Beängstigende
Allianz
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Bewertung:
Der Autor Adrian Geiges ist sowas wie eine schillernde Figur. 1960 in Basel geboren, war er als junger Mann lange Jahre Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei in der BRD. 1980 war er tatsächlich als westdeutscher Linker für ein ganzes Jahr in der DDR an einer Kaderschmiede für Nachwuchsfunktionäre. Mit Gorbatschows Perestroika kam dann der Bruch mit der kommunistischen Internationale. Er spricht russisch und hat Chinesisch studiert. Als Journalist hat er für beide Länder als Auslandkorrespondent unter anderem für den Stern und Spiegel-TV gearbeitet. Und als Unternehmer war er tätig: in Schanghai hat er das Zeitschriftengeschäft des Verlags Gruner + Jahr aufgebaut und geleitet. Also jemand, der beide Länder von innen kennt. Es hat ihn befähigt, 2021 die erste deutschsprachige Biografie des chinesischen Partei- und Staatschefs Xi Jinping zusammen mit dem langjährigen Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust herauszugeben.
Und jetzt geht er weiter und verbindet seine Kenntnisse und Erfahrungen über Russland und China zu einer spannenden Darstellung über die beängstigende Allianz, welche sich zwischen Russland und China gerade bildet. Der Vorteil von Geiges ist, er ist nach seinem Bruch mit der kommunistischen Internationale nicht zum nächsten "-ismus" konvertiert. Er versucht, mit einer journalistischen Perspektive möglichst neutral zu berichten. Sein großer Vorteil ist, dass er durch die Mitgliedschaft in der DKP und die Ausbildung an einer Kaderschmiede der DDR die Sprache und Verhaltensweisen von Personen wie Xi Jinping und Wladimir Putin entschlüsseln kann. Wo westliche Politiker sich oft von einem Wunschdenken nützlichen Partnerschaften leiten lassen, legt er den Finger in die Wunde. Und er entlarvt westliche Unternehmer, welche angesichts eines Marktes von über einer Milliarde Menschen Menschenrechte und westliche Werte wie die Freiheit von Andersdenkenden vor allem in China leichtfertig über Bord werfen. Geiges nennt die Manager von BASF, Ruhrgas, und Volkswagen nützliche Idioten. Er begleitete 1997 den VW Manager Dr. Martin Poth bei einem Besuchsprogramm anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde von Shanghai an Poth. Bei durchorganisierten Empfängen zum Beispiel von jungen Pionieren lässt sich Poth stolz ein rotes Halstuch umbinden. Argumente von Geiges, welcher Drill und welche Unfreiheit dahinter stehen, werden mit dem immergleichen Argument „man sollte hier nicht europäische Maßstäbe ansetzen“ weggewischt.
Bei der Schilderung der Entwicklungen beider Länder zeigt Geiges spannende Parallelen auf. Sein Buch Front gegen die Freiheit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und hat keinen geschichtswissenschaftlichen Anspruch. Die Botschaft ist der dringende Appell an die westliche Welt, China und Russland und ihre Führer endlich beim Wort zu nehmen. So sind die Inhalte ausgewählt und choreografiert. Beim Krieg Russlands gegen die Ukraine ist es schon zu spät. Auf die Aussage von Präsident Biden, sich im Falle eines Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine nicht einzumischen, folgte der Befehl Putins, die Ukraine anzugreifen. Im Fall von Taiwan sieht Geiges eine ähnliche Entwicklung: im letzten Weißbuch der kommunistischen Partei Chinas, wurde der Hinweis früherer Weißbücher, nicht zu versuchen Taiwan mit Gewalt wieder an China zu binden, gestrichen. Für Geiges ein eindeutiges Zeichen, dass Xi Jinping noch in seiner Amtszeit versuchen wird, sich Taiwan einzuverleiben. Er plädiert deshalb dafür jetzt mit dem Säbeln zu rasseln, um zu vermeiden, wenn es zu spät ist wie in der Ukraine, den Säbel einsetzen zu müssen.
Steffen Kühn - 1. Oktober 2024 ID 14946
Piper-Link zum Sachbuch
Front gegen die Freiheit
Post an Steffen Kühn
http://www.hofklang.de
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