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Dies war keine gute Saison fürs Reisen und für die Gastronomie. Den Gault & Millau Österreich ficht das nicht an. Mit einer Verspätung, aber im gewohnten Format – seit vergangenem Jahr mit einem eigenen Hotelguide als Zugabe zum Restaurant- und zum Weinguide – liefert er seine Bewertungen und Kommentare für das bei den Deutschen so beliebte Nachbarland, das in der gegebenen Situation möglicherweise sogar davon profitiert, dass man es mühelos mit dem Auto erreichen kann.

Wie gewohnt werden gleich in einer ganzen Reihe von Kategorien Spitzenplätze ausgezeichnet. Koch des Jahres ist Max Natmessnig vom Rote Wand Chef's Table im schicken Lech am Arlberg, wo eine ganze Menge Hauben zusammen kommen und wohl auch Schigäste, die hoffentlich aus Ischgl ihre Lehren gezogen haben. Newcomerin des Jahres ist Clara Aue vom Gralhof, der am Kärntner Weissensee mit der überschätzten Forelle konkurriert. Auch der Sommelier des Jahres Daniel Schicker kommt aus einem Restaurant, das seit vielen Jahren die Spitzenlisten ziert: aus dem Mühltalhof im oberösterreichischen Neufelden. Den Wein des Jahres keltert ein Urgestein aus dem Burgenland: Albert Gesellmann. Mit anderen Worten: die Überraschungen halten sich auch diesmal in Grenzen.

Zu den Aufsteigern gehört Karl Kollmann auf der steirischen Burg Deutschlandsberg, die im übrigen jedem empfohlen werden kann, dem es nach einem romantischen Urlaub abseits vom Touristentrubel verlangt. Auch Das Schindler in Innsbruck, das geradezu unglaublich günstige und zugleich exquisite Mittagsmenüs anbietet, ist aufgestiegen. Neu unter den Haubenlokalen ist der Knappenhof in Reichenau an der Rax. Als beliebte Unterkunft hat er eine lange Geschichte. Allerdings hat ihm das eine snobistische Atmosphäre eingebracht, die nicht jedermanns Sache sein dürfte. Ganz das Gegenteil gilt für den ebenfalls neu aufgenommenen Heuer am (Wiener) Karlsplatz, der, mit einem weitläufigen Außenbereich, als Szenelokal gelten kann.

Wie in jedem Jahr vermisst man einzelne Gasthäuser und Restaurants, die nicht fehlen dürften. Andererseits trifft man im Weinführer in großer Zahl auf die üblichen Verdächtigen. Hilfreich für Liebhaber eines guten Tropfens, die vernünftigerweise nach der Verkostung nicht ins Auto steigen wollen, ist ein schmales Kapitel mit Weingütern, die eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten.

Die Hotels sind im Guide nach Kategorien geordnet – Adults Only, Am Wasser, Design, Romantik etc. Gegenüber dem Vorjahr hat er sich von 368 auf 224 Seiten verschmälert, unter anderem auf Kosten des ausgelagerten Südtirol-Anhangs. Schade.


Thomas Rothschild – 7. Dezember 2021
ID 13348
Verlagslink zum Gault & Millau Österreich 2022


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