40 Jahre
Wohnungsbau
|
|
Bewertung:
Welcher weltweit erfolgreich agierende Architekt würde sagen, dass Wohnbauten das Zentrum seines Schaffens bilden und dass die Beschäftigung damit, wie Menschen wohnen und wie man diese Wohnbauten in die Stadtstrukturen einfügt, zu den spannendsten Aufgaben seines Büros gehören. Roger Diener macht das, allerdings spricht er nicht von Projekten oder Bauten, sondern er benutzt das einfache Wort Häuser.
Ebenso ungewöhnlich: von 2005 bis 2013 war Roger Diener Mitglied des Landesdenkmalrats Berlin. Seit 2013 ist er in der Schweizer Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege tätig und seit 2018 Mitglied der Denkmalpflegekommission der Stadt Zürich. Wo gemeinhin in der Architektenszene die Denkmalpfleger als die natürlichen Feinde der Architekten bezeichnet werden, begibt er sich wissentlich mitten hinein in die Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen:
"Unsere Entwürfe bilden eine gewachsene Sequenz, deren Wirkung man als kontrovers bezeichnen kann. Auch wenn sich ihre Eigenart an der Form festmachen lässt, steht dahinter die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand des Entwurfs jenseits der Form: Entwerfen bedeutet für uns das Einmessen einer Bauaufgabe in den gesellschaftlichen Zusammenhang der Stadt. Erst aus diesem Prozess ergeben sich die städtebaulichen und architektonischen Konsequenzen für einen Entwurf. Die Bauaufgabe oder genauer das Verhältnis von Programm und Ort muss jedes Mal neu bestimmt werden." (Quelle: dienerdiener.ch)
Und wo kann man dieses Credo besser umsetzten als bei Wohnbauten.
Wohnbauten stehen meist in einem städtebaulichen und gesellschaftlichen Kontext. Sie sollten nicht den Anspruch haben, Aufmerksamkeit zu erregen. Einreihen sollen sie sich und trotzdem eine Identität schaffen und eine gute Adresse für ihre Bewohner sein. Die vorliegende Dokumentation der Wohnbauten des Büros Diener & Diener erbringt den Beweis, wie sich das Büro seit nunmehr vielen Jahren - 1942 gründete es der Vater von Roger Diener in Basel - der Bauaufgabe Wohnen anhand einer Vielzahl von gesellschaftlichen und städtebaulichen Dimensionen beschäftigt, aber ausdrücklich nicht mit der bildhaften Wiedererkennbarkeit der Häuser. Wo sich viele exponierte Architekten geradezu verbissen damit beschäftigen, eine eigene Handschrift zu entwickeln, die unmittelbar mit ihrem Namen in Verbindung gebracht wird, hat Roger Diener kein Problem damit, dass sich seine Bauten auch mal einfach „weggucken“. Ich hatte das Glück ihm einmal persönlich zu begegnen: Genauso wenig wie er seine Architektur zelebriert, exponiert er sich als Mensch. Ganz sicher mit den Regeln der Architektur und mit sich im Reinen, erlebt man keine Spur von individuellem Branding.
In diesem Buch werden die Wohnbauten von Diener & Diener systematisch dargestellt und in ihren städtebaulichen und architektonischen Bedeutungen diskutiert. Die Verfasser haben dafür viele Dokumenten des Büros und die gesammelten Vorträge von Roger Diener ausgewertet. Es werden allgemeine Typologien herausgearbeitet, welche den Häusern von Diener & Diener in der Schweiz, Frankreich, Niederlanden und Deutschland zugrunde liegen. Eine inspirierende Dokumentation, gleichfalls für Laien und Fachpublikum geeignet.
Steffen Kühn - 30. Juli 2020 ID 12376
Park Books-Link zum
Wohnungsbau von Diener & Diener
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
Buchkritiken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeige:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
AUTORENLESUNGEN
BUCHKRITIKEN
DEBATTEN
ETYMOLOGISCHES von Professor Gutknecht
INTERVIEWS
KURZGESCHICHTEN- WETTBEWERB [Archiv]
LESEN IM URLAUB
PORTRÄTS Autoren, Bibliotheken, Verlage
UNSERE NEUE GESCHICHTE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|