Der Name
ist Programm
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Bruch heißt der neue Kommissar, und ein Bruch ist es auch in der Krimiserie von Frank Goldammer. Sein bisheriger Ermittler Max Heller arbeitete und recherchierte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Dresden. Die Romane lieferten einen kurzen Abriss der damaligen Zeit mit all ihren Tücken und politischen Fallstricken für den Ermittler. Nun hat Goldammer einen "Bruch'' überwunden und ist in die Jetztzeit eingetaucht. Natürlich ist der Ermittler nicht weiter Kommissar Heller, denn der ist mindestens in Rente geschickt worden, vielleicht sogar schon tot. Bruch ist also der Ermittler, und Schauer heißt bezeichnenderweise seine neue Partnerin. Bruch beliebt nicht zu sprechen, schluckt eigenartige Medikamente, die wohl nicht auf einer ärztlichen Verschreibung beruhen, und unterhält ein geheimes Zimmer in seinem Haus, in das niemand hinein darf.
Zur Handlung: In Dresden verschwindet ein junges Mädchen. Es wird keine Leiche gefunden, und es deutet auch nichts auf ein Verbrechen hin, aber der Teenager taucht auch nicht wieder auf. Fatal dabei; zwei Jahre zuvor ist ein ähnlicher Fall aufgetreten, ein Mädchen im gleichen Alter verschwand für zwei Wochen, stand plötzlich wieder vor der Haustür, gab aber keinerlei Auskünfte darüber, wo sie sich aufgehalten hatte.
Der Verdacht, wo ihr Aufenthaltsort gewesen sein könnte, richtet sich auf ein altes, verfallenes Bauernhaus mit Scheune. Das Anwesen ist unübersichtlich und von erheblicher Größe. Hier stecken jede Menge Gefahren, da die Baumaterialien im Lauf der Jahre brüchig geworden sind und das Dach dabei ist einzustürzen. Für einige Jugendliche ist dies gerade deswegen der gefundene Raum für ihre heimlichen Treffen. Eigentümlich dabei ist, dass die kurz zuvor verstorbene Bäuerin, der diese Einrichtung gehörte, Haus und Grundstück an einen Nachbarn überschrieben hatte. Bruch und Schauer richten also ihren Fokus auf das Bauernhaus, und Bruch stellt Schauer vor vollendete Tatsachen, indem er sagt, er würde in dem Haus übernachten. Das kann Schauer nicht auf sich sitzen lassen und gesellt sich zu Bruch und wohnt dem eigenartigen Unterfangen bei, bereut aber bald ihren Entschluss.
"Erstaunlich, wie es der Mensch schafft, schlechte Dinge zu verdrängen, bis es so weit war, sich ihnen zu stellen. Eine ganz gute Eigenschaft eigentlich, nur dass man dann von der Realität sehr brutal eingeholt wurde. Jetzt, angesichts der finster gegen den dunklen, bewölkten Himmel aufragenden Silhouette des Bauernhofes, rutschte Schauer das Herz in die Hose. Was den Tag über wie eine beknackte Idee geklungen hatte, ein kleiner Abenteuertrip, wurde nun zur Tatsache. Hier in diesem finsteren feuchten Loch die Nacht zu verbringen, war die dümmste Idee seit langem, und lieber würde sie sich jetzt noch mal operieren lassen, als hier zu sein." (S. 137)
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Tatsächlich schafft es Frank Goldammer die unheimliche Seite dieser Location mehr als beängstigend zu schildern. Als es zu einer zweiten Übernachtung im Bauernhaus kommt, zittert der Leser schon mi, ob der Dinge, die dort passieren könnten. Es ist eine eigenartige Geschichte und ein eigenartiges Ermittlerpaar. Der Krimi schert aus den üblichen gängigen Handlungen aus, wobei ich mir nicht sicher bin, ob mir dieser Alleingang wirklich gefällt. Man muss sich auf die beiden einlassen und insbesondere bei Bruch zulassen, dass wieder einmal ein durchgeknallter Kommissar hier seine Arbeit tut. Aber das kennen wir ja schon von zahlreichen Tatortfolgen im Fernsehen, wo ja immer wieder eigenartige Ermittler mit sich selber nicht im Reinen sind, trotzdem aber ihre Arbeit machen.
Ellen Norten - 22. November 2022 ID 13926
Verlagslink zu Frank Goldammers Krimi
Bruch
Post an Dr. Ellen Norten
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