aufgezwungenen Gruppenleben zu entfliehen. Auch die Gruppe entwickelt eine eigene Dynamik, die sich letzlich gegen Harold richtet. Diesem gelingt es jedoch bald wieder, auf seinen eigentlichen Weg zurück zu finden. Während dieser bildgewaltig beschriebenen Pilgerepisoden spielt auch Maureen eine immer wichtigere Rolle. Sie bricht aus sich aus und fiebert mehr und mehr mit ihrem Mann mit. Auch als er kurz davor ist aufzugeben, ist sie es, die ihn zum Weitergehen animiert. Sie fährt ihm hinterher, um ihn zu unterstützen und setzt sich so wieder mit ihrer eigenen Beziehung und ihrer Liebe zu diesem Mann auseinander.
Als Harold sein Ziel erreicht, fügt sich die komplette Geschichte nahtlos zusammen. Queenie hat auf ihn gewartet, Maureen ist wieder die Frau, in die sich Harold verliebt hat, und beide haben neue Lebensfreude und neuen Mut gewonnen.
Dieses Buch ist seit langem mal wieder ein literarischer Seelenbalsam, der einfach nur gut tut. Hat man einmal angefangen, kann man es nur schwer aus der Hand legen.
Andrea Herbrig - 6. März 2013 ID 6601
Rachel Joyce, Die unwahrscheinlihe Pilgerreise des Harold Fry
Hardcover
378 S.
18,99 € [D]
ISBN 9783810510792
Fischer Krüger Verlag
Siehe auch:
http://www.fischerverlage.de/verlage/fischer_krueger
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