Blutige
Dornen
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Bewertung:
Dornröschen, das Märchen vom hundertjährigen Schlaf einer schönen Prinzessin, stand Pate für die Dilogie, die nun nach gut 800 Seiten ein Ende findet. Ein Jahr nach Dornenthron ist die Fortsetzung Narrenkrone erschienen, schließt exakt an diese an, ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes verständlich.
Boris Koch entführt uns in das Königreich Lathien, das von einer großen Dürre geplagt wird. Der despotische König Tiban regiert mit harter Hand und will durch Menschenopfer die Trockenheit beenden. Doch die Untertanen, die er öffentlich hängen lässt, ändern nicht das Wetter, sondern das Morden sorgt für Angst und Schrecken im ganzen Land.
"Der Kerker war voll, und weil der Regen einfach nicht kommen wollte, hatte König Tiban beschlossen zu handeln.
Arlac setzte die Kappe auf, und die Glöckchen bimmelten leise. Langsam stieg er von der Mauer, um ins Schloss zurückzukehren, wo er wilde Scherze treiben würde, bis er heiser war. Das war seine Aufgabe. Was konnte man auch sonst tun? Das ganze Land schien dem Scherz eines Narren entsprungen, wer wollte da nicht lachen und sich vor Freude auf die Schenkel klopfen?" (S. 49)
Arlac der Narr bringt es auf den Punkt, bleibt aber am Hof. Andere treibt es in die ehemalige Hauptstadt. Ycena ist ein geheimnisvoller Ort, in dessen Zentrum der Palast mit all seinen Reichtümern liegen soll. Sehen kann man ihn nicht, denn er ist mit einer unvorstellbar großen, dornenbewaffneten Hecke überwachsen. Hier gleitet das Buch ins Märchenhafte. Fantasyelemente schaffen eine spezielle Welt, in der besondere Gesetze und eine eigene Ordnung gelten. So ist es lebensgefährlich die nächtlichen Straßen von Ycena zu betreten, da dunkle Kreaturen in der stets rabenschwarzen Nacht ihr Unwesen treiben. Wer diese Dämonen sind, erfahren wir nicht, da kein Mensch ohne Obdach darüber berichten kann, denn er wird den nächsten Morgen nicht mehr erleben.
Die Sucher, die die Hecke durchdringen wollen, um auf den verborgenen Palast mit seinen Schätzen, aber auch seinen Bewohner zu stoßen, glauben an eine Legende. Im Palast wartet eine schöne Königstochter in ihrem Hunderte von Jahren andauernden Schlaf. Wer sie mit einem Kuss weckt, wird ihr Retter und gleichzeitig König. Davon träumt nicht nur Ukalion, der uneheliche und nicht anerkannte Sohn von Tiban, der sein Leben bisher als armer Müllergehilfe fristete. Auch die anderen Sucher kämpfen gegen die allesumfassende Hecke in der Hoffnung auf Ruhm und Reichtum.
Die meisten von ihnen lernten wir bereits im ersten Band kennen. Bei der Fülle der Figuren habe ich zumindest deren Biografien nach einem Jahr nicht mehr präsent. Hier hilft ein rasches Nachschlagen im Klappentext, der die wichtigen Figuren kurz charakterisiert.
Und dann ist da noch Arlac der Hofnarr, der Tiban und seinen Sohn bei Laune hält, aber auch provoziert. Interessant ist, wie Boris Koch die Gedanken des Narren entwickelt und sein Treiben erklärt und nachvollziehbar macht. Welche Macht Arlac inne wohnt und wie er diese einsetzt, macht den Roman besonders spannend.
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Mit Narrenkrone tauchen wir ein in eine fremde Welt, in eine unbekannte Zeit, vielseitig, bunt und grausam. Anders als im ersten Teil, bei dem die Handlungen eher in die tiefe Vergangenheit zielen, wechselt der Autor hier von Mystery nach Fantasy. Damit wird dieser zweite Band besonders für die Liebhaber dieser Gattung besonders attraktiv.
Ellen Norten - 23. Juni 2021 ID 12995
Knaur-Link zu
Narrenkrone von Boris Koch
Post an Dr. Ellen Norten
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