Der kluge
Bär
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Der inzwischen 90jährige Reiner Zimnik gehörte in den 50er, 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den wichtigsten Modernisierern des Kinderbuchs in Deutschland, sowohl von den Sujets, wie vom Illustrationsstil her. Dass Diogenes jetzt Der Bär auf dem Motorrad von 1963, nach immerhin mehr als einem halben Jahrhundert, erneut auflegt, beweist die anhaltende Popularität Zimniks und die Zeitlosigkeit seiner Geschichten.
Der Bär auf dem Motorrad enthält im Vergleich zu anderen Büchern, die für Kinder ab vier Jahren empfohlen werden, viel Text. Der Protagonist ist ein Zirkusbär, und er spricht die Bärensprache, die der Autor für die Zuhörer der Vorlesenden übersetzt.
Reiner Zimnik füllt seine Bilder detailfreudig aus. In ihrer Nähe zur Karikatur, vor allem bei den Menschengesichtern, wirken sie moderner als viele neuere Kinderbuchillustrationen. Sie nehmen ihre Nutzer ernst, unterfordern sie nicht durch angebliche Kindgemäßheit. Köstlich etwa ist der grimmige Blick des Bären in seinem Käfig, der darüber verärgert ist, dass ihn ein Junge dumm genannt hat, weil er auf seinem Motorrad immer nur im Kreis fährt. Und da ist der Polizist, der – ein Relikt aus der Zeit, als das Buch entstand – auf einer Kreuzung den Verkehr regelt und „Es ist unglaublich“ stammelt, und da sind die Menschen, die sich hinter parkenden Autos verstecken.
Der Text ist geeignet, auch Erwachsenen Spaß zu machen. Er beweist, dass Kinderliteratur nicht anders als jede Literatur Sprachkunst ist. Darin ist Zimnik, mit Interjektionen und mit Witz den meisten Kinderbuchautoren überlegen – und übrigens der englischen Tradition näher als der deutschen.
Thomas Rothschild – 26. März 2021 ID 12833
Diogenes-Link zu Der Bär auf dem Motorrad
Post an Dr. Thomas Rothschild
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